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Billige Durstlöscher

Die "Geiz ist Geil“-Welle hat schon längst auch die deutschen Supermärkte erreicht. So finden sich zum Beispiel im Getränkeregal neben den altbekannten Mineralwasser-Marken auch schon mal neue Namen: Billig-Mineralwasser, das für weniger als 20 Cent pro Flasche zu haben ist. Das Nürnberger Markforschungsinstut GfK geht inzwischen davon aus, dass bald schon jeder zweite Verbraucher zu den günstigen Durstlöschern greifen wird. Heute hat der Verband Deutscher Mineralbrunnen Bilanz gezogen über das erste Halbjahr.

Von Dieter Nürnberger |
    Die "Geiz ist Geil"-Welle hat schon längst auch die deutschen Supermärkte erreicht. So finden sich zum Beispiel im Getränkeregal neben den altbekannten Mineralwasser-Marken auch schon mal neue Namen: Billig-Mineralwasser, das für weniger als 20 Cent pro Flasche zu haben ist. Das Nürnberger Markforschungsinstut GfK geht inzwischen davon aus, dass bald schon jeder zweite Verbraucher zu den günstigen Durstlöschern greifen wird. Heute hat der Verband Deutscher Mineralbrunnen Bilanz gezogen über das erste Halbjahr.

    Der Stellenwert, den Mineralwasser in Deutschland hat, ist ganz schlicht beschrieben. Es ist das beliebteste alkoholfreie Getränk in Deutschland. Und die soeben hier in Berlin vorgelegten Branchenzahlen zeigen denn auch, dass der Absatz stabil ist. Das hängt stets auch vom Wetter ab – es ist kein Jahrhundertsommer wie vor zwei Jahren – und somit ein relativ normales, konstantes Ergebnis, sagt Wolfgang Stubbe, er ist der Geschäftsführer des Verbandes Deutscher Mineralbrunnen:

    "Im vergangenen Jahr 2004 hatten wir einen Pro-Kopf-Verbrauch von rund 125 Liter. Wir haben jetzt in den Monaten Mai und Juni auch erhebliche Absatzzuwächse zu verzeichnen. Und wenn der Sommer dann noch ein bisschen bleibt, dann werden wir in diesem Jahr beim Mineralwasser vielleicht auch eine Absatzsteigerung gegenüber 2004 haben. "

    Wobei allerdings der Markt doch derzeit sehr deutlich in Bewegung ist. Zum einen nimmt die Vielfalt zu. Die Getränkekarten in den Restaurants bieten deutlich mehr Produkte aus diesem Segment an. Wasser ist da längst kein reiner Durstlöscher mehr, sondern wohl auch eine Art Wellness-Getränk geworden. Für den Verband zeigt sich dies auch daran, dass der Anteil der kohlensäurefreien Wässer stark nach oben zeigt. Im ersten Halbjahr 2005 ein Plus von über 20 Prozent, bei kohlensäurehaltigen Produkten dagegen ein Rückgang von 5 Prozent. Und deutliche Marktbewegungen gibt es natürlich auch beim Handel. Die Erlössituation sei da recht schwierig, sagt der Geschäftsführer. Der Absatz in den Discountern steige – und ähnlich wie bei der Milch macht dies den Herstellern große Sorgen:

    "Die Branche der deutschen Mineralbrunnen ist sehr mittelständisch strukturiert. Wir haben 230 Mineralbrunnen, hier wird das Wasser abgefüllt. Das sind kleine bis mittelgroße Unternehmen, die in diesem Discount-Bereich, dem Markt, nicht mitmischen können. Und es ist notwendig, diese mittelständische Struktur zu erhalten. Das geht aber auch nur mit einem angemessenen Preis für das Produkt. "

    37 Prozent der verkauften Mineralwässer werden inzwischen in den Discountern verkauft. Und der Trend zu niedrigen Preisen hält an. Auf der anderen Seite steigen für die Branche die Kosten – erhöhte Belastungen durch die LKW-Maut als Beispiel, auch Energiepreise und Löhne gingen nach oben, der Verband kündigt deshalb für 2006 Preiserhöhungen an. Der Kampf um Marktanteile wird somit härter. Ein anderes Stichwort, was die Branche beschäftigt: das Pfand auf Getränkeverpackungen. Und auch hier spielt der Erfolg der Discounter eine Rolle. Wolfgang Stubbe:

    "Der Mehrweganteil bei Wasser liegt bei über 50 Prozent. Das ist eine stolze Zahl – auch im Vergleich zu anderen Getränkearten. Aber es geht zurück. Denn im Discount -Bereich wird hauptsächlich Einweg verkauft. Das ist die Ursache dafür, dass der Mehrweganteil generell zurückgeht. 1991 – nun gut, das ist lange her – betrug der Mehrweganteil noch 90 Prozent. "

    Für die Zukunft zeichnet sich auf dem Markt folgendes ab. Man will mit innovativen Produkten punkten. Mineralwässer mit zugesetzten Vitaminen oder Mineralstoffen etwa seien längst recht erfolgreich auf dem Markt. Und man will auch und besonders Schüler und Lehrer für das Wasser begeistern. Da gibt es eine Initiative für Trinken im Unterricht:

    "Zu meiner Zeit war es ja völlig ausgeschlossen, im Unterricht irgendwas zu trinken. Deshalb gilt es, die Lehrer zu animieren. Wir haben da auch Umfragen durchgeführt, ob dies Lehrer ihren Schülern erlauben würden. 65 Prozent der Lehrer würden dies tun, das ist auch ein Erfolg unserer Initiative. Es ist auch gesundheitlich richtig, es den Schülern zu gestatten."

    Je nach Alter und Kondition soll der Mensch ja rund 3 Liter Flüssigkeit täglich zu sich nehmen – und Wasser, so die Branche, gehört da schließlich mit zu den gesündesten Produkten. Kalorienfrei – und somit hofft man weiterhin auf den Durst der Deutschen.