Ifo-Studie
Bildungschancen in Deutschland regional unterschiedlich

Nicht nur der soziale Hintergrund der Eltern, sondern auch der Wohnort entscheidet einer Studie zufolge über die Bildungserfolge von Kindern in Deutschland. Dabei wurde die Wahrscheinlichkeit eines Gymnasialbesuchs für Kinder aus benachteiligten Verhältnissen mit der für Kinder aus günstigen Verhältnissen verglichen.

13.05.2024
    "Heute Abitur" steht auf einer Tafel im Klassenzimmer eines Gymnasiums in Niedersachsen (Symbolbild)
    Bildungshintergrund und Einkommen der Eltern entscheiden mit darüber, ob Schüler das Gymnasium besuchen (Symbolbild) (picture alliance/dpa/Sina Schuldt)
    Am wenigsten negativ wirke sich ein ungünstiger familiärer Hintergrund für Kinder in Berlin und Brandenburg aus, schreiben die Forscher des Ifo-Instituts. Dort ist es etwa halb so wahrscheinlich, dass Kinder aus benachteiligten Verhältnissen ein Gymnasium besuchen wie Kinder aus günstigen Verhältnissen (Wahrscheinlichkeit für Berlin: 53,8 Prozent, für Brandenburg: 52,8 Prozent).
    Bundesweit beträgt der Wert 44,6 Prozent. Chancengleichheit wäre bei 100 Prozent erreicht. Am unteren Ende liegen Sachsen mit 40,1 und Bayern mit 38,1 Prozent. Als benachteiligt eingestuft werden Kinder, die weder einen Elternteil mit Abitur haben noch einen, dessen Haushaltseinkommen im oberen Viertel liegt.

    Forscher empfehlen gezielte Unterstützung von Eltern und Schulen

    "Bildung und Einkommen der Eltern sind entscheidende Faktoren für die Bildungschancen von Kindern in Deutschland", sagte der Leiter des Ifo-Zentrums für Bildungsökonomik, Ludger Wößmann. Die Studienautoren verweisen auf verschiedene Möglichkeiten, Kinder aus benachteiligten Verhältnissen zu unterstützen. Wichtige Ansatzpunkte seien eine gezielte Unterstützung von Eltern und Schulen in herausfordernden Lagen, eine datenbasierte Sprachförderung sowie Mentoring-Programme.
    Auch eine spätere schulische Differenzierung könne etwas an der ungleichen Chancenverteilung ändern. "Interessanterweise sind Berlin und Brandenburg die einzigen Länder, in denen die Kinder erst ab der 7. Klasse auf das Gymnasium wechseln", sagte Wößmann.
    Die Auswirkungen der unterschiedlichen Bildungschancen seien "statistisch, bildungspolitisch und wirtschaftlich bedeutsam", betonte das Ifo-Institut. So verdienten Menschen mit Abitur im Durchschnitt monatlich netto 42 Prozent mehr als diejenigen ohne Hochschulreife.
    Diese Nachricht wurde am 14.05.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.