Schöfthaler: Genauso ist es. Wir haben in der Tat Anlass zum Optimismus, wir haben jetzt endlich Belege aus den letzten zehn, fünfzehn Jahren, die uns das beste Argument, was wir uns ausdenken können, für Investitionen von Bildung in Frauen und Mädchen geben. Nämlich, diese Investitionen sind erblich, was in den späten achtziger Jahren, in den neunziger Jahren in der arabischen Region, in Afrika, in Asien entwickelt worden ist, um mehr Bildung für Frauen und Mädchen anzubieten, das ist eine Investition, die sich fortsetzt. Die Mütter, die eine gute Schule besucht haben, schicken auch ihre Kinder zur Schule, haben bessere Gesundheitsversorgung. Es wird sehr viel mehr an Entwicklung möglich, wenn die Voraussetzung der Bildung da ist.
Fischer: Die Sache ist ja einigermaßen komplex, aber lassen Sie uns trotzdem ein wenig Ursachenforschung betreiben. Dass Bildung gleich Armutsbekämpfung ist, das ist ja seit gut dreißig Jahren Allgemeingut, jedenfalls bei uns. Warum ist es denn so schwer umzusetzen? Was sind heute die wesentlichen Faktoren der Behinderung von Mädchenbildung?
Schöfthaler: Bei Mädchen ist natürlich immer noch das klassische traditionelle Argument: die werde ja doch heiraten und sollen sich um Haushalt, Küche, Kinder kümmern. Nur, dieses Argument ist schwächer als vorher geworden, wenn man sich eben überlegt, dass Mütter, die ja einen wesentlichen Teil der Familienerziehung und auch der Weitergabe von Traditionen machen, sich erstens um ihre eigenen Mädchen kümmern und dann eben auch um die Jungs. Die Investition ist eine langfristig lohnende. Das, was uns jetzt noch sehr bedrückt, ist eben nicht nur das Quantitative, dass überhaupt eine Schule verfügbar ist, sondern das Qualitative, was lernt man dort, was behält man, wie schaffen wir die Grundlagen, dass wir lebenslange Fortbildung als Qualifikation vermitteln?
Fischer: Gerade die Bildungsqualität haben sich im Moment ja auch die entwickelten Länder sehr auf die Agenda geschrieben. Heißt das denn, die Haltung, erst einmal Lesen und Schreiben lernen, dann sehen wir weiter, reicht in Zukunft nicht mehr für alle Teile der Welt?
Schöfthaler: Überhaupt nicht, und es gibt auch, wir haben gerade im Augenblick den Weltgipfel zur Informationsgesellschaft, es gibt auch keinen Ausweg mehr, dass wir die neuen Technologien von Entwicklungsländern fernhalten. Wir sprechen seit gestern eigentlich nicht mehr von dem digitalen Graben, sondern von der digitalen Dividende. Positiv gewendet: was können wir kostengünstiger und effizienter als vorher mit den neuen Technologien machen? In dieser Form hoffen wir sehr, dass wir vor allem die Bildung in den ländlichen Gebieten entwickeln, denn da ist das größte Problem und da ist auch das Problem, weshalb China, Indien, Pakistan, solche riesigen Länder mit riesigen Bevölkerungen die größten Sorgenkinder sind.
Fischer: Was geben Sie den deutschen Bildungs- und auch Entwicklungspolitikerinnen mit diesem Bericht auch auf den Weg?
Schöfthaler: Wir geben ihnen eigentlich ein gutes Gefühl mit auf den Weg, wir wollen ja nicht, dass die Entwicklungsländer mehr und mehr von uns abhängig werden, sondern wir wollen auch, dass sich die eigenen Volkswirtschaften entwickeln. Da müssen wir in Europa, EU insbesondere, in Nordamerika uns verabschieden von einer Idee, dass wir auch noch mit Dumpingpreisen Agrarprodukte zum Beispiel in Entwicklungsländer exportieren.
Fischer: Das heißt zu Beginn des dritten Jahrtausend ist der globalisierte Weltmarkt der Hauptfeind einer wie auch immer gearteten gleichrangigen Bildung?
Schöfthaler: Der einseitig globalisierte, der auch noch mit Subventionen aus dem Gleichgewicht geratene. Wir sehen, in Cancún ist der Welthandelsgipfel aus einer wesentlichen Begründung gescheitert: wir in Europa und in Nordamerika haben uns geweigert, gleiche Marktchancen für Entwicklungsländer einzuräumen. Wir müssen hier Gerechtigkeit, Gleichheit und Entwicklungschancen auch einmal von der anderen Seite sehen. Wir haben in fast allen Entwicklungsländern heute nicht nur das Bewusstsein, sondern sogar politische Entscheidungen, dass in Bildung, von Kindergarten, Vorschule angefangen, bis zur Hochschule, mehr investiert werden muss. Aber die Finanzen der Entwicklungsländer sind noch sehr, sehr viel stärker zusammengebrochen als bei uns. Ohne die Chance zur wirtschaftlichen Entwicklung werden wir auch Bildung in Entwicklungsländern nicht voranbringen können.
Fischer: Die Sache ist ja einigermaßen komplex, aber lassen Sie uns trotzdem ein wenig Ursachenforschung betreiben. Dass Bildung gleich Armutsbekämpfung ist, das ist ja seit gut dreißig Jahren Allgemeingut, jedenfalls bei uns. Warum ist es denn so schwer umzusetzen? Was sind heute die wesentlichen Faktoren der Behinderung von Mädchenbildung?
Schöfthaler: Bei Mädchen ist natürlich immer noch das klassische traditionelle Argument: die werde ja doch heiraten und sollen sich um Haushalt, Küche, Kinder kümmern. Nur, dieses Argument ist schwächer als vorher geworden, wenn man sich eben überlegt, dass Mütter, die ja einen wesentlichen Teil der Familienerziehung und auch der Weitergabe von Traditionen machen, sich erstens um ihre eigenen Mädchen kümmern und dann eben auch um die Jungs. Die Investition ist eine langfristig lohnende. Das, was uns jetzt noch sehr bedrückt, ist eben nicht nur das Quantitative, dass überhaupt eine Schule verfügbar ist, sondern das Qualitative, was lernt man dort, was behält man, wie schaffen wir die Grundlagen, dass wir lebenslange Fortbildung als Qualifikation vermitteln?
Fischer: Gerade die Bildungsqualität haben sich im Moment ja auch die entwickelten Länder sehr auf die Agenda geschrieben. Heißt das denn, die Haltung, erst einmal Lesen und Schreiben lernen, dann sehen wir weiter, reicht in Zukunft nicht mehr für alle Teile der Welt?
Schöfthaler: Überhaupt nicht, und es gibt auch, wir haben gerade im Augenblick den Weltgipfel zur Informationsgesellschaft, es gibt auch keinen Ausweg mehr, dass wir die neuen Technologien von Entwicklungsländern fernhalten. Wir sprechen seit gestern eigentlich nicht mehr von dem digitalen Graben, sondern von der digitalen Dividende. Positiv gewendet: was können wir kostengünstiger und effizienter als vorher mit den neuen Technologien machen? In dieser Form hoffen wir sehr, dass wir vor allem die Bildung in den ländlichen Gebieten entwickeln, denn da ist das größte Problem und da ist auch das Problem, weshalb China, Indien, Pakistan, solche riesigen Länder mit riesigen Bevölkerungen die größten Sorgenkinder sind.
Fischer: Was geben Sie den deutschen Bildungs- und auch Entwicklungspolitikerinnen mit diesem Bericht auch auf den Weg?
Schöfthaler: Wir geben ihnen eigentlich ein gutes Gefühl mit auf den Weg, wir wollen ja nicht, dass die Entwicklungsländer mehr und mehr von uns abhängig werden, sondern wir wollen auch, dass sich die eigenen Volkswirtschaften entwickeln. Da müssen wir in Europa, EU insbesondere, in Nordamerika uns verabschieden von einer Idee, dass wir auch noch mit Dumpingpreisen Agrarprodukte zum Beispiel in Entwicklungsländer exportieren.
Fischer: Das heißt zu Beginn des dritten Jahrtausend ist der globalisierte Weltmarkt der Hauptfeind einer wie auch immer gearteten gleichrangigen Bildung?
Schöfthaler: Der einseitig globalisierte, der auch noch mit Subventionen aus dem Gleichgewicht geratene. Wir sehen, in Cancún ist der Welthandelsgipfel aus einer wesentlichen Begründung gescheitert: wir in Europa und in Nordamerika haben uns geweigert, gleiche Marktchancen für Entwicklungsländer einzuräumen. Wir müssen hier Gerechtigkeit, Gleichheit und Entwicklungschancen auch einmal von der anderen Seite sehen. Wir haben in fast allen Entwicklungsländern heute nicht nur das Bewusstsein, sondern sogar politische Entscheidungen, dass in Bildung, von Kindergarten, Vorschule angefangen, bis zur Hochschule, mehr investiert werden muss. Aber die Finanzen der Entwicklungsländer sind noch sehr, sehr viel stärker zusammengebrochen als bei uns. Ohne die Chance zur wirtschaftlichen Entwicklung werden wir auch Bildung in Entwicklungsländern nicht voranbringen können.