"Bildung neu denken" hieß das Thema einer Tagung der Evangelischen Akademie Loccum vom 19. bis 21. November. Bildungsexperten diskutierten dort unter anderem über das Ende reformpädagogischer Illusionen. Seit 1968 mühten sich Lehrerinnen und Lehrer, die Grenzen zwischen Schule und wirklichem Leben einzuebnen. An den Bildungseinrichtungen sollte vermittelt werden, was man auch im späteren Leben und Beruf brauchen wird. Kritiker bemängeln an diesem Ansatz, er sei möglicherweise nicht zukunftorientiert genug: Was heute wichtig erscheint, könne morgen schon veraltet und vergessen sein. Der Göttinger Pädagoge Hartmut Giesecke sieht in dieser Gefahr aber einen Ansporn für eine bessere Planung der Lehrinhalte: "Wenn das, was heute in der Allgemeinbildung gelehrt wird, morgen schon veraltet ist, dann ist das Falsche gelehrt worden." Er plädiert für eine Abkehr von pädagogischen Illusionen, zum Beispiel der, dass es nur auf die so genannten Schlüsselqualifikationen ankomme und die Vermittlung von Sachkenntnis nebensächlich sei. Bildungspolitiker sind vor allem an den messbaren Erfolgen von Bildungsmaßnahmen interessiert. Solche Evaluationen der Lehre führt etwa Rainer Lehmman von der Berliner Humboldt-Universität durch. Er untersucht den Lehrstand aller Schüler Hamburgs im Zwei-Jahres-Rhythmus.
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