Heinz-Gerd Lehmann, technischer Berater beim ADAC Köln, weist auf ein anderes Problem hin: An einigen Tankstellen werde verunreinigter Treibstoff angeboten.
Wir hatten mal im Jahr 2000 einundvierzig Biodiesellieferer, das heißt also einundvierzig Biodieseltankstellen getestet, und hierbei haben wir festgestellt, dass über neun Proben nicht der Vor-DIN-Norm entsprochen haben. Bei diesem Kraftstoff wurde teilweise tierisches Fett beigemischt oder Kokosöle beigemischt. Das führt natürlich dazu, dass es dann möglich ist, dass diese Pumpen von innen total verkrusten und es dann zu Motorlaufproblemen kommt.
Vorwürfe dieser Art kennt auch Dr. Bernhard Muke. Er ist Werksleiter der Biodieselfabrik NEW aus Marl. Dr. Muke glaubt zu wissen, warum Biodiesel sich einen Ruf als Schmuddeltreibstoff erworben hat:
Weil der Name eben nicht gesetzlich geschützt war. Jeder konnte Biodiesel verkaufen, das kann man aus Frittenfett, Rindertalg und Schweinefett machen. Wir machen das eben nur aus Rapsöl. Und Rapsöl ist eben von der Qualität her auch schon definiert, und dadurch ergibt sich dann hinterher auch ein Biodiesel, der ganz bestimmte Normen erfüllt.
Die DIN-Norm E 51606 legt fest, wie viele Verunreinigungen in dem Biodiesel aus Rapsöl enthalten sein dürfen. Aber genau jene Norm verhindert im Moment noch eine Bewegung auf dem Biodieselmarkt. Denn eigentlich handelt es sich dabei nur um einen Norm-Entwurf, der von einer EU-Norm abgelöst werden soll. Der Entwurf ist zwar privatrechtlich bindend. Wer an der Zapfsäule Biodiesel nach dieser Norm tankt, der hat einen Anspruch auf eine entsprechende Qualität. Staatliche Kontrollen gibt es aber keine. Die sind erst dann möglich, wenn die europäische Norm in deutsches Recht umgesetzt ist. Experten erwarten, dass dies gegen Ende des Jahres der Fall sein wird. Die momentane rechtliche Situation lässt auch die Fahrzeughersteller zögern. Udo Bub von Volvo:
Bei den neueren Fahrzeugen ist es so, dass wir von den Systemen nicht auf den Kraftstoff eingestellt sind, und wir weitere Adaptionen am System nicht vornehmen werden, da es im Moment noch keine endgültige DIN-Norm gibt, beziehungsweise im Zug der EU-Harmonisierung eine neue Norm geben wird. Und wir werden erst dann loslegen, wenn endgültig ein Beschluss feststeht.
Die Hersteller von Biodiesel und die Tankstellen wollen aber dem Kunden schon heute verlässliche Qualität bieten. Deshalb haben sich viele von ihnen in einer Arbeitsgemeinschaft zusammen geschlossen. Die Arbeitsgemeinschaft Qualitätsmanagement Biodiesel will an den Zapfsäulen Qualität nach DIN-Norm durch ein Kontrollzeichen garantieren. Auch die Biodieselfabrik NEW hat sich diesem Verein angeschlossen. Dr. Bernhard Muke:
Da sind mehrere Fachleute, die dann auch uns Ratschläge geben und die uns auch unangekündigt überprüfen. Die ziehen bei uns Proben und überprüfen dann, ob wir die Norm einhalten, wozu wir uns verpflichtet haben.
Ob die Autohersteller sich aber auf die Garantie der Biodiesel-Industrie verlassen werden, das ist wohl mehr als fraglich.