Früher habe ich sechs Ballen Baumwolle pro Hektar geerntet, sagt Joseph Buthelezi aus Südafrika. Bei der ersten Ernte mit der neuen Saat waren es schon 13 Ballen, jetzt bringe ich 17 Ballen ein. Das ist schon ein Unterschied: von sieben oder sechs Ballen auf 17 Ballen.
Buthelezis Wundersaat ist eine genetisch veränderte Baumwollsorte, die ihm fast dreimal soviel einbringt wie traditionelle Baumwollpflanzen. Deshalb hat ihn der Lobby-Verband "Europa-Bio" nach Brüssel eingeladen.
Zusammen mit einem halben Dutzend Wissenschaftlern aus verschiedenen Ländern Afrikas soll Buthelezi den Europäern ins Gewissen reden. Denn nach Ansicht dieser Wissenschaftler schadet die Kritik der Europäer an der Gentechnologie der Entwicklung in Afrika. Jedes Jahr wächst die Bevölkerung dort um dreieinhalb Prozent, während die Lebensmittelproduktion nur um zweieinhalb Prozent zunimmt. Die Biotechnologie wäre die Lösung, meint die Professorin Jocelyn Webster aus Südafrika:
In der Europäischen Union steht man der Gentechnologie leider sehr negativ gegenüber. Das ist schlimm für Afrika. Denn Afrika braucht jede neue Technologie, die zur Entwicklung der Landwirtschaft beiträgt. 80 Prozent der afrikanischen Bevölkerung leben von der Landwirtschaft. Die ernten meist noch nicht einmal genug, um zu verkaufen und Gewinne zu machen. Die würden gerne Zugang zu einer Technologie bekommen, die ihnen ermöglicht, kommerzielle Landwirtschaft zu betreiben.
Doch vor allem Umweltorganisationen wie Greenpeace oder Dritte-Welt-Gruppen wie Earth-Live machten in Afrika gegen die Gentechnologie Stimmung, klagt Professorin Webster. Nicht selten würde auf Dorfversammlungen gewarnt, dass man von gentechnisch veränderten Lebensmitteln Krebs bekommen könnte.
Professor Luc Mumba aus Sambia meint, das Moratorium der EU für den Anbau genetisch veränderter Pflanzen habe auch die Bevölkerung in Afrika verunsichert. Die Leute schauten nach Europa, und wenn es dort Bedenken gegen bestimmte Nahrungsmittel gebe, wachse auch in Afrika das Misstrauen. In Sambia, wo Professor Luc Mumba lehrt, hat die Regierung vor kurzem sogar Nahrungsmittelhilfen aus Amerika abgelehnt, weil die Lieferung gentechnisch verändert war:
Wir haben eine schwere Hungersnot in Sambia, aber die Regierung hatte die Information, dass die Daten über die Sicherheit der genetisch veränderten Nahrungsmittel nicht eindeutig sind. Zudem hat man der Regierung gesagt, dass die importierten Lebensmittel durch eingekreuzte Pollen auch die lokalen Maissorten verändern können. Das würde die gesamte Landwirtschaft in Sambia verändern. Und zum Dritten sagten Handelsketten aus der Europäischen Union: Wenn ihr auf genetisch veränderte Lebensmittel umsteigt, können wir von Euch keinen Mais mehr importieren und keine grünen Bohnen. Nicht einmal mehr Honig würde dann die EU aus Sambia importieren.
Die Botschaft der afrikanischen Professoren war klar: Europa müsse seinen Widerstand gegen die Gentechnologie aufgeben - damit es Afrika besser gehe. Der Verband EuropaBio, der diesen Appell organisiert hat, ist ein Zusammenschluss der Gentech-Industrie. Mitglieder sind unter anderem BASF, Dupont De Nemours International, Nestlé, Unilever und Innogenetics.