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''Biß in den Apfel'': Microsoft steigt bei Erzrivalen Apple ein

Der US-Softwaregigant Microsoft wird dem angeschlagenen Erzrivalen Apple Computer mit einer Finanzspritze unter die Arme greifen: Wie Firmenchef Bill Gates zum Auftakt der Fachmesse "Macworld" in Boston erklärte, will Microsoft für 150 Millionen Dollar (rund 280 Millionen Mark) stimmrechtlose Aktien von Apple kaufen. Darüber hinaus vereinbarten die beiden Unternehmen, sich künftig gegenseitig Lizenzen auf ihre Patente zu gewähren.

Marc Pletzer, Gregory Gordon |
    Gregory Gordon, Microsoft-Marketingleiter in Deutschland, bezeichnete die geplante Zusammenarbeit als "Signal an die Macintosh-Kunden, die nun mit Gelassenheit in die Zukunft schauen können". Dafür, daß die Softwareschmiede in den kommenden drei Jahren Anteilscheine erwerben wird, verpflichtet sich Apple im Gegenzug, Microsofts Internet-Technologie anzuwenden. Mit dem Abkommen endet vorläufig der langjährige, zum Teil mit harten Bandagen geführte Kampf beider Unternehmen um die Vorherrschaft am Markt. "Wir müssen uns von der Vorstellung trennen, daß Microsoft verlieren muß, damit Apple gewinnen kann", erklärte Apple-Mitbegründer Steve Jobs in Boston.

    Der Lizenztausch, der Microsoft den Zugriff auf populäre Multimedia-Applikationen wie das Videokompressionsverfahren "Quicktime" sichert, gilt den Vereinbarungen entsprechend rückwirkend für die vergangenen fünf Jahre. Damit finden auch die mehrjährigen Rechtsstreitigkeiten zwischen den beiden Firmen ein Ende. So waren etwa die Microsoft-Entwickler angeklagt, sich unbefugtermaßen originärer Apple-Technik bedient zu haben.

    Der Millionendeal trägt für Bill Gates indes noch weitere Früchte: Durch die Existenzsicherung bleibt der schwer angeschlagene Computerpionier aus Cupertino zumindest auf dem Papier eine marktrelevante Alternative zur Wintel-Welt. Die Ermittlungen der US-Kartellbehörde gegen Microsoft wegen Wettbewerbsverstößen dürften daher bis auf weiteres eingestellt werden.