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Bilder von Titan

Astronomie. - Mit großer Vorfreude hatten Astronomen und Hobby-Sterngucker dem Moment lange entgegengefiebert. In der vergangenen Woche war es dann schließlich soweit: die europäisch-amerikanische Sonde Cassini-Huygens passierte den Saturnmond Titan. Dabei gelangen Schnappschüsse, die die Erwartungen der Wissenschaftler und Laien weit übertrafen.

    Als Terra incognita, als unbekannte Welt galt Titan lange Zeit. Am Dienstag vergangener Woche schließlich sollte dieser weiße Fleck aus den Sternenkarten getilgt werden, als nämlich die europäisch-amerikanische Sonde Cassini-Huygens den Saturnmond in der vergleichsweise geringen Entfernung von 1200 Kilometern passierte und dabei Messungen vornahm und Aufnahmen schoss. Seither analysieren Experten, darunter auch deutsche Forscher, die gewonnenen Daten im kalifornischen Jet Propulsion Laboratory der NASA. In die Freude über den geglückten Coup mischt sich aber auch ein wenig Frustration der etwas übernächtigten Wissenschaftler. Denn der erhoffte Durchbruch in der Titanerkundung blieb aus. Die dichte und undurchdringliche Atmosphäre des Mondes gibt die Geheimnisse der fremden Welt nur widerstrebend preis. Die Gashülle Titans besteht überwiegend aus Stickstoff und Methan und ähnelt damit der frühen Erdatmosphäre.

    Cassini-Huygens verwendet für die Titanerkundung ein so genanntes Infrarot-Spektrometer, das die langwellige Strahlung Titans auffängt und sie in Bilder wandelt. Auf den ersten Blick noch spektakulärer als die je nach Spektralbereich blau, grün oder rot schattierten Infrarotschnappschüsse erscheinen die Radar-Bilder von der Mondoberfläche. Sie liefern einen Eindruck von den Landschaften des eisigen Saturnbegleiters. In diesen Aufnahmen entdeckte das Cassini-Team eine sehr glatte Fläche, die auf den Namen "Halloween Cat" getauft wurde. Möglicherweise handele es sich dabei um einen See aus Methan. Fest steht indes bereits, dass die meisten Bereiche Titans fester Natur sind. Berge und Hügel sind auf Titan kaum zu finden - das Radar maß Höhenunterschiede, die 150 Meter nicht überschritten. Auch dominiert ein bislang noch nicht bestimmtes Material die flache Oberfläche Titans. Verschiedene Formen dieses Stoffes rufen helle und dunkle Flecken auf den Filmen hervor, wie etwa Schnee und Eis auf winterlichen Fotografien.

    Die neuen Messungen stellen die Astronomen vor ein neues Rätsel. So weist die Oberfläche keine Einschlagkrater auf, was auf ein geringes Alter des Titanbodens hindeutet. Dafür bieten sich zwei Erklärungen an. Entweder, so spekulieren die Experten, handele es sich um so genannten Eisvulkanismus, bei dem flüssiges Material aus dem kalten Kern an die Oberfläche gelangt und dort als Schnee oder Eis gefriert. Oder aber ein Regen aus Stickstoff- und Methanklumpen überzieht Titan quasi mit einer Matschschicht und bedeckt die erwarteten Krater. In den kommenden Wochen erhoffen sich die Wissenschaftler der Cassini-Huygens-Mission darüber mehr Aufschluss.

    [Quelle: Jan Lublinski]