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Biodiesel: Nicht nur eitel Sonnenschein

Seit zehn Jahren können Autofahrer in Deutschland auch Biodiesel tanken. Er ist preiswerter als herkömmlicher Diesel und gilt als umweltverträglicher. Aber in einer Untersuchung des Rheinisch-Westfälischen Wirtschaftsinstituts kommt der Öko-Kraftstoff gar nicht gut weg.

Von Olaf Biernat |
    Biodiesel wird bei Autofahrern in Deutschland immer beliebter. Gemessen am gesamten Kraftstoffverbrauch macht Biodiesel mittlerweile zwei Prozent aus - Tendenz steigend. Die umweltverträgliche Herstellung ist aber aufwändiger und rund doppelt so teuer wie bei üblichem Kraftstoff. Damit Biodiesel trotzdem am Markt eine Chance hat, ist er von der Mineralölsteuer befreit. Das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung hat Biodiesel aus ökologischer und ökonomischer Sicht näher beleuchtet und fordert in seiner Studie, diese Befreiung von der Mineralölsteuer zurückzunehmen. Manuel Fröndel vom RWI:

    " Das hat damit zu tun, dass die vermeintlich ökologischen Effekte gar nicht so hoch sind, es wird zwar CO2 eingespart durch den Ersatz von Diesel durch Bio-Diesel, allerdings sind andere ökologische Konsequenzen damit verbunden. Die resultieren aus dem Pestizid- und Düngemitteleinsatz des Rapses, der für den Bio-Diesel angebaut werden muss und deswegen bleibt in der ökologischen Bilanz insgesamt recht wenig übrig."

    Die Bundesregierung fördert den Öko-Kraftstoff mit 500 Millionen Euro pro Jahr, weil er aus erneuerbaren Energien hergestellt wird. Hauptbestandteil von Biodiesel ist Raps, aus dem ein Pflanzenöl gewonnen wird, das mit Chemikalien angereichert wird. Nach der Verbrennung im Automotor verursacht er weniger Abgase als mit Erdöl angereicherter Diesel. Aber so groß wie bislang angenommen, ist der Unterschied offenbar nicht, sagt Manuel Fröndel vom RWI:

    " Man würde natürlich erst mal vermuten, dass man 100 Prozent CO2-Emissionen und auch andere Treibhausgas-Emissionen damit einsparen könnte, es ist dem aber nicht so, weil einfach nicht ein Liter Diesel durch ein Liter Biodiesel ersetzt werden kann, man braucht tatsächlich, um die gleiche Leistung zu erzielen, 1,1 Liter Biodiesel, das führt schon mal dazu, dass nicht 100 Prozent eingespart werden kann und ein zweiter Grund dafür ist, dass die Erzeugung von Biodiesel tatsächlich sehr energieintensiv ist."

    Mittlerweile gibt es Biodiesel an fast zweitausend Tankstellen in Deutschland. Diese Zahl wird sich voraussichtlich in den nächsten Jahren deutlich erhöhen. Denn laut einer EU-Richtlinie sollte der Anteil an Biodiesel bis zum Jahr 2010 auf fast 6 Prozent steigen. Für die Bauern ist der Ausbau von Raps aber nicht so einfach, weil Raps auf demselben Feld nur alle 3 bis 5 Jahre möglich ist. Deshalb sieht die RWI-Studie nicht nur positive Folgen durch vermehrten Rapsanbau:

    " Für die Rapsbauern ist diese ganze Biodiesel-Förderung, wie sie im Moment geschieht, sehr positiv zu bewerten. Was negativ zu bewerten ist, dass in Zukunft der Wettbewerb um Ackerland und um Ackerflächen zunehmen wird und dadurch für den Verbraucher, insbesondere im Nahrungsmittelbereich, höhere Preise zu erwarten sind, denn die Konkurrenz um Ackerbauflächen und um Rapsanbau im Vergleich zu Getreideanbau für Nahrungsmittel und andere Zwecke wird zunehmen und damit werden die Preise für Nahrungsmittel steigen."

    Biodiesel ist bei Autofahrern deshalb so beliebt, weil er bis zu zehn Cent billiger ist als normaler Diesel - und weil Raps, das ja in Biodiesel verwandelt wird, als nachwachsender Rohstoff die Umwelt schont. Und deshalb begrüßt auch das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung die Initiative der neuen Bundesregierung. Im Koalitionsvertrag steht nämlich, dass sie künftig die Forschung und Entwicklung von Biotreibstoffen voran bringen will. Allerdings rät das RWI der Bundesregierung davon ab, die Befreiung von der Mineralölsteuer gegen eine so genannte Beimischungspflicht zu ersetzen. Dabei müsste jeder Liter von herkömmlichem Diesel einen bestimmten Bio-Anteil haben. Manuel Fröndel vom RWI:

    " Im Grunde ist eine Lösung aus unserer Sicht so schlecht wie die andere, denn die Beimischungspflicht bedeutet ebenfalls, dass die Förderung von Biodiesel weitergehen wird. Die Last von mehr als 500 Millionen Euro wird nur auf andere Schultern verteilt. Bislang liegen sie beim Steuerzahler. Nun wird der Verbraucher in Zukunft von Diesel und konventionellem Benzin diese Last zu tragen haben, denn die Mineralölwirtschaft wird die entstehenden Kosten durchaus vollkommen weitergeben können."

    Unterm Strich zieht das RWI in seiner Studie über Biodiesel eine nüchterne Bilanz. Aus ökologischer Sicht hat Biodiesel kaum positive Effekte. Der geringere Ausstoß an Treibhausgasen rechtfertigt nicht die hohe steuerliche Subvention, so die Kernaussage. Diese Ergebnisse bestätigt sogar die Umweltorganisation Greenpeace.