Es war Anfang der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts, als bei uns die quasi-mythologischen Geschichten von jenem schlaksigen Jüngling und Garagen-Tüftler zu kursieren begannen, der IBM das Betriebssystem MS-DOS geliefert hatte.
15 Jahre später war Bill Gates der reichste Mann der Welt und diese Welt - jedenfalls die erste, vormals industrielle Welt - eine andere geworden. Der Computer als allmächtiges Artefakt aus Algorithmen und Silizium hatte in Gestalt des PC seine Herrschaft über die Schreibtische rasend schnell stabilisiert - und die Software stammte meistens von Microsoft. Durch den günstigen, Internetfähigen PC wurden die Datenautobahnen die bevorzugten Fahrwege der Globalisierung und die Höchstgeschwindigkeit ist die famose Echtzeit.
Der junge Rechtsanwaltssohn Bill Gates, der in der Lakeside School in Seattle ständig bei den Rechnern abhing und sich als früher Hacker Ruhm erwarb, hatte Züge eines versponnenen Nerds. Aber Gates hatte eben auch stramme Business-Qualitäten inklusive äußerster Skrupellosigkeit und Scheinheiligkeit. Er agierte als hemdsärmliger Revoluzzer - aber als ein zeitgemäßer, der das IT-Establishment von innen aufsprengte.
Wenn man für den 68er-Gang durch die Institutionen ein technologisches Gleichnis suchte, fände man es in der Durchsetzung des Betriebssystems Windows. Und sowenig die linken Gesellschaftsverbesserer mit Utopien gespart haben, hat es der Technologie-Freak Gates, der sein privates, mit neckischen Spielereien überfrachtetes Cyber-Home als die Zukunft des Wohnens anpries - und durch seine Erlösungsrhetorik den Verdacht auf sich zog, Huxleys Schöne Neue Welt für eine Blaupause des Glücks zu halten.
Der sympathische Milchbubi Bill und der eiskalte Elektronik-Tycoon Gates - gemeinsam wurden sie unschlagbar. Im Pantheon der Überreichen ist Gates ein Nachfolger von John Rockefeller, dem einzigen Menschen, der - in Kaufkraft gerechnet - jemals mehr Mittel besaß als Gates 1999 mit rund 90 Milliarden Dollar. Rockefellers Standard Oil Company wurde letztlich von US-Präsident Roosevelt zerschlagen, Microsoft entging im Jahr 2001 wegen Monopolisierung des Software-Marktes dem gleichen Schicksal nur knapp.
Längst haben Bill und Melinda Gates - wie einst Rockefeller mit der gleichnamigen Stiftung - gigantische Summen ins Mitmenschliche investiert, speziell in die medizinische Forschung. An Kritikern fehlt es natürlich nicht. Gates macht es ihnen leicht, wenn er frivol davon spricht, dass er mit der Stiftung wie ehemals mit Microsoft arbeite und nun auf gerettete Menschenleben aus sei wie früher auf Marktanteile.
Nein, aus Gates wird sicher keine fleckfreie Humanitäts-Ikone mehr. Ökonomen sagen, dass Windows das Fenster zur Zukunft geöffnet hat und rechnen Produktivitätssteigerungen vor. Otto Normal-User wird darauf verweisen, dass Beschleunigung eine Illusion bleibt, wenn das ganze vernetzte System gleichmäßig Highspeed fährt. Er wird behaupten, dass viele Probleme einfach von analog auf digital umgestellt wurden. Und der Zeitkritiker wird sagen, dass technischer Fortschritt in menschlicher Hinsicht oft ganz indifferent ist - man muss eben mitmachen.
Immerhin, Gates will sich nur noch mit seiner Stiftung befassen, die sich um Menschen kümmert, die viel näher am schieren Verrecken sind als am Bewohnen von Cyber-Häusern. Vielleicht ist das die Pointe: Dass der Mann, der bis zu seiner Abschiedsvorstellung die totale Computerisierung der Lebenswelt angepriesen hat, mit Verhältnissen zu tun bekommt, die zeigen, dass Menschen vorläufig aus Fleisch und Blut sind - und im übrigen für bestimmte Viren noch anfälliger als ungeschützte Computer.
15 Jahre später war Bill Gates der reichste Mann der Welt und diese Welt - jedenfalls die erste, vormals industrielle Welt - eine andere geworden. Der Computer als allmächtiges Artefakt aus Algorithmen und Silizium hatte in Gestalt des PC seine Herrschaft über die Schreibtische rasend schnell stabilisiert - und die Software stammte meistens von Microsoft. Durch den günstigen, Internetfähigen PC wurden die Datenautobahnen die bevorzugten Fahrwege der Globalisierung und die Höchstgeschwindigkeit ist die famose Echtzeit.
Der junge Rechtsanwaltssohn Bill Gates, der in der Lakeside School in Seattle ständig bei den Rechnern abhing und sich als früher Hacker Ruhm erwarb, hatte Züge eines versponnenen Nerds. Aber Gates hatte eben auch stramme Business-Qualitäten inklusive äußerster Skrupellosigkeit und Scheinheiligkeit. Er agierte als hemdsärmliger Revoluzzer - aber als ein zeitgemäßer, der das IT-Establishment von innen aufsprengte.
Wenn man für den 68er-Gang durch die Institutionen ein technologisches Gleichnis suchte, fände man es in der Durchsetzung des Betriebssystems Windows. Und sowenig die linken Gesellschaftsverbesserer mit Utopien gespart haben, hat es der Technologie-Freak Gates, der sein privates, mit neckischen Spielereien überfrachtetes Cyber-Home als die Zukunft des Wohnens anpries - und durch seine Erlösungsrhetorik den Verdacht auf sich zog, Huxleys Schöne Neue Welt für eine Blaupause des Glücks zu halten.
Der sympathische Milchbubi Bill und der eiskalte Elektronik-Tycoon Gates - gemeinsam wurden sie unschlagbar. Im Pantheon der Überreichen ist Gates ein Nachfolger von John Rockefeller, dem einzigen Menschen, der - in Kaufkraft gerechnet - jemals mehr Mittel besaß als Gates 1999 mit rund 90 Milliarden Dollar. Rockefellers Standard Oil Company wurde letztlich von US-Präsident Roosevelt zerschlagen, Microsoft entging im Jahr 2001 wegen Monopolisierung des Software-Marktes dem gleichen Schicksal nur knapp.
Längst haben Bill und Melinda Gates - wie einst Rockefeller mit der gleichnamigen Stiftung - gigantische Summen ins Mitmenschliche investiert, speziell in die medizinische Forschung. An Kritikern fehlt es natürlich nicht. Gates macht es ihnen leicht, wenn er frivol davon spricht, dass er mit der Stiftung wie ehemals mit Microsoft arbeite und nun auf gerettete Menschenleben aus sei wie früher auf Marktanteile.
Nein, aus Gates wird sicher keine fleckfreie Humanitäts-Ikone mehr. Ökonomen sagen, dass Windows das Fenster zur Zukunft geöffnet hat und rechnen Produktivitätssteigerungen vor. Otto Normal-User wird darauf verweisen, dass Beschleunigung eine Illusion bleibt, wenn das ganze vernetzte System gleichmäßig Highspeed fährt. Er wird behaupten, dass viele Probleme einfach von analog auf digital umgestellt wurden. Und der Zeitkritiker wird sagen, dass technischer Fortschritt in menschlicher Hinsicht oft ganz indifferent ist - man muss eben mitmachen.
Immerhin, Gates will sich nur noch mit seiner Stiftung befassen, die sich um Menschen kümmert, die viel näher am schieren Verrecken sind als am Bewohnen von Cyber-Häusern. Vielleicht ist das die Pointe: Dass der Mann, der bis zu seiner Abschiedsvorstellung die totale Computerisierung der Lebenswelt angepriesen hat, mit Verhältnissen zu tun bekommt, die zeigen, dass Menschen vorläufig aus Fleisch und Blut sind - und im übrigen für bestimmte Viren noch anfälliger als ungeschützte Computer.