Samstag, 20. April 2024

Archiv


Biolab fliegt mit ins All

Raumfahrt. – Neben dem Raumlabor Columbus und acht Astronauten fliegen auch Versuchsobjekte mit ins All. Samenkörner der Experimentierpflanze par excellence, der Ackerschmalwand, sollen die erste Besatzung von Biolab keimen lassen.

Von Guido Meyer | 08.02.2008
    Wenn das Space Shuttle Atlantis im All ist, ist auch der – nach Thomas Reiter - zweite Deutsche an Bord der Internationalen Raumstation (ISS) mit an Bord, der Aachener Physiker Hans Schlegel.

    "Columbus anschließen ist eine richtige Aufgabe, dann müssen innen die Stromleitungen, die Kühlleitungen, Wasser, Luftkühlung, Datenleitungen angebracht werden. Wir haben Columbus gestartet mit den verschiedenen Racks in einer Position, dass der Schwerpunkt des Shuttles an der richtigen Stelle ist. Nun müssen wir diese Experimentiereinrichtungen, umorientieren, und dann können wir daran denken, die ersten Experimente auf den Weg zu bringen."

    Bislang war Thomas Reiter der einzige Deutsche auf der ISS. Er war 2006 für ein halbes Jahr an Bord, damals noch ohne eigenes europäisches Zimmer.

    "Die Startmasse ist natürlich begrenzt, und wir müssen dann nach und nach das Modul aufrüsten. Es wird so sein: Sowie das dort oben angedockt hat, werden bereits aus dem amerikanischen Lab zwei Racks herübergebracht in das Columbus-Modul, und die weiteren in dem weiteren Aufbau an Bord des Shuttles mit nach oben gebracht, bis es dann schließlich voll ausgerüstet ist."
    16 solcher Racks passen in das Weltraumlabor Columbus. Neben den beiden amerikanischen Schränken, die im All sozusagen umgestellt werden, von Destiny zu Columbus, wird Europas Labor gleich beim Start vier Racks erhalten. Darunter ist das Fluid-Science-Lab, in dem die Astronauten das Verhalten von Flüssigkeiten unter Schwerelosigkeit untersuchen sollen.

    "”Das Biolab wird ebenfalls zusammen mit Columbus gestartet werden. Für etwa ein Vierteljahr werden wir die Systeme testen, um sicher sein zu können, dass alles funktioniert. Nach vielleicht drei Monaten dann werden wir das Biolab mit den ersten Experimenten ausstatten.""

    Jean-Paul Vormus vom Raumfahrtkonzern EADS Astrium in Toulouse. Der Schrank Biolab soll seinem Namen Ehre machen und Experimente mit Zellen, kleinen Pflanzen und wirbellosen Tieren ermöglichen. Vormus:

    "”Auf Spacelab sind wir einen Vorläufer des Biolabs geflogen, das Biorack. Es war ähnlich bestückt, musste aber von den Astronauten manuell bedient werden. Diesen Zeit- und Arbeitsaufwand können wir uns auf der ISS nicht leisten. Biolab funktioniert größtenteils automatisch – von der Probenbestückung bis zur Rotation der Zentrifuge. Bei Space-Shuttle- und Spacelab-Flügen war die Dauer von Experimenten beschränkt auf zwei Wochen. Wir konnten Versuche nicht mehrmals durchführen. An Bord der Raumstation werden wir bis zu drei Monate Zeit haben und damit Experimente auch wiederholen können.""

    Die Versuchstiere und –pflanzen für das Biolab werden jeweils separat in Versuchskanistern mit Shuttle-Flügen zur Raumstation transportiert und dann von den Astronauten vor Ort von Hand eingesetzt. Vormus:

    "Esa has chosen four first experiments. Three of them are from universities, and one of them is from DLR, the German space agency.”"

    Die Europäische Weltraumagentur habe vier Experimente ausgesucht, mit denen das Biolab zunächst bestückt werde, so Jean-Paul Vormus. Drei stammten von Universitäten und eines vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, wie der Biologe Dieter Seibt vom Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin des DLR in Köln erläutert:

    ""Das erste Experiment, das jetzt für diesen quasi Jungfernflug des Biolabs geplant ist, ist ein Experiment mit einer Pflanze. Sie wird als Samenkörner nach oben gebracht. Und anhand des Wachstums dieser Pflanzenkeimlinge kann man dann Rückschlüsse ziehen auf den Einfluss der Schwerkraft auf diese Orientierungsleistung."

    WAICO nennt sich dieses Experiment, das wie ein kleines Gewächshaus funktioniert und rund um die Uhr von Kameras beobachtet wird. Sie übertragen ihre Bilder in Echtzeit zum Columbus-Kontrollzentrum nach Oberpfaffenhofen, von wo aus sie verteilt werden an die einzelnen Versuchsleiter auf dem Boden. Als Nutzungszeit für das Biolab plant die europäische Weltraumagentur Esa zehn bis fünfzehn Jahre.