In der heutigen Sendung steht virtuose Musik ausschließlich für das Violoncello im Mittelpunkt. Der französische Cellist Bruno Cocset hat zusammen mit seinem Ensemble Les Basses Réunies und dem Instrumentenbauer Charles Riché ein Programm zusammenstellt, das die Entstehung der solistischen, italienischen Musik für Cello dokumentieren soll. Und so heißt der Titel der CD auch: "La Nascita del Violoncello", die Geburt des Violoncello, mit dem Schwerpunkt auf den Werken von Domenico Gabrielli. Erschienen ist die Aufnahme als Nummer Eins des neuen französischen Labels agOgique‚ das junge innovative Künstler wie auch bereits renommierte Musiker in seinem Katalog Seite an Seite stellen will.
Domenico Gabrielli
La Nascita del Violoncello
Bruno Cocset
Les Basses Réunies
agOgique AG0 001
EAN: 3700675500016
Giovanni Battista Vitali
Passagallia en ré
Track 1
Dauer: 2'20''
Mit einer Passagallia von Giovanni Battista Vitali beginnt und endet das Programm dieser CD, das deutlich macht, dass es hier nicht darum geht, spektakuläre Virtuosität darzustellen, sondern eher so etwas wie den Lebenskreislauf eines Instrumentes aufzuzeigen, das sich nach und nach aus der reinen Begleitung heraus emanzipiert hat. Das ist auch kein esoterischer sondern ein ganz geerdeter Ansatz, der durch die großartigen Photos von Charles Riché die Idee der Geburt des Violoncellos noch unterstreicht. Gesucht wird, so Cocset, "nach einer 'organischen' Verbindung zwischen Musik, Instrument und Musiker".
Insgesamt sieben ganz unterschiedliche Celli hat sich Bruno Cocset von Riché im Ablauf von zehn Jahren nach historischen Vorbildern bauen lassen, und auch deren Entstehung ist von den ersten Sägespänen bis hin zur kunstfertig gedrechselten Rosette liebevoll dokumentiert. Als Vorbilder dienten berühmte Instrumente von Gasparo da Salò oder Amati, aber auch Tenor- oder Bass-Formen, wie sie auf Gemälden der Zeit abgebildet wurden. Zu Beginn hörten Sie ja schon ein Stück von Giovanni Battista Vitali, der als Schüler von Maurizio Cazzati die Anfänge der berühmten Bologneser 'Celloschule' markiert, die bis zum Ende des 18. Jahrhunderts Bestand hatte. So wie die übrigen drei Komponisten, die auf dieser CD vorgestellt werden, war auch Vitali Mitglied der renommierten Accademia Filarmonica in Bologna, später stand er dann im Dienste des Herzogs Francesco Secondo von Este in Modena. Vitalis Stücke in diesem Programm wurden 'per violone' geschrieben, womit aber wohl ‚Basse de Violon’ gemeint war.
Der wichtigste Vertreter des solistischen italienischen Violoncello-Spiels war Domenico Gabrielli. Er schrieb die ersten Solo-Stücke und war selbst ein weithin berühmter Virtuose, so dass er auch ‘il Minghino dal Violoncello’ genannt wurde, Minghino ist im Dialekt seiner Heimatstadt Modena die Verkleinerungsform für Domenico. Grabriellis ‘Ricercari per violoncello solo’ haben entweder eine auf der Improvisation beruhende Form oder sie sind konzipiert nach verschiedenen Variationsformen. Es gibt aber auch schon kleine Sonaten mit den Sätzen einer französischen Suite, die zugleich als Vorläufer der italienischen Kirchensonaten gelten.
Bruno Cocset spielt hier ein sehr hohes Instrument, ein ‚alto a la bastarda’, gefertigt nach einem Stilleben von Bartolomeo Bettera, auf dem Cembalo wird er begleitet von Bertrand Cuiller.
Domenico Gabrielli
Sonata en la
Tracks 23-26
Dauer: 4'40''
Domenico Gabrielli war ein Schüler von Giovanni Battista Vitali, Petronio Franceschini und Giovanni Legrenzi, wirkte zunächst als erster Cellist an der Basilika San Petronio, und war dann später der Principe der Accademia Filarmonica, das waren die beiden berühmtesten musikalischen Einrichtungen in Bologna. Zum Ende seines Lebens war er noch bis 1690 drei Jahre am Hof der Este in Modena tätig. Er hat ein umfangreiches Werk hinterlassen, das allein zehn Opern und vier Oratorien enthält.
Bruno Cocset spielt noch eines seiner ‚Ricercari per violoncello solo’, diesmal auf einem fünfsaitigen Tenor-Cello ‚a la bastarda’ nach einem Modell von Amati.
Domenico Gabrielli
Ricercar 4 en mi b
Track 17
Dauer: 2’25"
Bruno Cocset, Jahrgang 1963 und unter anderem Schüler von Anner Bijlsma und Jaap Schröder, gehört zu den renommiertesten französischen Cellisten mit einer Vielzahl an Veröffentlichungen. Er hat mit einer ganzen Reihe der Star-Musiker und -Dirigenten der Alten Musikszene zusammengearbeitet, von William Christie, Marc Minkowski, Christina Pluhar, Frans Brüggen, Gustav Leonhardt bis zu Philippe Herreweghe. Er selbst unterrichtete in Paris und Barcelona und hat seit 2005 eine Professur für Barockcello am Konservatorium in Genf inne.
Diese Produktion mit Werken aus einer Zeit, als sich das Violoncello zu einem solistischen Instrument entwickelte und die Viola da gamba immer mehr in den Hintergrund drängte, hat geradezu den Charakter eines Lebenswerkes. Es ist das ästhetisch hochwertige Produkt einer jahrelangen engen Zusammenarbeit mit dem bekannten Instrumentenbauer Charles Riché, der ihm für dieses Projekt noch weitere Celli gebaut hat und die schönen Photos zur Entstehungsgeschichte beigetragen hat.
Die Aufnahme entstand in den Sommern 2008 und 2009 im Schweizer Pampigny und soll eine "Zeitreise" sein, "um die Musik dieser vier Komponisten und Musiker zu entdecken, und damit der Natur oder sogar der Grundessenz des Cellos näher zu kommen, das Unbekannte zu wagen und mit neuen Ohren diese ‚alte’ Musik zu hören." Ob Cocset dann diese Stücke von Gabrielli, Vitali, Degli Antoni und Jacchino genau so spielt, wie es in der norditalienischen Violoncello-Schule damals üblich war, das würden die stolzen Italiener natürlich verneinen, aber das weiß natürlich niemand wirklich. Es ist eine bemerkenswerte und bewundernswerte Aufnahme in voluminösem Sound geworden, bei der es Vieles zu entdecken gibt, eine Vorstellung vielfältiger Klangfarben und Stimmungen, wobei solch eine Anthologie wegen ihrer Monothematik immer eine etwas zwiespältige Geschichte ist. Cocset hat auch schon allein aus dem Grund ganz verschiedene Celli und Besetzungen verwendet, damit auch nicht einmal nur die Idee von Langeweile aufkommen könnte und um die verschiedenartige Herkunft des 1650 erstmals als "Violoncello" benannten Instrumentes musikalisch zu erläutern.
Eine Entdeckung in diesem Programm sind auch die Sonaten von Giuseppe Maria Jacchini, der ein Schüler von Domenico Gabrielli und Giacomo Antonio Perti und Cellist an der Basilika San Petronio in Bologna war und auch dem renommierten Ensemble der ‚Accademia Filarmonica’ angehörte. Sein Spitzname war ‚Gioseffo del Violonzino’. Bruno Cocset beschreibt Jacchinis ‚affetto’ als Vorläufer des ‚bel canto’. Der cantable, lyrische aber auch virtuose Stil führt das Cello über die Schwelle ins 18. Jahrhundert. Hören Sie hier zum Abschluss eine der 12 ‚Sonate per camera a violini e violoncello’ op.3 von 1697.
Giuseppe Maria Jacchini,
Sonata in do, op.3
Tracks 18-21
Dauer: 3’50"
Die Neue Platte im Deutschlandfunk. Wir stellten Ihnen heute die Solo-CD von Bruno Coscet und seinem 1996 gegründeten Ensemble ‚Les Basses réunies’ vor, die unter dem Titel ‚La Nascita del Violoncello’ bei dem neuen französischen Label ‘agOgique’ erschien und ab Freitag im Handel erhältlich sein wird.
Domenico Gabrielli
La Nascita del Violoncello
Bruno Cocset
Les Basses Réunies
agOgique AG0 001
EAN: 3700675500016
Domenico Gabrielli
La Nascita del Violoncello
Bruno Cocset
Les Basses Réunies
agOgique AG0 001
EAN: 3700675500016
Giovanni Battista Vitali
Passagallia en ré
Track 1
Dauer: 2'20''
Mit einer Passagallia von Giovanni Battista Vitali beginnt und endet das Programm dieser CD, das deutlich macht, dass es hier nicht darum geht, spektakuläre Virtuosität darzustellen, sondern eher so etwas wie den Lebenskreislauf eines Instrumentes aufzuzeigen, das sich nach und nach aus der reinen Begleitung heraus emanzipiert hat. Das ist auch kein esoterischer sondern ein ganz geerdeter Ansatz, der durch die großartigen Photos von Charles Riché die Idee der Geburt des Violoncellos noch unterstreicht. Gesucht wird, so Cocset, "nach einer 'organischen' Verbindung zwischen Musik, Instrument und Musiker".
Insgesamt sieben ganz unterschiedliche Celli hat sich Bruno Cocset von Riché im Ablauf von zehn Jahren nach historischen Vorbildern bauen lassen, und auch deren Entstehung ist von den ersten Sägespänen bis hin zur kunstfertig gedrechselten Rosette liebevoll dokumentiert. Als Vorbilder dienten berühmte Instrumente von Gasparo da Salò oder Amati, aber auch Tenor- oder Bass-Formen, wie sie auf Gemälden der Zeit abgebildet wurden. Zu Beginn hörten Sie ja schon ein Stück von Giovanni Battista Vitali, der als Schüler von Maurizio Cazzati die Anfänge der berühmten Bologneser 'Celloschule' markiert, die bis zum Ende des 18. Jahrhunderts Bestand hatte. So wie die übrigen drei Komponisten, die auf dieser CD vorgestellt werden, war auch Vitali Mitglied der renommierten Accademia Filarmonica in Bologna, später stand er dann im Dienste des Herzogs Francesco Secondo von Este in Modena. Vitalis Stücke in diesem Programm wurden 'per violone' geschrieben, womit aber wohl ‚Basse de Violon’ gemeint war.
Der wichtigste Vertreter des solistischen italienischen Violoncello-Spiels war Domenico Gabrielli. Er schrieb die ersten Solo-Stücke und war selbst ein weithin berühmter Virtuose, so dass er auch ‘il Minghino dal Violoncello’ genannt wurde, Minghino ist im Dialekt seiner Heimatstadt Modena die Verkleinerungsform für Domenico. Grabriellis ‘Ricercari per violoncello solo’ haben entweder eine auf der Improvisation beruhende Form oder sie sind konzipiert nach verschiedenen Variationsformen. Es gibt aber auch schon kleine Sonaten mit den Sätzen einer französischen Suite, die zugleich als Vorläufer der italienischen Kirchensonaten gelten.
Bruno Cocset spielt hier ein sehr hohes Instrument, ein ‚alto a la bastarda’, gefertigt nach einem Stilleben von Bartolomeo Bettera, auf dem Cembalo wird er begleitet von Bertrand Cuiller.
Domenico Gabrielli
Sonata en la
Tracks 23-26
Dauer: 4'40''
Domenico Gabrielli war ein Schüler von Giovanni Battista Vitali, Petronio Franceschini und Giovanni Legrenzi, wirkte zunächst als erster Cellist an der Basilika San Petronio, und war dann später der Principe der Accademia Filarmonica, das waren die beiden berühmtesten musikalischen Einrichtungen in Bologna. Zum Ende seines Lebens war er noch bis 1690 drei Jahre am Hof der Este in Modena tätig. Er hat ein umfangreiches Werk hinterlassen, das allein zehn Opern und vier Oratorien enthält.
Bruno Cocset spielt noch eines seiner ‚Ricercari per violoncello solo’, diesmal auf einem fünfsaitigen Tenor-Cello ‚a la bastarda’ nach einem Modell von Amati.
Domenico Gabrielli
Ricercar 4 en mi b
Track 17
Dauer: 2’25"
Bruno Cocset, Jahrgang 1963 und unter anderem Schüler von Anner Bijlsma und Jaap Schröder, gehört zu den renommiertesten französischen Cellisten mit einer Vielzahl an Veröffentlichungen. Er hat mit einer ganzen Reihe der Star-Musiker und -Dirigenten der Alten Musikszene zusammengearbeitet, von William Christie, Marc Minkowski, Christina Pluhar, Frans Brüggen, Gustav Leonhardt bis zu Philippe Herreweghe. Er selbst unterrichtete in Paris und Barcelona und hat seit 2005 eine Professur für Barockcello am Konservatorium in Genf inne.
Diese Produktion mit Werken aus einer Zeit, als sich das Violoncello zu einem solistischen Instrument entwickelte und die Viola da gamba immer mehr in den Hintergrund drängte, hat geradezu den Charakter eines Lebenswerkes. Es ist das ästhetisch hochwertige Produkt einer jahrelangen engen Zusammenarbeit mit dem bekannten Instrumentenbauer Charles Riché, der ihm für dieses Projekt noch weitere Celli gebaut hat und die schönen Photos zur Entstehungsgeschichte beigetragen hat.
Die Aufnahme entstand in den Sommern 2008 und 2009 im Schweizer Pampigny und soll eine "Zeitreise" sein, "um die Musik dieser vier Komponisten und Musiker zu entdecken, und damit der Natur oder sogar der Grundessenz des Cellos näher zu kommen, das Unbekannte zu wagen und mit neuen Ohren diese ‚alte’ Musik zu hören." Ob Cocset dann diese Stücke von Gabrielli, Vitali, Degli Antoni und Jacchino genau so spielt, wie es in der norditalienischen Violoncello-Schule damals üblich war, das würden die stolzen Italiener natürlich verneinen, aber das weiß natürlich niemand wirklich. Es ist eine bemerkenswerte und bewundernswerte Aufnahme in voluminösem Sound geworden, bei der es Vieles zu entdecken gibt, eine Vorstellung vielfältiger Klangfarben und Stimmungen, wobei solch eine Anthologie wegen ihrer Monothematik immer eine etwas zwiespältige Geschichte ist. Cocset hat auch schon allein aus dem Grund ganz verschiedene Celli und Besetzungen verwendet, damit auch nicht einmal nur die Idee von Langeweile aufkommen könnte und um die verschiedenartige Herkunft des 1650 erstmals als "Violoncello" benannten Instrumentes musikalisch zu erläutern.
Eine Entdeckung in diesem Programm sind auch die Sonaten von Giuseppe Maria Jacchini, der ein Schüler von Domenico Gabrielli und Giacomo Antonio Perti und Cellist an der Basilika San Petronio in Bologna war und auch dem renommierten Ensemble der ‚Accademia Filarmonica’ angehörte. Sein Spitzname war ‚Gioseffo del Violonzino’. Bruno Cocset beschreibt Jacchinis ‚affetto’ als Vorläufer des ‚bel canto’. Der cantable, lyrische aber auch virtuose Stil führt das Cello über die Schwelle ins 18. Jahrhundert. Hören Sie hier zum Abschluss eine der 12 ‚Sonate per camera a violini e violoncello’ op.3 von 1697.
Giuseppe Maria Jacchini,
Sonata in do, op.3
Tracks 18-21
Dauer: 3’50"
Die Neue Platte im Deutschlandfunk. Wir stellten Ihnen heute die Solo-CD von Bruno Coscet und seinem 1996 gegründeten Ensemble ‚Les Basses réunies’ vor, die unter dem Titel ‚La Nascita del Violoncello’ bei dem neuen französischen Label ‘agOgique’ erschien und ab Freitag im Handel erhältlich sein wird.
Domenico Gabrielli
La Nascita del Violoncello
Bruno Cocset
Les Basses Réunies
agOgique AG0 001
EAN: 3700675500016