Die Situation ist angespannt. Wir haben nicht diese Notierungsentwicklung in 2004, die man in Resteuropa hatte. Das Kostenniveau ist einfach zu hoch in Dänemark. Vor allem in unserem nachgelagerten Bereichen. Schlachthöfen und Veredlungsbetriebe.
Deshalb haben Danish Crown und das Tochterunternehmen Tulip Zerlegebetriebe für Schweinehälften im niedersächsischen Odenburg und in Boitzenburg in Mecklenburg-Vorpommern errichtet, um die Kosten zu senken. Mit voller Unterstützung der Bauern. Sie sind Eigentümer des genossenschaftlich organisierten dänischen Großkonzerns. Claus Carstens ist einer von 250 Delegierten, die den Aufsichtsrat der Genossenschaft bestimmen.
Die hat ja eigentlich kein Eigenkapital. Jedenfalls so wenig wie möglich. Das, was an Eigenkapital da ist, wird ja an die Bauern ausgeschüttet. Deshalb fährt man ja immer mit Fremdkapital auf unseren Schlachthöfen. Da wir mit Lieferverträgen gebunden sind, ist die Finanzlage unserer Schlachthöfe wesentlich besser, weil die Zufuhr von Schweinen immer gewährleistet ist.
Nicht so bei den Bauern. Die verdienen erst dann, wenn Danish Crown viel auszahlen kann. Doch die Kosten sind deshalb so hoch, weil die Schlachter in Dänemark viel verdienen. 50 Prozent mehr als in Deutschland. Versuche im Schlachthof Ringsted auf Seeland, die Tarife gravierend zu verändern, sind, so Jorgen Popp Petersen, gescheitert.
Der Reallohn ist in Dänemark in den letzten Jahren angestiegen, durch geringes Zinsniveau, Lohnerhöhungen und Steuererleichterungen. Deshalb hat sich die Gewerkschaft mit dem Schlachthof auf eine Lohnreduzierung geeinigt, um die Arbeitsplätze da zu behalten. Da wurde die gesamte Gewerkschaft wach. Und da sagten die, wann sind wir denn dran. Die haben gestreikt. Und letztendlich wurde Ringsted geschlossen und ins Ausland verlagert.
Der Landwirt begrüßt wie seine Kollegen die Lohnpolitik von Danish Crown in Deutschland. Die Möglichkeit, dass hier europäische Kolonnen zu Dumpinglöhnen arbeiten, sieht er nicht als Problem, weil deutsche Gesetze dies möglich machen.
Ich fasse es ja eigentlich nicht, dass die Lage so ist, dass man nicht mehr flexibel ist hier auf dem Arbeitsmarkt. Das verstehe ich nicht als Unternehmer und als Bauer. Hätten wir eine riesige Arbeitslosigkeit gehabt, dann wären die Leute wohl auch wach geworden. Als Landwirte kämpfen wir ja auch um unsere Arbeitsplätze und unseren Standort.
Die dänischen Zerlegebetriebe von Danish Crown in Deutschland haben noch einen weiteren Vorteil. Sie bringen den Markt gleich mit. Die Produktion ist vor allem für Deutschland bestimmt, das nur 80 Prozent seines Bedarfs an Schweinefleisch selbst produziert und deshalb auf dänische Importe angewiesen ist. Alles was auf den amerikanischen und japanischen Markt exportiert wird, muss aber nach wie vor in Dänemark geschlachtet und zerlegt werden. Hier sind die Hygienebestimmungen schärfer, so wie die Abnehmer es wollen. Mit der schwierigen Struktur der Schlachthöfe in Deutschland hat Danish Crown nichts zu tun. Es gibt zu viele, die sich gegenseitig Konkurrenz machen. Für den dänischen Schweinehalter Claus Carstens führt diese Konkurrenz in Deutschland ebenfalls zu einem Kostenproblem, das über Dumpinglöhne auf dem Rücken der Schlachter gelöst werden muss. Ohne dass die Bauern protestieren.
Es hat den Riesenvorteil, dass die Bauern davon profitieren. Die letzten paar Jahre ist für den Bauern zuviel ausgezahlt worden, als was die Schlachthöfe wirklich verkraften können. Was wir diese Woche verkauft haben, das macht den Preis aus, den wir auszahlen können und nicht einen Handelspreis für den Bauern auszahlen und dann mit Verlust zu verkaufen. Das geht auf Dauer nicht. Es ist ein Kampf ums Fleisch.