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Bitcoin-Automaten
Geld abheben für Fortgeschrittene

In Deutschland gibt es noch keine Bitcoin-Automaten. In einigen anderen europäischen Ländern wie der Schweiz schon. Dort soll man zum Beispiel bei der Bahn, bei Banken und an der Bar Transaktionen in Kryptowährung tätigen - das klappt aber nicht immer.

Von Hans-Jürgen Maurus | 10.01.2018
    Ein Israeli bucht Guthaben an einem Bitcoin-Automaten in Tel Aviv
    In vielen Metropolen gibt es schon Bitcoin-Automaten, weltweit schätzungsweise 1.900. Hier füttert ein Mann in Tel Aviv einen davon mit Geld und lädt dafür Bitcoins auf sein Smartphone. (AFP/Jack Guez)
    In der Schweiz gibt es hunderte von Bitcoin-Geldautomaten, nicht zuletzt dank des zweijährigen Pilotversuchs der Schweizer Bahn, die alle Billettautomaten angepasst hat. An allen SBB-Stellen kann man Bitcoins kaufen, aber nicht verkaufen, und das geht einfach, wirbt die Schweizer Bahn, die für Bitcoin Transaktionen eine Gebühr kassiert. Wir machen mit Reto Schaerli am Zürcher Hauptbahnhof einen Versuch:
    "Das ist ganz einfach, man braucht dafür eine App, eine elektronische Brieftasche, im Jargon heisst das ein wallet. Wenn Sie das installiert haben, können Sie an den Automaten gehen. Hier unter 'pre-paid' finden sie denn Menupunkt: Bitcoin aufladen, dann öffnen sie die App, dann erscheint ein QR-Code, den halten Sie unten an den Scanner ... hmm ... das ist jetzt der Vorführeffekt … wir wechseln, glaube ich, schnell, vielleicht mach' ich's beim Vorführen wirklich falsch. Es ist komisch."
    Komisch in der Tat, denn auch beim zweiten Automaten klappt der simulierte Bitcoin-Kauf nicht. So sollte es funktionieren:
    "Dann kann man auf dem Bedienungsfeld eingeben, für wieviel Franken man Bitcoins kaufen will. Maximal 500. Dazu braucht es eine registrierte Schweizer Handynummer, weil das ist vom Gesetz so vorgeschrieben, das der Nutzer bekannt sein muss, registriert sein muss, sonst geht das nicht."
    Bitcoinautomaten-Bildschirm der Schweizer Bahn, 2018
    Nichts für wenn der Zug gleich abfährt: Menübildschirm eines Bitcoin-Automaten der Schweizer Bahn (Deutschlandradio / Hans-Jürgen Maurus)
    Bezahlt wird mit Cash- oder Debitkarte. Anders funktioniert der Bitcoin-Geldautomat im Foyer der Falcon Private Bank mitten in Zürich. Hier können Bitcoins gekauft oder verkauft werden. Bis 2000 Franken anonym, so Chandra Grey, die den ATM vorführt:
    "Wenn es über 2000 Franken sind, muss man sich identifizieren, wenn es weniger sind muss man sich nicht identifizieren. Wir sehen auch den Wechselkurs und man kann auch wählen, ob man in Schweizer Franken oder in Euro dies kaufen möchte. Dann gehen wir mal weiter auf: Weniger als 2000 ... Dann bekommt man das sogenannte 'paper wallet', da gibt es einen 'private key' und einen 'public key'. Der 'private key' ist, wenn ich Bitcoins verkaufen möchte, und der 'public key' ist, wenn ich Bitcoins kaufen möchte. Das kann man auch übertragen auf ein digitales wallet, da kann man zum Beispiel eine App herunterladen und da kann man diese keys scannen und die Beträge übertragen sich dann auf dieses digitale wallet. Das paper wallet sollte man unbedingt aufbewahren."
    Sonst ist das Geld futsch. Tatsächlich treffen wir per Zufall eine Stunde später Alexander Bosshardt, der zum ersten Mal am selben Geldautomaten Bitcoins verkaufen will:
    "Ich habe soeben Bitcoins verkauft. Ich bin an diesen Automaten, habe meinen Code gescannt, habe meinen QR-Code hingehalten und da kommt 'ne Quittung raus. Diese Quittung muss ich wieder scannen und dann kommt das Geld raus. War aber noch nicht soweit, geht sieben Minuten, einige Minuten, ist sieben Minuten gegangen, war Mittagessen, kam jetzt zurück, da war die Transaktion bestätigt, hab den Code hingehalten und die 100 Schweizer Franken sind rausgekommen."
    Bier für Bitcoins
    Ein weiterer Bitcoin-ATM steht im Café Schoffel im Niederdorf. Bei meinem Besuch ist das Café rammelvoll, 140 Bitcoin-Anhänger des Schweizer Bitcoin-Verbandes treffen sich hier. Der Geldautomat funktioniert an diesem Tag aber nicht, er ist offline, heißt es. Dennoch läd mich Stefan Kübler zu einem Bier ein und zahlt mit Bitcoin:
    "Dazu braucht man ein Smartphone und eine App, da gibt es verschiedenste, da logge ich mich jetzt ein. Ich sage jetzt hier 'senden', will Bitcoin senden. Ich schicke ihm zehn, Äquivalent zehn Schweizer Franken in Bitcoin zahlen, und das ist jetzt erledigt. Das waren 670 Satoshis, das ist der Cent von Bitcoin."
    Verlässliche Zahlen über Bitcoin-Umsätze in der Schweiz sind nicht zu bekommen. Der Bitcoin-Automat beim Wirtschaftsprüfer Ernst&Young in Zürich West hat innerhalb eines Jahres mehr als eine halbe Million Franken umgesetzt, bestätigt eine Unternehmenssprecherin. Reto Schaerli von der SBB weiss, dass im ersten Jahr rund 6000 SBB-Kunden Bitcoins am Billettautomaten gekauft haben.