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"Black Lives Matter"-Demonstration
"So will ich nicht sterben"

Die Polizeigewalt in Minnesota und Louisiana hat der "Black Lives Matter"-Bewegung in den ganzen USA wieder Aufmerksamkeit verschafft. In Washington und vielen anderen Städten gehen Menschen wieder auf die Straße. Einig sind sie sich in der Überzeugung, dass sich etwas ändern muss.

Von Björn Dake |
    Bei einer Demonstration im Rahmen der "Black-lives-matter"-Bewegung in New York geht ein Polizist vor einem Transparent.
    Eine Demonstration im Rahmen der "Black-lives-matter"-Bewegung in New York (AFP / Kena Betancur)
    Die U-Street in Washington D.C. Etwa 500 Menschen ziehen durch das multikulturelle Viertel im Nordwesten der Hauptstadt. "Schwarzes Leben zählt", rufen sie. Aus den Restaurants und Geschäften stürmen die Menschen nach draußen. Sie zücken ihre Smartphone, stimmen ein in den Schlachtruf der Protestbewegung gegen Polizeigewalt oder schließen sich dem Zug an. Es werden immer mehr.
    "Stoppt den rassistischen Polizeiterror", steht auf den gelben und roten Plakaten. Oder: "Schwarz zu sein ist keine Straftat". Andere fordern Gerechtigkeit für Alton Sterling und Philando Castile. Die beiden Afroamerikaner waren in den vergangenen Tagen in Minnesota und Louisiana von Polizisten erschossen worden
    "Ich bin hier, weil ich schon viel zu oft bei solchen Aktionen sein musste", sagt Tiffany, eine der Demonstranten. "Leute, die wie ich aussehen, werden kriminalisiert und getötet. Wir müssen aufstehen und zurückschlagen. Wenn nicht, dann bin ich als nächstes dran. Oder mein Bruder, mein Vater oder mein Onkel. Ich muss meine Stimme erheben und sagen: Das ist komplett falsch."
    "Es muss sich etwas ändern"
    Sie erzählt mir, dass sie selbst schon ein paar schlechte Erfahrungen mit der Polizei gemacht habe. Ihre Eltern hätten ihr eingetrichtert, gegenüber Polizisten extrem entgegenkommend und ruhig zu sein. "Als Afroamerikanerin kannst du umgebracht werden, weil du Zigaretten verkaufst oder CDs. So will ich nicht sterben", sagt sie.
    Ein paar Meter weiter vor der Gedenkstätte für die gefallenen Afroamerikaner des Bürgerkriegs steht Mariel mit einer Freundin. "Ich schäme mich manchmal, Amerikanerin zu sein", sagt sie. "Es muss sich etwas ändern. Ich denke auch, es wird sich was ändern. Es ist gut, hier so viele unterschiedliche Hautfarben zu sehen." Mariel ist weiß, wie viele heute Abend.
    Michael hat asiatischen Wurzeln. Ich frage ihn, ob er die USA als ein gespaltenes Land erlebt. "USA sind tief gespalten. Zwischen Rassen und Klassen. Und das hängt zusammen. Das ist auch ein Grund, warum die Taktik der Polizei so offensiv ist. Weil sie wissen, wie tief diese Spaltung hier ist."
    "Wir müssen eine Koalition der Willigen bilden"
    Die Polizeigewalt in Minnesota und Louisiana hat der "Black-Lives-Matter-Bewegung" im ganzen Land wieder Aufmerksamkeit verschafft. Nicht nur in Washington, sondern in vielen anderen Städten sind die Menschen auf der Straße.
    Sian ist einer der Organisatoren der Demonstration. Zu den tödlichen Schüssen in Dallas und dem Schützen hat er eine klare Meinung: "Wenn diese Tötungen der Schwarzen, Braunen, Roten, Gelben und so weiter nicht ungestraft geblieben wären, dann wäre Micah Johnson auch nicht motiviert gewesen, zu tun, was er getan hat", sagt er. "Die Leute wollen uns einreden, dass die Bewegung schuld ist am Tod der Beamten. Die Polizei ist selbst schuld. Das Blut ist an ihren eigenen Händen."
    Sian rechnet nicht damit, dass die Toten der vergangenen Tage schnell etwas ändern werden. Das Ganze sei ein langer Prozess. Tiffany denkt ähnlich: "Wir können doch nur hoffen. Mehr haben wir nicht. Wir müssen eine Koalition der Willigen bilden. Nicht nur Schwarze oder Weiße oder Einwanderer, sondern alle, die die Ungerechtigkeit erkennen und dagegen aufstehen wollen."