Donnerstag, 25. April 2024

Archiv


Bindung, Angst und Aggression

Bindungen geben dem Menschen Halt und Stärke. Fehlen sie, kann das Angst auslösen, oder verzweifelte Wut und Gewalt. Wie das Verhältnis zwischen Eltern und Kind das spätere Leben prägen, Partnerschaften und Freundschaften beeinflussen, darüber haben Wissenschaftler auf einer internationalen Tagung an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität gesprochen.

Von Cajo Kutzbach | 08.01.2009
    Wenn die Nabelschnur durchtrennt wird und die körperliche Verbindung zur Mutter endet, wird die seelisch-geistige Verbindung zu den Eltern für den Säugling lebensnotwendig. Gelingt sie nicht, drohen Vernachlässigung, ja sogar der Tod. Der Privatdozent an der Kinderklinik der Ludwig-Maximilians-Universität, Dr. Karl-Heinz Brisch, leitet auch die Abteilung Pädiatrische Psychosomatik und Psychotherapie am Dr. von Haunerschen Kinderspital in München. Er skizziert, wozu Bindung gut ist:

    "Wenn ein Kind im Laufe des ersten Lebensjahres und auch im zweiten Lebensjahr eine sichere emotionale Bindung an zum Beispiel die Eltern entwickelt, dann erlebt es wenig Angst. Und es kann dann sehr frei und neugierig die Welt erkunden. Wenn die Bindung dagegen unsicher ist, weil die Eltern unfeinfühlig sind, das Kind übermäßig frustrieren, oder gar gewalttätig sind, dann erlebt das Kind eben Angst den Eltern gegenüber, aber auch Angst der Welt gegenüber. Das heißt: Dieses Kind wird nicht so frei die Welt erkunden, nicht so gut lernen können, wird angstvoll Beziehungen eingehen, wenn überhaupt und es wird dann auch in Beziehungskonflikten eher aggressiv sich verhalten."

    Eine gute Verbindung gibt Sicherheit, gibt Halt. Das ist zwischen Eltern und Kindern so. Das gilt genauso in der Technik, oder beim Klettern. Wer sich sicher fühlt, der kann beim Klettern die Aussicht genießen. Ähnlich ist es mit Kindern, die sich geborgen fühlen. Sie können ihr Leben unbeschwerter genießen und sich auf ihre Mitmenschen einlassen, entwickeln Mitgefühl und Mitempfinden, also Empathie. Unsicherheit verhindert beides: Lebensfreude und Mitempfinden.

    "Wenn Kinder gar Gewalt erfahren in den Beziehungen zu den Eltern, dann entwickeln sie eher Bindungsstörungen. Und vielfältig sind sie dann in Situationen, wo Stress und Belastung auftaucht, angespannt bis aggressiv, feindselig den Anderen gegenüber. Sie verstehen auch die Absichten und Gefühle und Motivationen eines Gegenübers nicht gut, denn die Fähigkeit, sich in die Innenwelten eines Anderen hinein zu versetzen, wächst und entwickelt sich mit der sicheren Bindung."

    Während der frühen Kindheit geschieht Lernen durch Nachahmung; schon ein zwei Tage altes Äffchen ahmt im Versuch Bewegungen eines Menschen nach. Später lernt man vor allem von anderen Menschen, also in Beziehungen, und da spielt die Bindung eine wichtige Rolle. Vor allem, wenn es darum geht, nicht nur Bewegungen nachzumachen, sondern aus Gestik und Mimik auf die Gefühle des Gegenübers zu schließen. Ein Kind, dem es an Bindung fehlt, hat nicht nur Schwierigkeiten beim Lernen, sondern auch in Beziehungen, erklärt Karl-Heinz Brisch:

    "Zwei Erwachsene begegnen sich, ein Mann und eine Frau, die sich nett und attraktiv finden, aber einer von den beiden ist nicht in der Lage, sich in die Absichten und Gefühle des Anderen hinein zu versetzen, und er denkt zum Beispiel, der Gegenüber fühlt und denkt genauso, wie er selbst. Er hat gar keine Idee davon, dass er anders fühlen, denken oder handeln könnte, weil eben die Fähigkeit respektvoll, einfühlsam nachzuvollziehen, dass der Andere ein eigenständiger Mensch mit eigenen Handlungs- und Gefühlsabsichten ist, ist gar nicht entwickelt, weil dieser Mensch eben keine sichere Bindung verinnerlicht hat, sondern eine unsichere oder gar eine Bindungsstörung. Dann ist das Zusammenleben mit einem solchen Partner extrem schwierig. Und man kann sich gleich schnell ausmalen, wie aggressive Auseinandersetzungen bis hin zur Gewalt entstehen können."

    Da zu einer gelingenden Beziehung auch ein gewisses Maß an gegenseitigem Verstehen und Aufeinander-Eingehen nötig ist, kann ein verständnisloser Partner eine Beziehung ruinieren, selbst, wenn er das gar nicht beabsichtigt und sich viel Mühe gibt.

    "Das Gleiche passiert natürlich auch, wenn solche Eltern dann Kinder bekommen und sich auch in die Bedürfnisse eines Babys oder eines Kindes nicht hineinversetzen können. Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu Missverständnissen kommt, zu Fehlinterpretationen des Verhalten eines Kindes, zu Anklagen, zu Beschuldigungen, zu Gewalttätigkeiten ist dann gar nicht mehr so weit."

    Manche Kindesmisshandlung dürfte auf zu geringer Bindungsfähigkeit der Eltern beruhen. Sie geben einfach weiter, was ihnen selbst widerfuhr, weil sie nie lernen durften, dass man auch anders miteinander umgehen kann. Schuldzuweisungen an "die Frauen" oder "die Männer" sind folglich falsch. Auch die starke Zunahme von Scheidungen dürfte damit zusammen hängen.

    Weisen heutige gesellschaftliche Probleme - Scheidungszahlen, Schulversagen, oder Jugendgewalt - schon auf bestehende Fehlentwicklungen hin? Karl-Heinz Brisch:

    "Oh ja! Wir sehen heute viele Kinder, die in Streitsituationen, in Konfliktsituationen wirklich nicht mehr in der Lage sind, überhaupt wahrzunehmen, dass der Andere eigene Absichten, Pläne, Handlungen und auch Gefühle hat. Selbst dann, wenn es mal aggressiver zugeht und Buben, Mädels, Kinder rangeln miteinander, die kämpfen miteinander, die messen ihre Kräfte, wollen auch ihre Interessen durchsetzen. Aber wenn der Andere dann zum Beispiel unter der aggressiven Auseinandersetzung plötzlich am Boden liegt, dann würden - allein schon von der der menschlichen Spezies auch eigentlich innewohnenden Tötungshemmung - normalerweise Menschen aufhören, aufeinander einzuschlagen."

    Diese Tötungshemmung verhindert bei fast allen Arten, dass Rang- oder Revierkämpfe den Bestand der Art gefährden. Dieses arterhaltende Muster ist also tief im Lebewesen verankert. Dennoch können mangelnde Bindung und fehlende Empathie es aushebeln.

    "Wenn dieser schwerwiegende Mangel, sich in die Gefühle des Anderen hinein zu versetzen ,durch Bindungsstörungen entstanden ist, dann braucht es dringend therapeutische Hilfe für solche Kinder, denn sonst werden die sich so weiter verhalten."

    Dabei ist Vorbeugen viel billiger, als die Behandlung bereits entstandener Schäden, denn ein therapeutischer Heimplatz kostet monatlich 3000 bis 6000 Euro. Die von Karl-Heinz Brisch geleiteten Programme der Münchner Universitätsklinik - "Sichere Ausbildung für Eltern" oder "Baby-Beobachtung" - wirken gegen Bindungsmangel.

    Bei der "Baby-Beobachtung" kommt eine Mutter mit ihrem Säugling jede Woche einmal in den Kindergarten und die Kinder dort erleben eine Stunde lang mit, wie sie mit ihrem Kind umgeht. Dabei stellt die Erzieherin Fragen, die die Kinder an Gefühle heran führen. Dadurch verbessert sich das Verhalten in der Kindergartengruppe, es gibt weniger Ausgrenzung, weniger Streit und mehr gemeinsames Spielen. Man kann Mitempfinden also durchaus üben.

    Genauso wichtig wäre es, Eltern so weit zu entlasten, dass sie genug Zeit und Kraft finden, um ihren Kindern eine ausreichende Bindung zu geben. Und zwar Vater und Mutter, denn beide sind wichtig. Das würde die Scheidungszahlen senken, denn viele Ehen zerbrechen an der Überforderung durch Beruf, Kinder und Partner. Dann fehlt meistens der Vater. Besonders für Jungen kann das eine Katastrophe sein. Der Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeut Frank Damasch ist Professor für Psychosoziale Störungen von Kindern und Jugendlichen an der Fachhochschule Frankfurt:

    "In der Tat ist es so, dass wir 1,6 Millionen alleinerziehende Mütter mit 2,3 Millionen Kindern haben. Und besonders betroffen von der Vaterlosigkeit, von den fehlenden Vätern in der Familie sind natürlich die Jungen. Allerdings muss man dazu sagen: Es sind nicht nur die komplett abwesenden Väter, die den Jungen fehlen, sondern wir haben auch das Phänomen von Alleinerziehung, wenn der Vater sozial anwesend ist."

    Der Vater mit einer Sechzig-Stunden-Woche oder derjenige, der sich für seine Kinder nicht interessiert, ist fast so "abwesend", wie ein geschiedener Vater, der die Kinder nur alle paar Wochen sehen kann. 50 Prozent der Kinder haben ein Jahr nach der Trennung keinen ansprechbaren Vater mehr.

    "Das wirkt sich natürlich insbesondere aus auf die Entwicklung der männlichen Identität, denn die männliche Identität braucht den Spiegel eines zugewandten Vaters, eines Vaters, der mit dem Kind spielt, der mit ihm rauft, der lebendig mit dem Kind zusammen ist. Da kann sich der Junge quasi im Spiegel des Vaters identifizieren mit seiner eigenen Männlichkeit."

    Ein Vater hat viele Aufgaben. Der Junge braucht ihn erstens als Vorbild aber auch als Kumpel und zweitens als einen Menschen, der ihm seine Grenzen zeigt:

    "Rein körperlich muss der Junge ab und zu merken: Aha, da ist ein Vater, der ist stark und der ist stärker. Und gleichzeitig muss der Vater ihm das Gefühl geben: Später wirst du mich mal übertrumpfen können, da wirst du vielleicht der Stärkere sein, der Größere, der Klügere."

    Deshalb sind die rauen Spiele zwischen Vätern und Söhnen wertvoll, solange sie zugleich liebevoll sind, und die Mutter sie wohlwollend betrachtet. Es geht dabei um Bindung und das Beherrschen von Aggression.

    Drittens zeigen Vater und Mutter, wie man mit Meinungsverschiedenheiten, mit Interessengegensätzen umgehen kann, wie man Konflikte bewältigt und Kompromisse schließt.

    Viertens ist das Verhältnis des Vaters zur Mutter besonders für den Jungen wichtig:

    "Der Sohn identifiziert sich nicht nur mit der Männlichkeit des Vaters, sondern auch mit dem Blick des Vaters auf die Frau, auf die Weiblichkeit, auf die Mutter. Das heißt, von dem Vater lernt er auch wieder seine eigene Weiblichkeit, seine eigene innere Mütterlichkeit anzunehmen, weil der Vater mit der Mutter eben eine Beziehung hat, eine positive Beziehung. Die ist vielleicht nicht immer harmonisch, da gibt's Konflikte, aber letztlich ist sie 'gut genug', wie wir als Psychoanalytiker sagen. Eine 'genügend gute Beziehung' zwischen Mutter und Vater und dadurch lernt der Junge letztlich nicht nur seine eigene Männlichkeit anzunehmen, sondern auch seine eigentlich eigenen weiblichen Anteile anzunehmen und die müssen miteinander verbunden sein."

    Die Balance zwischen Vater und Mutter hilft Kindern beim Ausbalancieren der weiblichen und männlichen Züge in ihnen selbst. Mädchen brauchen den Vater ebenfalls, um ihre männlichen Anteile zu entwickeln. Kinder brauchen Vorbilder um später selbst erfolgreich Bindungen einzugehen und ihren Kindern die nötige Bindung geben zu können.

    Ist diese Balance gestört, haben sie später häufig Schwierigkeiten im Umgang mit dem anderen Geschlecht und als Eltern. Frank Damasch:

    "Die Mütterlichkeit bei abwesendem Vater, ob er nun real abwesend ist, oder emotional abwesend, kriegt eine Riesenpräsenz im Jungen. Und die muss er - um überhaupt Junge zu werden - halt kleiner machen. Und dazu braucht er eigentlich den Vater, denn alleine kann er das nicht, oder ein männliches Vorbild, es muss ja nicht unbedingt der leibliche Vater sein."

    Fehlt der Vater können Lehrer, Trainer im Sportverein, oder Kindergärtner hilfreich sein. Doch viele Jungen wachsen - weil die Männer fehlen - bis zum zehnten Lebensjahr vorwiegend von Frauen betreut auf. Sie reagieren auf diesen Mangel stärker als Mädchen mit Verhaltensauffälligkeiten. 80 Prozent der Aufmerksamkeits-Störungen (ADHS) betreffen Jungen. Auch beim Schulversagen und bei Gewalttaten sind Jungen viel häufiger beteiligt.

    Ein Problem unter dem viele Kinder leiden ist die Reizüberflutung. Sie macht den Kindern am meisten zu schaffen, die mangels gelungener Bindung schlechter Lernen und ihre Mitmenschen weniger gut verstehen. Lutz Besser aus Isernhagen ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, auch für Kinder und Jugendliche, sowie für psychotherapeutische Medizin. Er leitet das Fortbildungs-Zentrum für Psychotraumatologie und Traumatherapie in Niedersachen. Schreckliche Erlebnisse, aber auch Bilder, können Kinder verletzen. Sie brauchen dann eine Behandlung dieses Traumas:

    "Ja, Kinder sind die empfindlichsten Menschenwesen. Und Kinder erschrecken sich einfach vor grausamen Bildern. Und so kommt es, dass kleine Kinder aus dem Kindergarten oder aus der Vorschulzeit plötzlich mit medialer Gewalt, mit Bildern von Zerstörung, Blut, Mord, Tod, mit sadistischen Dingen, oder mit Ekel konfrontiert werden. Und diese Bilder lösen entsprechende Angst und Stressreaktionen aus. Dann kann es sein, dass nach einem solchen Medientrauma ein Kind halt über einen längeren Zeitraum zitternd, verängstigt oder gar schreiend Hilfe braucht."

    Das kindliche Gehirn hat noch keine Schutz gegen Reize, die es nicht verkraftet. Es ist also ganz vernünftig, wenn bei einem schrecklichen Ereignis, etwa einem Unfall, Mütter das Kind in die Schürze wickeln, sein Gesicht in ihrem Schoß bergen. Eine ähnliche spontane Reaktion zum Schutz des kleinen Kindes gibt es sogar bei Affen.

    "Da haben gesunde Mütter intuitiv die Kinder vor einer Reizüberflutung zu schützen versucht, um ihre so offenen Sinnesorgane, ihre offenen Augen, ihrer offenen Ohren, ihre offenen Münder nicht mit etwas zu füttern, was Kinder noch nicht verkraften können."

    Durchschnittlich 5 Stunden dürfen Jugendliche heute Medien konsumieren; in der Regel ohne Kontrolle der Inhalte. Gewalt und Sex sind auf Handys von Jugendlichen weiter verbreitet, als Eltern viele glauben.

    "Das ist schon sehr sehr sehr bedenklich, in welcher Form unsere Gesellschaft Kinder und Jugendliche allein lässt, mit diesem Überangebot von Gewalt und sexuellem Sadismus."

    Das Hinterhältige vieler Spiele, Videos, aber auch von Werbung ist, dass sie an zwei wertvolle und wichtige Triebe des Menschen appellieren, an Aggression und Sexualität. Deshalb wirken sie bei Erwachsenen und Kindern. Aber gerade in der Pubertät wäre es wichtig, dass junge Menschen lernen damit so umzugehen, dass sie selbst, aber auch ihre Mitmenschen glücklich werden. Denn Gewalt und Sexualverhalten sind nicht angeboren, sondern werden gelernt.

    Besonders gefährdet sind Kinder, die mangels gelungener Bindung Schwierigkeiten mit Mitmenschen und Lernen haben. Grade sie benutzen auch häufiger Computerspiele. Warum das problematisch ist, erklärt Lutz Besser:

    "Wir haben keine Hardware in unseren Köpfen, sondern unsere Köpfe, unsere Gehirne sind plastisch, wie eine Wachstafel. Und das, was ich mit meinem Gehirn mache, insbesondere, das was ich nicht nur konsumiere, sondern wenn es auf die Ebene des Agierens, des Spielens geht, ist in Abhängigkeit von Dauer, Intensität und Häufigkeit, etwas, was das Gehirn strukturiert. Das ist inzwischen eine wichtige, klare, wissenschaftlich gut nachgewiesene Erkenntnis. Und ich muss mich natürlich dann fragen, wie will ich die Köpfe von Kindern strukturieren?"

    Spielen ist die wirksamste Form des Lernens. Wenn Spiele vermitteln, dass Gewalt Konflikte löst, dann wird das im Gehirn so gespeichert und in entsprechenden Situationen abgerufen. Dabei spielt natürlich die Intensität eine Rolle. Wer einmal derartige Spiele ausprobiert, wird wohl kaum aggressiver oder gar zum Amokläufer. Vor allem, wenn er in der Kindheit genug Bindung erfuhr.

    "Dieses Urvertrauen, dass es gut und schön ist mit anderen Menschen im Kontakt zu sein, diese Bindungsfähigkeit, ist tatsächlich erst einmal ein Schutz."

    Nicht hundertprozentig, aber manche Spiele erscheinen einem dann doch so unmenschlich und widerwärtig, dass man sie gar nicht spielen mag.

    "Jugendliche brauchen Erwachsene, die mit ihnen die Auseinandersetzung wagen, was es eigentlich bedeutet, wenn ich erfolgreiches Töten als mein Lieblingsspiel Wochen, Monate und jahrelang nutze, dann taucht hier eine Werte-, Normen-, Moraldiskussion auf, die notwendig ist. Und wir müssen uns einfach fragen: Wo ist unsere Ethik?"

    Betrachtet man die Entstehungsgeschichte des Problems, dann haben Industrialisierung, Weltkriege, Gefangenschaft und Wirtschaftswunder zur "Vaterlosen Gesellschaft" beigetragen.

    Die Emanzipation und die folgende Neubestimmung der Männerrolle, könnten sich als wichtige Zwischenschritte erweisen, denn Prof. Horst-Eberhard Richter, der als Psychoanalytiker seit Jahrzehnten solche Fragen bedenkt, schlägt vor mehr "Elterlichkeit" zu wagen. Eben so, wie Kinder beide Eltern brauchen, so sollten Frauen und Männer auch als "Eltern dieser Welt" gemeinsam die Probleme spüren, wahrnehmen und anpacken:

    "Elterlichkeit" bedeutet aber nicht nur im Gemeinsamen auch die Aufgabe wahr zu nehmen die nächste Generation vorzubereiten, so dass sie es vielleicht besser schafft die gesellschaftlichen und ökologischen Probleme zu meistern, als wir es getan haben. Es bedeutet aber auch eben den Horizont der sozialen Verantwortung gemeinsam zu erweitern. Wenn wir das nicht schaffen, dann wird unser Herrschaftsanspruch, den wir mit der technischen Revolution nun bislang ungehemmt und mit ungenügender Rücksicht und Sensibilität gemacht haben, dann werden wir das Leben auf dem Planeten gefährden."