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Bildung für Nachhaltigkeit
Lernen, Ressourcen zu schonen

"Umweltprofis von morgen": So heißt ein Projekt von Unternehmensgrün, dem Bundesverband der nachhaltigen Wirtschaft. Schüler und Auszubildende besuchen Fachworkshops zu Themen der Nachhaltigkeit und arbeiten projektweise in Unternehmen - und beide Seiten profitieren.

Von Anja Nehls | 28.11.2017
    Packungen mit weißem DIN A4-Papier
    Recyclingpapier oder Frischfasern? Schon beim Druckerpapier fangen die Fragen der Nachhaltigkeit an, mit denen sich die Schüler und Auzubildenden in den Unternehmen beschäftigen. (dpa/Stephan Jansen)
    Die Falzmaschine bei der Firma ODS in Berlin Friedrichhain läuft auf Hochtouren. Bis zu 10.000 Werbebriefe für einen Kunden werden hier pro Stunde gefaltet, dann in Umschläge gesteckt und schließlich verteilt. Rund 40 Mitarbeiter kümmern sich um den Entwurf und den Versand von Mailings - und das auch noch klimaneutral, sagt Geschäftsführer Stefan Schröter:
    "CO2 entsteht eben ganz normal beim Druckprozess, ein großer Treiber sind auch die Papiere, also wie werden die hergestellt, sind das Recyclingpapiere, sind die aus Frischfasern und eben die Frage der Zustellung, das sind so die Haupttreiber der CO2-Emissionen und die galt es eben zu quantifizieren, um dann eben einen Preis je 1000 Sendungen CO2 zu ermitteln, die wir dann über Climate-Partner freistellen.
    Ausgleichabgabe an Regenwaldschutzprojekt
    Ökostrom nutzt das Unternehmen ohnehin, für den Rest der erzeugten Emissionen zahlt es jetzt eine Ausgleichabgabe von gut 1.000 Euro im Jahr für circa 85 Tonnen CO2 an ein Regenwaldschutzprojekt in Afrika. Für die Berechnungen war die ehemalige Praktikantin Stefanie Schramm zuständig:
    "In erster Linie ging es darum zu gucken, welche Emissionen haben eben das Papier, die Menschen, die herkommen, die Maschinen. Tatsächlich wenn wir herkommen und unsere Autos nutzen oder die öffentlichen nutzen, das sind ja auch Emissionen, die da ausgestoßen werden, dann haben ich Datenblätter von den Maschinen zusammengetragen, der Stromverbrauch, auf diese Suche bin ich eben gegangen nach diesen Daten und drei Monate sind da ganz schön knapp."
    Jugendliche mit nachhaltiger Wirtschaft zusammenbringen
    Stefanie Schramms dreimonatiges Praktikums hat Unternehmensgrün organisiert, der Bundesverband der nachhaltigen Wirtschaft. Bereits vor einigen Jahren hat Unternehmensgrün das Projekt "Umweltprofis von morgen" ins Leben gerufen, in dem Schulen und Ausbildungsstätten mit der nachhaltigen Wirtschaft zusammengebracht werden, erklärt Katharina Reuter von Unternehmensgrün:
    "Wir organisieren, dass eben Schülerinnen und Schüler, aber auch Auszubildende schulbegleitend oder ausbildungsbegleitend in ein konkretes Projekt in ein nachhaltiges Unternehmen gehen, zusätzlich sechs Fachworkshops bekommen, also was heißt Ressourceneffizienz, Klimaneutralität, welche Bausteine kann man da in den Unternehmen umsetzen, welche Hindernisse gibt es auch. Und dann aber auch ganz praktisch, so was wie Teamentwicklung und Projektmanagement, wie organisiere ich mir das eigentlich, wie teile ich das ein."
    Motivieren für einen grünen Beruf
    Bisher haben 751 Schüler, 143 Unternehmen und 42 Schulen an einem "Umweltprofis von morgen"-Projekt teilgenommen. Für die Idee und die Bildung des Netzwerkes ist Unternehmensgrün jetzt vom Bundesbildungsministerium als eine von zahlreichen herausragenden Bildungsinitiativen für nachhaltige Entwicklung ausgezeichnet worden. Denn von der Zusammenarbeit profitieren alle, meint Katharina Reuter:
    "Für die Schülerinnen und Schüler ist es eine erste Profilierung in diesem Themenfeld, die bestätigen uns leider auch immer wieder, dass in der Schule noch viel zu wenig das Thema Platz hat. Und das ist ein Stück weit so, dass dann eben später die Wahrscheinlichkeit, dass ein grüner Beruf gewählt wird, viel höher ist."
    Über das Projekt qualifizierte Mitarbeiter finden
    Für nachhaltig wirtschaftende Unternehmen wie ODS in Berlin ist die Kooperation aber auch ein Instrument zur Personalgewinnung, ergänzt Stefan Schröter
    "Es wird nicht einfacher, Mitarbeiter zu finden, die dann auch mit der Qualifikation und ihren Werten in das Unternehmen passen, und insofern sind solche Verbindungen zwischen Ausbildungsstätten und Schulen und Unternehmen eine wichtige Sache, weil man eben bestimmte Mitarbeiter oder Kandidaten auf den Schirm bekommt, die man sonst nicht gefunden hätte."
    Stefanie Schramm arbeitet inzwischen als Kauffrau für Bürokommunikation bei ODS und ist zuständig für Kundenservice und Vertrieb - die Nachhaltigkeit dabei immer im Blick.