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Bilder im Radio

Technik. - Lange schien das Radio vor der Digitalisierung gefeit, doch das analoge Aus ist quasi beschlossene Sache. Vor allem die digitale Kurzwelle verspricht völlig neue Einsatzfelder: In Hannover wird jetzt ein digitales Lokalradio getestet, und in Regensburg kommen auch Bilder über den Äther.

Von Sönke Gäthke |
    In Niedersachsen will man alten Inhalten neue Wege bahnen: Mit Hilfe der Digitalen Kurzwelle sollen künftig auch kleinere Städte wie Hameln ein eigenes Lokalradio bekommen. Das könnte künftig im Elf-Meter-Band senden. In den Augen der Landesmedienanstalt ist die Digitale Kurzwelle, kurz DRM, ideal. Denn dabei werden immer nur einzelne Programme ausgestrahlt. Damit der Lokalfunk aber auch wirklich nur lokal gehört wird, müssen die Techniker ein paar Vorkehrungen treffen. Denn eigentlich können Radiostationen im Elf-Meter-Band mit wenig Leistung um die ganze Welt senden. Deshalb ist es auch von der Internationalen Fernmeldeunion für internationale Sender vorgesehen worden.

    "Selbstverständlich, ich muss dafür sorgen, dass meine abgestrahlte Welle auch nur den Erdboden berührt und nicht die Ionosphäre, so dass also keine Überreichweiten entstehen. Dazu sind ganz bestimmte Antennen erforderlich, die also wirklich nur die Energie nach unten in den Versorgungsbereich abstrahlen,"

    berichtet Detlef Pagel, Technischer Referent der Niedersächsischen Landesmedienanstalt. Damit ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass ein internationaler Sender den Lokalsender stört. Derzeit gibt es zwar nicht viele, aber das soll sich ja - dank der Digitalradio-Technik - ändern. Und auch darauf wollen die Niedersachsen eine Antwort finden.

    "Da wollen wir hier in Hannover ein neues System ausprobieren, das so genannte Frequenzhopping, dass heißt, wenn eine Sendefrequenz in diesem Elf-Meter-Band gestört ist, wird das erkannt, und der Sender schaltet auf eine andere, ungestörte Sendefrequenz um."

    Während Hannover also noch eine neue Technik für alte Inhalte erprobt, will Bayern in Regensburg neue Inhalte für die alte Digialradiotechnik DAB suchen. Dort will man künftig Videobilder auf mobile Geräte wie Handys übertragen und das Medium zu einem interaktiven weiterentwickeln.

    "Da kann man sich viele neue Nutzungsformen bis hin zu Voting - wo man was abstimmt, wo man was bestellt, wo man was nachfragt, wo man was zusätzlich geschickt bekommt über das Handy - solche Dienste kann man sich im Videobereich vorstellen,"

    sagt Rainer Müller, Technischer Direktor der Bayerischen Landesmedienanstalt. Möglich macht das Digital Multimedia Broadcasting, kurz DMB. Doch nicht die Technik wollen die Bayern testen, sondern Inhalte für dieses Format entwickeln. Denn kaum jemand wird eineinhalb Stunden auf das Display seines Mobiltelefons starren wollen, um womöglich einen Western zu sehen, zeigt sich Müller überzeugt:

    "Wir glauben vielmehr, dass das Nutzungsverhalten sich kurzzeitig, also für kürzere Abstände, auf kürzere Abstände sich einrichten wird. Dass heißt, wir gehen davon aus, dass vielleicht Appetizer zu Serien, zu Soaps, Nachrichten, Sport-Informationen, kurze Sendungen vielleicht von zehn, fünfzehn Minuten Dauer schon im Maximum das wohl geeignete Medium oder der geeignete Inhalt ist für die mobile Nutzung."

    Das Projekt in Regensburg wird im Sommer starten, Konkurrenz könnte ihm aber durch das Digitale Handy-TV entstehen. Aber einen großen Vorteil haben die Regensburger gegenüber allen anderen Pilotprojekten dieser Art: Die Geräte, mit denen die Nutzer das Angebot verfolgen können, gibt es bereits:

    "Dieser Dienst, DMB wie er heißt, ist in Korea am 1. Dezember in den Regeldienst gestartet. In Korea werden monatlich – so zumindest den Pressemitteilungen nach, ich war selbst nicht noch nicht da – monatlich über einhundert tausend Geräte verkauft."

    Von diesen Zahlen können die Befürworter der digtialen Kurzwelle nur träumen. Das Lokalradio-Projekt in Hannover kann derzeit nur von denen verfolgt werden, die an einen Kurzwellenempfänger einen Computer zum dekodieren der Signale hängen. Detelf Pagel hofft allerdings auf baldige Abhilfe:

    "Das sollte im Sommer dieses Jahres passieren, auf der IFA wurden auch drei schon fertige DAB, DRM Empfänger vorgestellt, die Produktionen laufen an, und wir gehen davon aus, dass im Sommer dieses Jahres doch einige Geräte auch auf dem deutschen Markt verfügbar sein müssten."