Freitag, 03. Mai 2024

Nach Warnung von Schülerräten
Bildungsministerien sehen keinen neuen Handlungsbedarf gegen Rechtsextremismus an Schulen

Vor einigen Wochen haben die Landesschülervertretungen der ostdeutschen Bundesländer vor einer Zunahme von Rechtsextremismus an Schulen gewarnt. Doch die Bildungsministerien sehen offenbar keinen neuen Handlungsbedarf. Wie der RBB berichtet, verweist etwa Brandenburg auf bestehende und kürzlich aufgesetzte Programme, die Lehrkräfte im Umgang mit Rechtsextremismus stärken sollen.

22.04.2024
    Frauen und Männer bei einer Demonstration gegen Rechtsextremismus an Schulen. Im Vordergrund ein Schild mit der Aufschrift "Kein Hass in der Schule"
    Besonders prominent war ein Brandbrief zum Thema Rechtsextremismus an einer Schule in Burg. Bei einer Demonstration danach forderten Teilnehmende "Kein Hass in der Schule" (picture alliance / dpa / Patrick Pleul)
    Sachsen-Anhalt führt dem RBB zufolge an, dass Demokratiebildung und Extremismusprävention bereits jetzt in der Fortbildung der Lehrkräfte eine zentrale Rolle spielten.
    Die Bildungsforscherin Nina Kolleck von der Universität Potsdam dagegen beobachtet durchaus Verunsicherung unter Lehrkräften bei dem Thema. Sie sagte tagesschau.de: "Viele trauen sich nicht, sich zu äußern, wenn beispielsweise der Hitlergruß gezeigt wird, weil sie Angst haben, dass sie dann angefeindet werden. Und zwar nicht nur in der Schule". Dabei sei es die Pflicht von Lehrkräften, hier einzuschreiten, betonte Kolleck, die selbst angehende Lehrinnen und Lehrer ausbildet.

    Hitlergruß und Hakenkreuze

    Die Landesschülervertretungen hatten gewarnt, völkische Narrative, antisemitische Verschwörungstheorien und extremistisches Gedankengut träten auch im Raum Schule immer häufiger zu Tage. Mit Hakenkreuzen verschmierte Tische und Wände oder auch offen gezeigte Hiltergrüße seien keine Randphänomene mehr, heißt es in der gemeinsamen Erklärung der Schülerräte aus Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.
    Als Abhilfe verlangten sie eine Stärkung des Geschichtsunterrichts, aber auch mehr Wissen im Umgang mit Fake News und Propaganda im Internet. Im Unterricht müssten fächerübergreifend demokratischer Streit, fundierte politische Urteils- und Meinungsbildung sowie ein wertschätzendes Miteinander erlernt werden.

    Bessere Meldekette gefordert

    Einem Bericht der Zeitung "Welt am Sonntag" zufolge hat sich die Anzahl extremistischer Vorfälle an Schulen in den vergangenen Monaten deutlich erhöht. In Mecklenburg-Vorpommern etwa gab es laut Bildungsministerium seit Schuljahresbeginn 34 extremistische Vorfälle. Das sind doppelt so viele wie noch im Schuljahr 2021/22. Ob es dabei um rechtsextremistische Handlungen geht, ist nicht klar. Die einzelnen Phänomenbereiche würden nicht erfasst, sagte ein Ministeriumssprecher der Nachrichtenagentur dpa. Andere Bundesländer erfassen extremistische Zwschenfälle gar nicht oder werten sie nicht aus.
    Der Thüringer Lehrerverband forderte deshalb eine bessere Meldekette von den Schulen über Schulämter bis zu den Bildungsministerien der Länder. Nur durch eine genauere Dokumentation könne man sehen, wie sich das Problem entwickele und entsprechend handeln.
    Diese Nachricht wurde am 20.04.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.