Donnerstag, 25. April 2024

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Bildung außerhalb des Klassenzimmers
Unterricht im Museum

Schulunterricht muss nicht immer nur im Klassenzimmer stattfinden, denn auch außerhalb der Schule gibt es viel zu entdecken - zum Beispiel in den zahlreichen Museen Deutschlands. Manche Schulen verlegen daher ihren Kunstunterricht in Museen.

Von Friederike Müllender | 05.07.2018
    Zwei Besucher stehen vor dem Eingangsbereich des Max Ernst Museums im nordrhein-westfälischen Brühl.
    Im Max Ernst Museum im nordrhein-westfälischen Brühl gibt es eine Museumsschule (picture alliance / dpa / Hermann Wöstmann)
    "Wer kann mal erzählen, wie Max Ernst quasi die Werke herstellt, was hat er da getan? - Er sucht sich einen Untergrund, der eine Struktur hat, legt ein Blatt drauf und geht dann mit einem Bleistift drüber und so entstehen halt diese Muster."
    Heute ist der Kunstunterricht der neunten Klasse der Otto Hahn Realschule Schule in Bensberg ausnahmsweise mitten in Brühl- im Max Ernst Museum, des Landschaftsverband Rheinland. 13 Schülerinnen und ein Schüler beschäftigen sich heute nicht nur mit Max Ernst selbst, sondern auch mit seinen verschiedenen Maltechniken, zum Beispiel der Frottage-Technik:
    "Frottage ist nichts anderes als ein technisches Mittel, die halluzinatorischen Fähigkeiten des Geistes zu zeigen, das ist jetzt ein schwieriger Satz, wenn ihr überlegt ihr träumt und ihr das so ein bisschen im Kopf habt, dann ist es im Traum immer anders, etwas seltsam, verrückt so zusagen", erklärt Kunstvermittlerin Verena Ellerbrock. Heute übernimmt sie den Unterricht. Der Kunstkurs aus Bensberg hat sich gut auf diesen Tag vorbereitet, erzählt Schülerin Yvonne.
    "Wir haben ja im Unterricht schon total viel durchgenommen, aber hier erfährt man nochmal ein bisschen mehr oder andere Sichtweisen und sieht halt alles, was er so gemacht hat, weil wir ja nur ein paar Bilder gezeigt bekommen haben oder selber gegoogelt haben. Ich find’s interessant zu sehen, alles was sie gemacht haben und nicht in der Schule nur reingedrückt zu bekommen den ganzen Stoff, sondern auch mal freiwillig, oder teilweise freiwillig, was derjenige gemacht hat."
    Bilder mit eigenen Augen sehen
    Auch Janine gefällt der Unterricht außerhalb der Schule: "Wir haben ja eine Arbeit über Max Ernst geschrieben, deswegen wusste ich schon ziemlich viel über ihn, speziell war da nichts, was wir nicht so richtig wussten, aber es war interessant, nochmal eine kleine Auffrischung zu kriegen.
    Kunstlehrerin Annelis Theuner hat sich bewusst für den Unterricht außerhalb der Schule entschieden.
    "Die Schüler sind freier, die machen einen Ausflug und wenn man einen Ausflug macht, dann ist man in erster Linie nicht ein Schüler, der gerade aufzeigen muss weil er eine gute Note hat sondern er kann sich einfach frei geben und das erlebe ich auch an den Schülern, dass sie ganz munter erzählen, was sie in der Schule gelernt haben. Das habe ich gerade auch beobachten können, das war so schön, wir haben in der Schule ein Bild auf einem Beamer betrachtet und jetzt haben wir es hier im Original gesehen und ich habe echt das Leuchten in den Augen gesehen, die waren begeistert und haben sich das ganz genau angeschaut."
    Auch ihre eigene Faszination, die echten Bilder mit eigenen Augen zu sehen, kann sie nur schwer verbergen. "Und da ging‘s bei mir genau so, klar- wow da ist das - das ist schön."
    Nach einem kleinen Rundgang durch das Museum geht es für die Schülerinnen und Schüler über den angrenzenden Schlossgarten weiter zum so genannten "Fantasielabor", im Geburtshaus von Max Ernst.
    "Er hat in der ersten Etage und im Dachgeschoss gelebt und Max Ernst hatte noch fünf Geschwister, die waren zu sechst insgesamt", erklärt Verena Ellerbrock. Im Fantasielabor sollen die Schüler dann selbst Hand anlegen."
    "Guckt mal, ich hab euch hier solche Pappen vorbereitet. Wir haben dahinten auch Zeitungen, mit aktuellen Themen, es ist so die Idee, dass man sich ein Bild raussucht und sich überlegt, dass man Dinge miteinander verbindet, die nichts miteinander zu tun haben."
    Eifrig legt der Kunstkurs der Otto Hahn Realschule los. Janine weiß genau, was sie machen will: "Ich hab jetzt erst mal 'ne Tänzerin ausgeschnitten und habe vor, den Kopf auszutauschen und vielleicht noch was anderes dahin zu machen, ich überlege mir da noch was. Ich gehe jetzt durch die Zeitungen, schneide verschiedene Sachen aus und leg einfach mal und guck wie es mir gefällt."
    Die Hemmschwelle überwinden und Kunst erleben
    Auch Werfin und Amelie haben direkt Ideen: "Ich hab vor hier eine tote Frau darzustellen und nein gegen Gewalt, also nein groß zu schreiben, einfach, dass es keine Gewalt geben soll."
    "Also ich versuche das ein bisschen räumlich auch darzustellen und Dinge zusammen zu bringen, die nicht zueinander passen, deswegen hab ich jetzt Räume, also Dinge aus Räumen ausgeschnitten und Kuchen und ich habe drüber bla bla geklebt weil ich der Meinung bin, dass viele, die Häuser verkaufen auch viel Mist erzählen."
    In gerade einmal einer halben Stunde entwickeln sich überall im Raum kleine Kunstwerke. Es wird geschnitten, gestempelt, geklebt und gemalt.
    "Das ist gerade das Spannende und lustige und es kommen oft sehr interessante Sachen heraus, was wir auch im Workshop erlebt haben, wo man immer wieder staunt, welche fantasievollen Werke die Schüler gestalten und das ist sehr unmittelbar oft bei Schülern, weil sie nicht so verkopft sind wie viele Erwachsene", sagt Kunstvermittlerin Verena Ellerbrock. Die studierte Kunsthistorikerin gehört schon seit vielen Jahren zum Team des Max Ernst Museums in Brühl und gibt regelmäßig Unterricht im Museum. Dabei wünsch sie sich vor allem eines:
    "Mir ist immer ganz wichtig, dass die Schüler, die vielleicht auch nicht so den Zugang haben zu Museen, das die eine Hemmschwelle überwinden und das man vor Ort die Bilder auch nochmal sinnlich erleben kann. Das man das nochmal live vor Ort sieht und nicht nur digital im Netz."