Freitag, 17. Mai 2024

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Bildungsbarrikaden für Behinderte

03.12.1999
    Behinderte Studierende haben nicht nur mit Treppenstufen und Bordsteinkanten zu kämpfen, ein Studium wird oft durch die schlechte Schulausbildung an einer Sonderschule zusätzlich belastet. "Man ist fast nur mit Behinderten zusammen und das führt dann natürlich auch nicht gerade dazu, dass man sich Nichtbehinderten gegenüber selbstbewußt bewegt und behauptet", fasst Jurastudent Martin Eisermann zusammen, der im Rollstuhl lebt. Trotz erheblicher Bildungslücken schaffte Martin Eisermann nach dem Wechsel aufs Gymnasium das Abitur - und hatte damit das Ticket für die Hochschule in der Tasche. Zunächst studierte er Sozialpädagogik, da - so ein Berufsberater - er bei diesem Studium seine Behinderung so gut einbringen könne. Doch auch hier stieß er auf vielfältige Vorurteile, selbst von den eigenen Kommilitonen. "Für die waren Behinderte Menschen, mit denen sie später arbeiten, denen sie später sagen, was gut für sie ist, aber nicht Menschen, mit denen sie zusammenarbeiten."

    In der Zwischenzeit studiert Martin Eisermann in Berlin Jura. Die Selbstbehauptung an der Uni hat er vor allem gemeinsam mit anderen behinderten Studierenden gelernt, davon zeugt auch, dass er heute als Berater für behinderte Studierende arbeitet. Das Engagement zeigt Wirkung: zwischenzeitlich gibt es eine Rampe am Haupteingang der Humboldt-Universität, Aufzüge und Mensa sind rollstuhlgerecht; viele Bildungsbarrieren gilt es aber noch einzureißen.

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    Die Studentenwerke beraten Studierende in sozialen und wirtschaftlichen Fragen, die mit dem Studium zusammenhängen. Zum Teil haben die Studentenwerke zu diesem Zweck Sozialberatungsstellen eingerichtet. Deutsches Studentenwerk Beratungsstelle für behinderte Studienbewerber und Studenten Weberstr. 55 53113 Bonn Tel.: 0228/26906-58 oder -62 Fax: 0228/264062