
"Diese Ergebnisbekanntgabe passiert dann immer so plötzlich. Ich glaube, so richtig checken werde ich das erst in einer Stunde oder so. Aber toll, Wahnsinn."
Kai Strobel kann es noch nicht so richtig glauben. Gerade wurde der Deutsche zum ersten Preisträger im Fach Schlagzeug gekürt. Über vier Runden musste er sein Können auf Trommeln, Marimba und Vibraphon beweisen – nicht nur musikalisch, sondern auch körperlich ein großer Kraftakt. Aber das gehört eben dazu, sagt Jurorin Nina Janßen-Deinzer:
"Das ist wie im Hochleistungssport: Es gewinnt keiner die Goldmedaille bei Olympia im 100-Meterlauf, wenn er nicht richtig, richtig hart dafür trainiert. Und das ist bei uns hier nichts anderes."
Sie saß im Fach Klarinette auf der Jury-Bank und kürte mit ihren Kollegen am Ende den Franzosen Joë Christophe zum ersten Preisträger. Er überzeugte durch den gesamten Wettbewerb nicht nur mit klassischem Repertoire, sondern auch mit zeitgenössischen Werken wie der Auftragskomposition von Mark Simpson. Hierfür erhielt Joë Christophe zudem den Sonderpreis für die beste Interpretation.
Kein erster Preis beim Fagott
Eine einzige Kategorie musste in diesem Jahr ohne Ersten Preis auskommen – beim Fagott gab es stattdessen zwei zweite Preisträger: den Italiener Andrea Cellacchi und den gebürtigen Münchner Mathis Stier. Auf einen ersten Preisträger konnte sich die Jury nicht einigen, wie der Vorsitzende Milan Turkovic nach der Bekanntgabe erklärte:
"Es ist zu dieser Entscheidung gekommen – nach langer Diskussion allerdings –, weil keine zwei ersten Preise verliehen werden. Sonst hätten wir einen benachteiligt."
Im Fach Cello begeisterte der Japaner Haruma Sato Maria Kliegel und ihre Jury-Kollegen mit seiner Wahl des extrem anspruchsvollen und fast nie zu hörenden zweiten Cellokonzerts von Dmitri Schostakowitsch. Dafür wurde er am Ende mit dem ersten Preis belohnt.
"Herr Sato hat sich da reingewagt, und das muss man auch mit honorieren, dass er den Mut hat. Die Ohren müssen soviel mitkriegen. Man muss sich auf sich selbst konzentrieren und die Situation. Das ist schon eine Riesenherausforderung, und das hat er verdammt gut gemacht."

Ausschließlich Männer in den Finalrunden
Auffällig war in diesem Jahr, dass in den Finalrunden aller Fächer ausschließlich männliche Teilnehmer spielten. Diese extreme Verteilung sei aber eher Zufall und hänge mit der individuellen Leistung zusammen, sagte der künstlerische Leiter Oswald Beaujean
"Die Juroren können es natürlich nicht davon abhängig machen, ob es männliche oder weibliche Kandidaten sind, die sie weiterlassen. Das ist einfach eine reine Frage der Qualität. Und wir hatten ein bisschen mehr männliche Bewerber insgesamt. Aber wer dann weiterkommt, ist natürlich nicht vorhersehbar."
Drei erste Preisträger, sechs zweite und zwei dritte Preise – das ist die Bilanz des diesjährigen ARD-Musikwettbewerbs. Die künstlerische Leiterin Meret Forster ist begeistert von den musikalischen Talenten:
"Ich find’s immer wieder faszinierend, in diesen zwei Wochen der Wertungsspiele so unglaublich viel verschiedene Musik auf so unglaublich hohem Niveau zu erleben. Mich ereilt immer wieder ein unglaublich großer Respekt vor diesen jungen, zum Teil noch Studenten, die sich im Sommer einsperren und konzentrieren und fokussieren, um diesen Wettbewerb vorzubereiten und dann letztendlich auch zu bewältigen."