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"Bike and Business"

Das Herbstwetter lädt in diesen Wochen nicht gerade zum Radfahren ein, doch vielleicht sollten Sie gerade bei rauem Wetter auf zwei Rädern anstatt mit dem Auto zur Arbeit fahren: Radfahren schont die Umwelt und ist außerdem gesund, so dass Radfahrer die zur Zeit grassierende Erkältungswelle besser überstehen können als andere Menschen. Diese Argumente sind nicht neu, doch sie stoßen in der Öffentlichkeit zunehmend auf Gehör: Die Bundesregierung hat einen nationalen Radverkehrsplan, einige Länder tun es ihr gleich. Und so mancher Arbeitgeber sorgt nicht nur für Parkplätze auf dem Firmengelände, sondern auch für eine angemessene Versorgung der Radfahrer. Ein Projekt zur Förderung des Radfahrens zur Arbeit trägt den Titel "Bike and Business".

Michael Ruffert |
    Jörg Bauer muss man nicht erst zum Fahrrad fahren überreden. Der Vater von zwei Kindern fährt bei fast jedem Wetter von seinem Wohnort zum Arbeitsplatz in der hessischen Kleinstadt Eschborn. Die fünf Kilometer schafft er je nach Tagesform in 15 bis 20 Minuten.
    Trotzdem freut sich der Fachplaner für Energie, dass sein Arbeitgeber, die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit, (GTZ), an dem Projekt "Bike and Business" im Rhein-Main-Gebiet teilnimmt:

    Ich bin sehr froh über die Aktion, weil bisher die Fahrradständer eine Katastrophe waren. Nicht nur, dass es Speichenbrecher waren, es war auch so, dass die immer voll waren. Wenn ich als Spätaufsteher dann um 9 Uhr kam, waren die schon alle belegt und ich musste mein Fahrrad an die Regenrinne anschließen. Und auch die Duschen sind natürlich ein Riesenvorteil.

    Ziel des Projektes ist es, Berufspendler zu motivieren, vom Auto auf das Rad umzusteigen. Die GTZ, die staatliche Entwicklungshilfeorganisation, hat daher die Infrastruktur für Radfahrer im Haus verbessert. Es wurden neue moderne Ständer eingerichtet, es gibt neue Duschen, abschließbare Schränke für Radlerkleidung und ein Biker-Forum im Intra-Net. Dort können sich alte und neue Zweiradfans über Probleme beim Radfahren austauschen. Der stellvertretende Umweltbeauftragte der GTZ, Roger Wolf, erläutert:

    Der Autoverkehr ist gerade hier in Eschborn an den Grenzen, man steht mehr im Stau, als das man fährt. Dann ist natürlich ein Umweltaspekt mit dabei, dann ist nicht zu verachten, ein gesundheitlicher Aspekt. Da hatten wir übrigens sofort unseren Geschäftsführer und unseren Betriebsarzt auf unserer Seite, denn Mitarbeiter, die sich bewegen, sind fit. Fitte Mitarbeiter sind gesünder und fehlen weniger oft.

    Eschborn, wo die GTZ ihren Sitz hat, ist eine Kleinstadt im Speckgürtel um Frankfurt am Main. Zahlreiche Unternehmen sind dort angesiedelt. Bislang haben es Radfahrer im Rhein-Main-Verkehrchaos nicht leicht, wie Jörg Bauer aus Erfahrung weiß:

    Der Straßenverkehr ist hier sehr brutal, muss man leider sagen, die Autofahrer sind sehr rücksichtslos - in so einem Umfeld sind Fahrradwege schon ein großes Bedürfnis für Fahrradfahrer.

    Notwendig ist es daher, das Radwege-Netz zu verbessern und Radlern die Orientierung zu erleichtern. An dieser Aufgabe wirken verschiedene Akteure mit. Zur Projektgruppe gehören das hessische Verkehrsministerium, die regionale Nahverkehrsgesellschaft, der Planungsverband Frankfurt / Rhein-Main, die Stadt Eschborn und der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC). Norbert Sanden, Geschäfsführer des ADFC Hessen, lobt die Anstrengungen der Stadt Eschborn:

    Die Stadt Eschborn, wo wir als Pilotprojekt begonnen haben, hat sich sehr viel Mühe gegeben und hat in den letzten Monaten ein sehr gutes Radverkehrskonzept erstellt. Und hat in der Folge auch Gelder zur Verfügung gestellt, über eine halbe Millionen Euro, um verschiedene Gefahrenpunkte zu beseitigen und verschiedene Wege besser auszubauen.

    Damit ist ein Anfang gemacht, denn das Projekt ist auf zehn Jahre angelegt. Weitere Unternehmen wurden bereits angeschrieben, eine neue Fahrradkarte erscheint zunächst in einer Auflage von 5.000 Stück. Außerdem haben eine Telekom-Niederlassung, die Verwaltung der Stadt Eschborn und die Fraport AG am Frankfurter Flughafen Interesse an dem Projekt signalisiert.