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Biogas
Palmöl-Plantagen liefern Energie

Palmöl ist das wichtigste Pflanzenöl der Welt. Doch nicht nur, dass für die Pflanzung große Regenwaldflächen gerodet werden: Bei der Produktion entstehen zudem große Mengen des Treibhausgases Methan. Amerikanische Forscher wollen diese nun für Biogasanlagen nutzen.

Von Monika Seynsche | 09.05.2014
    Zwei Arbeiter ernten die Früchte der Ölpalme auf einer Plantage in Malaysia.
    Zwei Arbeiter ernten die Früchte der Ölpalme auf einer Plantage in Malaysia. (picture alliance / dpa / epa Barbara Walton)
    Weltweit wurden allein im vergangenen Jahr 58 Millionen Tonnen Palmöl produziert. Diese Zahl beunruhigt Philip Taylor. Nicht nur wegen der Millionen Hektar Regenwald, die für die Plantagen gerodet wurden, sagt der Biologe von der Universität von Colorado in Boulder, sondern vor allem wegen des Methans, das bei der Gewinnung des Öls freigesetzt wird.
    "Unseren Schätzungen zufolge entspricht der weltweite Methanausstoß dabei 135 Millionen Tonnen Kohlendioxid. Das ist etwa soviel, wie ganze Länder wie Tschechien, Belgien, oder Kolumbien im Jahr ausstoßen."
    Um aus den Palmfrüchten Öl zu extrahieren, wird das Fruchtfleisch gekocht und sehr viel Wasser verbraucht. Wasser, das sich im Laufe der Produktion immer stärker mit Ölbestandteilen und anderen organischen Substanzen anreichert. Mit jeder Tonne Palmöl entstehen so etwa 18 Tonnen Abwasser, die in großen künstlichen Seen gelagert werden.
    "Das Abwasser bleibt etwa 45 bis 60 Tage in diesen Seen. Während dieser Zeit fressen Mikroorganismen die organischen Bestandteile und setzen Methan frei, und zwar so viel Methan, dass Sie die Luft über diesen Seen anzünden können. Sie stellen ein richtiges Brandrisiko dar. Wenn Sie neben einem See stehen, sieht es aus wie Bier: eine sehr dunkle Flüssigkeit mit einer Schaumkrone oben drauf. Und man hört die ganze Zeit ein ploppendes Geräusch, weil ständig methangefüllte Luftbläschen an der Oberfläche platzen."
    Neue Leitungen sind kostspielig
    Philip Taylor und seine Kollegen haben zum ersten Mal die globalen Methanemissionen der Palmölproduktion abgeschätzt. Ihrer Ansicht nach stellen diese eine bislang ungenutze Energiequelle dar. Das Gas ließe sich über den Seen einfangen und in Biogasanlagen in Strom umwandeln.
    "So könnte man etwa 18 Megawatt Stunden Strom pro Jahr gewinnen. Das entspricht dem Energiebedarf von Millionen ländlicher Haushalte in der Umgebung der Plantagen."
    Das meiste Palmöl wird in Indonesien und Malaysia produziert. Ein durchschnittlicher ländlicher Haushalt dort benötigt etwa 200 Kilowattstunden pro Jahr. Einen großen Haken allerdings hat Philip Taylors Idee. Die Palmölplantagen sind in der Regel viele Kilometer vom Stromnetz entfernt. Und neue Leitungen zu verlegen, ist teuer. Philip Taylor sieht deshalb nicht nur die Produzenten, sondern auch die Regierungen der betroffenen Länder in der Pflicht.
    "Die Regierungen könnten den Ausbau der Leitungen übernehmen, um die Biogasanlagen ans Stromnetz anzuschließen und damit den Gemeinden zu helfen. Denn Energie aus Biogas ist wesentlich billiger, als der gerade in Südostasien oft zur Stromgewinnung genutzte Diesel."
    Mit einer solchen Zusammenarbeit zwischen den Plantagenbesitzern und den staatlichen Behörden wäre deshalb nicht nur dem Klima, sondern auch der lokalen Wirtschaft gedient.