Günter Hetzke: Vor zwei Monaten bereits gab es den ersten Warnhinweis, jetzt am Wochenende wurde er mit Nachdruck erneuert. Die ZMP, die Zentrale Markt- und Preisberichtstelle für Erzeugnisse der Landwirtschaft, machte darauf aufmerksam, dass die Preise für Milch und Milchprodukte in dieser Woche steigen werden und zwar zum Teil deutlich. Darüber möchte ich nun sprechen mit Christian Fronczak vom VZBV, dem Bundesverband der Verbraucherzentralen, guten Tag, Herr Fronczak!
Christian Fronczak: Guten Tag, grüße Sie!
Hetzke: Preiserhöhungen werden ja oft damit begründet, dass der Rohstoff teuer wird, die geringe Hopfenernte erhöht den Bierpreis, durch den steigenden Getreidepreis wird das Brot teuer. Das ist häufig vorgeschoben, der Preis für den Rohstoff ist oft marginal, es wird aufgeschlagen, um Kasse zu machen. Und der Sündenbock ist der Rohstoffpreis. Ist das bei der Diskussion über die Milch ähnlich?
Fronczak: Was wir bräuchten, ist eine viel größere Transparenz, was wirklich in einem Lebensmittel drin ist an Rohstoffen. Wir haben in der Energie die gleiche Debatte, die Rohstoffkosten werden auch da immer angeführt, um Preissteigerungen zu legitimieren und zu rechtfertigen. Bei Lebensmitteln ist es eben sehr schwer herauszufinden, ist es der Rohstoff oder sind es Kalkulationen des Handels oder derer, die auch an diesen Produkten verdienen?
Hetzke: Welche Rolle spielt denn Ihrer Ansicht nach der Preis für den Rohstoff Milch letztendlich bei der Preisgestaltung für Käse oder Quark? Geht das meiste Geld nicht für Marketing und Handel drauf?
Fronczak: Wir hatten in den letzten Jahren ja wiederholt auch Demonstrationen der Landwirte, die gesagt haben, mit 30 Cent pro Liter Milch, das ist das, was an der Ladentheke verkauft wird, das ist doch genau das, was wir als Produzenten, als Erzeuger bekommen. Da ist logisch, dass in der Wertschöpfungskette nichts mehr übrig bleibt und auch die Landwirte wenig zusätzlich an Geldern da noch einsetzen können, um in ein Mehr an Qualität, in bessere Tierhaltebedingungen auch zu investieren. Insofern waren wir auch diejenigen, die gesagt haben, Verbot von Lebensmitteln, die unter Einstandspreis verkauft werden, damit auch ein Signal gesetzt wird, dass Qualität auch seinen Preis hat. Auf der anderen Seite darf es nicht dazu führen, dass hier einfach nur von heute auf morgen Preise erhöht werden, ohne dass man genau weiß, woran es liegt.
Hetzke: Die Diskussion wäre ja auch meine nächste Frage: Lässt sich diese Preiserhöhung langfristig überhaupt am Markt durchdrücken? Der Lebensmittelbereich in Deutschland ist ja hart umkämpft, gerade bei Milch beklagt der Bauernverband ja immer wieder die Kampfpreise im Supermarkt. Da werden Milchprodukte ihrer Ansicht nach verscherbelt und als Lockvogelangebot genommen. Wird hier also womöglich nur über Sturm geredet, aber das Ergebnis ist am Ende ein laues Windchen?
Fronczak: Es wird sich wieder etwas einpendeln. Wir haben, wenn man noch mal die letzten Jahre zurückblickt, Anfang 2000 bis 2005 sehr stark sinkende Lebensmittelpreise gehabt, gerade in Deutschland. Also Deutschland ist, wenn man im europäischen Vergleich schaut, da auch an der unteren Grenze dieser Rangliste. Und es sieht so aus, dass in diesem Jahr, und das sind nicht nur nationale Zahlen sondern auch internationale Zahlen, die das bestätigt haben, ein deutlicher Preissprung stattfindet bei den Lebensmittelpreisen, nicht zuletzt dadurch, dass auch ein ganz neuer Wettbewerbsschub hier in der Landwirtschaft durch Energie kommt. Bioenergie statt Brot, das war das Thema, was wir Anfang des Jahres schon zur Grünen Woche gesetzt haben, wo wir vor steigenden Lebensmittelpreisen gewarnt haben und gesagt haben, die Entwicklung muss vorsichtig und parallel laufen. Wenn der Handel hier heute ein bis zwei Prozent nur Margen bei den Lebensmitteln hat, ist das ein Druck, der dafür sorgt, dass es hier nicht zu einer Ausuferung kommt und jetzt ein solcher Preissprung sicherlich auch wieder eingefangen wird. Aber wir müssen uns davon verabschieden, dass Lebensmittel immer günstiger werden.
Hetzke: Es ist also nicht nur die steigende Nachfrage aus Asien. Werden wir womöglich auch in anderen Bereichen bei Obst und Gemüse beispielsweise mit steigenden Preisen rechnen müssen angesichts der Hitzewelle in Südeuropa und der vielfältigen Brände? Wir dadurch auch das Angebot an bestimmten Früchten zurückgehen und dann möglicherweise im Herbst eine weitere Preiswelle auf uns zukommen?
Fronczak: Lebensmittel sind davon abhängig, dass die Sonne scheint und dass sie Wasser bekommen Und wenn die Witterungsbedingungen schwanken, schwanken auch die Preise. Das heißt, Angebot und Nachfrage regelt hier den Markt, das ist korrekt. Wir haben in Europa natürlich auch eine Preispolitik bei Lebensmitteln, die sehr stark bestimmt wird durch eine gemeinsame europäische Agrarpolitik. Da muss man klare Standards setzen auch in Richtung Qualität und da das gesunde Mittel finden zwischen Qualität und Preis, denn das ist das, was der Verbraucher auch will.
Hetzke: Das war Christian Fronczak vom VZBV, Verbraucherzentrale Bundesverband, über die angekündigten Preissprünge bei Milch und Milchprodukten, vielen Dank, Herr Fronczak.
Fronczak: Danke auch.
Christian Fronczak: Guten Tag, grüße Sie!
Hetzke: Preiserhöhungen werden ja oft damit begründet, dass der Rohstoff teuer wird, die geringe Hopfenernte erhöht den Bierpreis, durch den steigenden Getreidepreis wird das Brot teuer. Das ist häufig vorgeschoben, der Preis für den Rohstoff ist oft marginal, es wird aufgeschlagen, um Kasse zu machen. Und der Sündenbock ist der Rohstoffpreis. Ist das bei der Diskussion über die Milch ähnlich?
Fronczak: Was wir bräuchten, ist eine viel größere Transparenz, was wirklich in einem Lebensmittel drin ist an Rohstoffen. Wir haben in der Energie die gleiche Debatte, die Rohstoffkosten werden auch da immer angeführt, um Preissteigerungen zu legitimieren und zu rechtfertigen. Bei Lebensmitteln ist es eben sehr schwer herauszufinden, ist es der Rohstoff oder sind es Kalkulationen des Handels oder derer, die auch an diesen Produkten verdienen?
Hetzke: Welche Rolle spielt denn Ihrer Ansicht nach der Preis für den Rohstoff Milch letztendlich bei der Preisgestaltung für Käse oder Quark? Geht das meiste Geld nicht für Marketing und Handel drauf?
Fronczak: Wir hatten in den letzten Jahren ja wiederholt auch Demonstrationen der Landwirte, die gesagt haben, mit 30 Cent pro Liter Milch, das ist das, was an der Ladentheke verkauft wird, das ist doch genau das, was wir als Produzenten, als Erzeuger bekommen. Da ist logisch, dass in der Wertschöpfungskette nichts mehr übrig bleibt und auch die Landwirte wenig zusätzlich an Geldern da noch einsetzen können, um in ein Mehr an Qualität, in bessere Tierhaltebedingungen auch zu investieren. Insofern waren wir auch diejenigen, die gesagt haben, Verbot von Lebensmitteln, die unter Einstandspreis verkauft werden, damit auch ein Signal gesetzt wird, dass Qualität auch seinen Preis hat. Auf der anderen Seite darf es nicht dazu führen, dass hier einfach nur von heute auf morgen Preise erhöht werden, ohne dass man genau weiß, woran es liegt.
Hetzke: Die Diskussion wäre ja auch meine nächste Frage: Lässt sich diese Preiserhöhung langfristig überhaupt am Markt durchdrücken? Der Lebensmittelbereich in Deutschland ist ja hart umkämpft, gerade bei Milch beklagt der Bauernverband ja immer wieder die Kampfpreise im Supermarkt. Da werden Milchprodukte ihrer Ansicht nach verscherbelt und als Lockvogelangebot genommen. Wird hier also womöglich nur über Sturm geredet, aber das Ergebnis ist am Ende ein laues Windchen?
Fronczak: Es wird sich wieder etwas einpendeln. Wir haben, wenn man noch mal die letzten Jahre zurückblickt, Anfang 2000 bis 2005 sehr stark sinkende Lebensmittelpreise gehabt, gerade in Deutschland. Also Deutschland ist, wenn man im europäischen Vergleich schaut, da auch an der unteren Grenze dieser Rangliste. Und es sieht so aus, dass in diesem Jahr, und das sind nicht nur nationale Zahlen sondern auch internationale Zahlen, die das bestätigt haben, ein deutlicher Preissprung stattfindet bei den Lebensmittelpreisen, nicht zuletzt dadurch, dass auch ein ganz neuer Wettbewerbsschub hier in der Landwirtschaft durch Energie kommt. Bioenergie statt Brot, das war das Thema, was wir Anfang des Jahres schon zur Grünen Woche gesetzt haben, wo wir vor steigenden Lebensmittelpreisen gewarnt haben und gesagt haben, die Entwicklung muss vorsichtig und parallel laufen. Wenn der Handel hier heute ein bis zwei Prozent nur Margen bei den Lebensmitteln hat, ist das ein Druck, der dafür sorgt, dass es hier nicht zu einer Ausuferung kommt und jetzt ein solcher Preissprung sicherlich auch wieder eingefangen wird. Aber wir müssen uns davon verabschieden, dass Lebensmittel immer günstiger werden.
Hetzke: Es ist also nicht nur die steigende Nachfrage aus Asien. Werden wir womöglich auch in anderen Bereichen bei Obst und Gemüse beispielsweise mit steigenden Preisen rechnen müssen angesichts der Hitzewelle in Südeuropa und der vielfältigen Brände? Wir dadurch auch das Angebot an bestimmten Früchten zurückgehen und dann möglicherweise im Herbst eine weitere Preiswelle auf uns zukommen?
Fronczak: Lebensmittel sind davon abhängig, dass die Sonne scheint und dass sie Wasser bekommen Und wenn die Witterungsbedingungen schwanken, schwanken auch die Preise. Das heißt, Angebot und Nachfrage regelt hier den Markt, das ist korrekt. Wir haben in Europa natürlich auch eine Preispolitik bei Lebensmitteln, die sehr stark bestimmt wird durch eine gemeinsame europäische Agrarpolitik. Da muss man klare Standards setzen auch in Richtung Qualität und da das gesunde Mittel finden zwischen Qualität und Preis, denn das ist das, was der Verbraucher auch will.
Hetzke: Das war Christian Fronczak vom VZBV, Verbraucherzentrale Bundesverband, über die angekündigten Preissprünge bei Milch und Milchprodukten, vielen Dank, Herr Fronczak.
Fronczak: Danke auch.