Eine Umfrage des Bundesverbandes Bioenergie, dann eine Hochrechnung auf Grund dieser Umfrage hat ergeben, dass heute bereits 70.000 Menschen im Bereich der Bioenergie arbeiten.
70.000 Menschen in Arbeit, so rechnet Lamp vor, bringen den Sozialsystemen weit mehr als eine Milliarde Euro jährlich ein. Die Bioenergie verspricht außerdem volkswirtschaftliche Vorteile; selbst die Außenpolitik könnte sich wandeln, wenn die Industriestaaten nicht mehr auf den Import fossiler Brennstoffe, oft aus Krisengebieten, angewiesen sind. Und doch hat diese Technologie kein Recht auf einen Freibrief in Sachen Umweltschutz. Auch andere regenerative Energien, wie Windräder und Sonnenkollektoren, müssen sich zunehmend der Kritik von Umwelt- und Naturschützern stellen. Gleiches gilt für die Bioenergie, wie Hermann Schlagheck, Abteilungsleiter im Landwirtschaftsministerium, erläutert.
Auch an der Nutzung der Bioenergie findet man nicht alles akzeptabel, wenn ich nur an den Einsatz von Düngemitteln und Pflanzenschutzmittel denke, oder an den Einsatz der modernen Technik. Heftige Diskussionen über Staubemissionen, Abgase bei der energetischen Verwendung von Holz, Stroh oder anderen Biomasseträgern.
An diesem Punkt scheiden sich nun die Geister: Soll in Deutschland hingenommen werden, dass Biomasse zur Erzeugung von Energie weniger umweltschonend erzeugt wird als Nahrungsmittel? Viele Landwirte fordern dies, oder sie weisen zumindest darauf hin, dass ein streng ökologischer Anbau von Biomasse nicht möglich sei, und zwar aus ökonomischen Gründen. Rot-Grüne Umweltpolitiker dagegen befürchten den exzessiven Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden, sie warnen vor der Verschmutzung des Grundwassers, der Seen und Flüsse unter dem Vorzeichen regenerativer Energien. Einer von ihnen ist Klaus Müller, grüner Umweltminister in Schleswig-Holstein.
Aus Gründen der Umweltverträglichkeit müssen wir für den Anbau von Energiepflanzen mindestens die selben Anforderungen wie für den Anbau von Nahrungs- und Futterpflanzen einhalten. Das gilt zum Beispiel für das Dünger- und Pflanzenschutzmittelrecht, oder für eine grundwasserschonenden Landbewirtschaftung in Wasserschutz- oder Trinkwassereinzugsgebieten.
Doch damit nicht genug: Auch wenn Biomasse in Energie umgewandelt wird, in der Regel durch Verbrennung, ist dies immer noch eine potentielle Quelle für Umweltverschmutzung.
Kleinfeuerungsanlagen für Biomasse werden bei der Überwachung durch Schornsteinfeger leider häufig beanstandet. Es muss gewährleistet sein, dass die Anlagen dem Stand der Technik entsprechen und dass die Emissionen von Schadstoffen wie Stickoxide und Staub so gering wie möglich sind.
Die Umweltpolitiker im Regierungslager setzen auf neue Technologien, die all diese Probleme mit der Zeit lösen sollen. Ihr Signal an die Biomasseproduzenten ist klar: Umweltstandards werden nicht aufgeweicht, auch nicht zu Gunsten umweltfreundlicher Energien. Die Vertreter der konventionellen Landwirtschaft, wie Bauernpräsident Gerd Sonnleitner, sehen dagegen kaum Probleme im Bereich des Umwelt- oder Tierschutzes.
Unser Problem ist in Deutschland mangelnde Wirtschaftsleistung, zu hohe Arbeitslosigkeit und daraus resultieren Staatsverschuldung und marode Sozialsysteme. Und deshalb müssen wir alles vorantreiben, was wirtschaftliche Wertschöpfung erbringt und damit Arbeitsplätze sichert. Dort haben wir ein Defizit. Und diese ökonomische Komponente müssen wir vorantreiben. Wenn wir in der Ökonomie gut sind, dann können wir das, was Sie an ökologischen Wünschen haben, alle erfüllen. Aber zuerst bitte Ökonomie beachten, und dann machen wir das andere gern.
Der Bauernpräsident appelliert an die Bundesregierung, die Erzeugung von Biomasse zur Strom- und Wärmeproduktion konsequent zu fördern, auch um die Treibhausgase in der Atmosphäre der Erde zu reduzieren.