Arne Jernelöv muss das Bohrunglück von BP wie ein Déjà-vu-Erlebnis vorkommen. Das Gleiche hat der schwedische Umweltwissenschaftler schon einmal im Golf von Mexiko erlebt. Und zwar 1979. Damals kam es ebenfalls zu einem Blowout im Ozean - zu einer Explosion bei Erkundungsbohrungen auf der mexikanischen Plattform Ixtoc 1. Wochenlang sprudelte daraufhin Öl aus dem Bohrloch in den Golf. Jernelöv leitete ein Expertenteam der Vereinten Nationen, das den Vorfall untersuchte.
"In vielen Kommentaren hieß es: Das BP-Unglück ist ein Ereignis ohne Beispiel. Als Wolken von Öltropfen in verschiedenen Wassertiefen entdeckt wurden, sprach man von überraschenden Ergebnissen. Aber das alles wissen wir schon seit dem Blowout vor 31 Jahren. Statt unsere Lehren daraus zu ziehen, geriet Ixtoc 1 in Vergessenheit."
Wie Jernelöv jetzt in einem Artikel für das Fachjournal "Nature" schreibt, gab es seit 1955 über 570 Blowouts im Meer. Doch die Untersuchungsergebnisse dazu behandele die Ölindustrie als vertraulich, kritisiert der erfahrene Forscher und verweist auf die Datenbank einer Organisation mit dem Namen Sintef in Trondheim:
"Sintef ist eine große Forschungsorganisation in Norwegen. Sie hat den umfangreichsten und wahrscheinlich besten Datensatz über marine Blowouts. Doch er ist Auftraggebern und Projektpartnern vorbehalten. Unabhängige Forscher haben keinen Zugang zu den Daten."
Die Geheimniskrämerei werde auch dadurch unterstützt, dass die Öl-Konzerne fast immer sehr enge Beziehungen zu ihren Regierungen unterhielten. So habe sich in all den Jahren zwar die Bohrtechnik stetig verbessert, nicht aber das Risikomanagement im Fall von Unglücken:
"Die Technologien, die angewandt werden, um den Ölfluss zu drosseln oder das Bohrloch zu stopfen, haben sich seit Ixtoc praktisch nicht weiter entwickelt. Auch jetzt wurde wieder versucht, eine Kuppel über dem Leck zu errichten. Auch jetzt hat man es nicht geschafft, den Ölaustritt zu stoppen, indem Stahlkugeln ins Bohrloch hinein gepresst wurden. Geändert haben sich nur die Namen. Die Mexikaner nannten die Kuppel damals Sombrero. Heute sagt man Zylinderhut dazu."
Auch dass Satelliten keine wirkliche Hilfe im Falle eines Blowouts auf dem Meeresgrund seien, hat laut Arne Jernelöv schon der Unfall von 1979 gezeigt. Aus dem All ließen sich zwar schwimmende Ölteppiche gut verfolgen. Doch was unter der Wasseroberfläche geschehe, das könnten die Satelliten nicht erkennen. So wie der schwedische Biologe fordern auch andere Experten mehr Offenheit und Ehrlichkeit auf Seiten der Ölindustrie und der zuständigen Kontrollbehörden. Im Fall des BP-Desasters sei die Öffentlichkeit lange hinters Licht geführt worden, empört sich etwa der Ozeanograph Eric Schneider über die Noaa, die Nationale Fachbehörde für Ozean und Atmosphäre in den USA. Schneider war früher selbst ihr Chefwissenschaftler:
"Gleich am ersten Tag nach dem Blowout hat das zuständige Expertenteam der Noaa abgeschätzt, wie viel Öl aus dem Bohrloch austritt. Man kam auf eine tägliche Menge von 65- bis 110.000 Barrel. Den Medien gegenüber hat man aber fünf Wochen lang eine viel kleinere Zahl genannt: 5000 Barrel Öl pro Tag."
Öl-Firmen sollten künftig dazu verpflichtet werden, bei Projekten im Meer grundsätzlich zwei Bohrlöcher anzulegen. Das fordert Arne Jernelöv. Im Falle eines Blowouts könne man das Öl dann über eine Entlastungsbohrung fördern.
Ein anderer Vorschlag des Schweden klingt zunächst kurios, hat aber wohl seine Berechtigung. Ursache für Blowouts ist laut Jernelöv in vielen Fällen, dass das Bohrkommando Warnsignale ignoriere wie etwa einen zu hohen Druck im Bohrloch. Deshalb sollten in jeder Leitstelle von Ölplattformen eine Black Box und ein Stimmenrekorder installiert werden, so wie in Flugzeugen. Das könnte die verantwortlichen Ingenieure vielleicht davon abbringen, sich fahrlässig über Alarm-Meldungen hinwegzusetzen.
"In vielen Kommentaren hieß es: Das BP-Unglück ist ein Ereignis ohne Beispiel. Als Wolken von Öltropfen in verschiedenen Wassertiefen entdeckt wurden, sprach man von überraschenden Ergebnissen. Aber das alles wissen wir schon seit dem Blowout vor 31 Jahren. Statt unsere Lehren daraus zu ziehen, geriet Ixtoc 1 in Vergessenheit."
Wie Jernelöv jetzt in einem Artikel für das Fachjournal "Nature" schreibt, gab es seit 1955 über 570 Blowouts im Meer. Doch die Untersuchungsergebnisse dazu behandele die Ölindustrie als vertraulich, kritisiert der erfahrene Forscher und verweist auf die Datenbank einer Organisation mit dem Namen Sintef in Trondheim:
"Sintef ist eine große Forschungsorganisation in Norwegen. Sie hat den umfangreichsten und wahrscheinlich besten Datensatz über marine Blowouts. Doch er ist Auftraggebern und Projektpartnern vorbehalten. Unabhängige Forscher haben keinen Zugang zu den Daten."
Die Geheimniskrämerei werde auch dadurch unterstützt, dass die Öl-Konzerne fast immer sehr enge Beziehungen zu ihren Regierungen unterhielten. So habe sich in all den Jahren zwar die Bohrtechnik stetig verbessert, nicht aber das Risikomanagement im Fall von Unglücken:
"Die Technologien, die angewandt werden, um den Ölfluss zu drosseln oder das Bohrloch zu stopfen, haben sich seit Ixtoc praktisch nicht weiter entwickelt. Auch jetzt wurde wieder versucht, eine Kuppel über dem Leck zu errichten. Auch jetzt hat man es nicht geschafft, den Ölaustritt zu stoppen, indem Stahlkugeln ins Bohrloch hinein gepresst wurden. Geändert haben sich nur die Namen. Die Mexikaner nannten die Kuppel damals Sombrero. Heute sagt man Zylinderhut dazu."
Auch dass Satelliten keine wirkliche Hilfe im Falle eines Blowouts auf dem Meeresgrund seien, hat laut Arne Jernelöv schon der Unfall von 1979 gezeigt. Aus dem All ließen sich zwar schwimmende Ölteppiche gut verfolgen. Doch was unter der Wasseroberfläche geschehe, das könnten die Satelliten nicht erkennen. So wie der schwedische Biologe fordern auch andere Experten mehr Offenheit und Ehrlichkeit auf Seiten der Ölindustrie und der zuständigen Kontrollbehörden. Im Fall des BP-Desasters sei die Öffentlichkeit lange hinters Licht geführt worden, empört sich etwa der Ozeanograph Eric Schneider über die Noaa, die Nationale Fachbehörde für Ozean und Atmosphäre in den USA. Schneider war früher selbst ihr Chefwissenschaftler:
"Gleich am ersten Tag nach dem Blowout hat das zuständige Expertenteam der Noaa abgeschätzt, wie viel Öl aus dem Bohrloch austritt. Man kam auf eine tägliche Menge von 65- bis 110.000 Barrel. Den Medien gegenüber hat man aber fünf Wochen lang eine viel kleinere Zahl genannt: 5000 Barrel Öl pro Tag."
Öl-Firmen sollten künftig dazu verpflichtet werden, bei Projekten im Meer grundsätzlich zwei Bohrlöcher anzulegen. Das fordert Arne Jernelöv. Im Falle eines Blowouts könne man das Öl dann über eine Entlastungsbohrung fördern.
Ein anderer Vorschlag des Schweden klingt zunächst kurios, hat aber wohl seine Berechtigung. Ursache für Blowouts ist laut Jernelöv in vielen Fällen, dass das Bohrkommando Warnsignale ignoriere wie etwa einen zu hohen Druck im Bohrloch. Deshalb sollten in jeder Leitstelle von Ölplattformen eine Black Box und ein Stimmenrekorder installiert werden, so wie in Flugzeugen. Das könnte die verantwortlichen Ingenieure vielleicht davon abbringen, sich fahrlässig über Alarm-Meldungen hinwegzusetzen.