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Bleib doch in Schottland!

Die Lage der Nation hat Schottlands Regierung auf die Idee gebracht, den Relocation Advisory Service, kurz RAS, einzurichten. Knapp über fünf Millionen Schotten leben in Schottland. 2009 werden es nur noch 4,84 Mio. sein. Die arbeitende Bevölkerung wird in den nächsten fünf Jahren von 3,1 auf dann nur noch 2.88 Mio. Beschäftigte abnehmen. Woher sollen aber in Zukunft 300.000 qualifizierte Arbeitnehmer kommen? Die 48.500 ausländischen Studierenden an schottischen Unis, davon 8000 vom europäischen Kontinent, sind nach Ansicht der Regierung eine Lösung. Wenn man sie nach dem Studium durch gute Jobangebote in Schottland hält, dann sind viele der in Zukunft zu erwartenden Joblücken schnell geschlossen. Die Bereiche Forschung, Wissenschaft und Universitäten sind schließlich neben Hightech Schottlands Stärke. Wie aber hält man Studienabsolventen davon ab, in ihre Heimatländer zurückzukehren? Die Idee des Relocation Advisory Service war geboren.

Von Udo Seiwert-Fauti |
    Wir wollen, dass der Einzelne nicht viele verschiedene Fragen muss, sondern mit einer großen Frageliste zu uns kommt und dann auf all seine Fragen von einer einzigen Quelle umfassende Antworten auf seine Fragen bekommt,

    sagt Lorna Clarke, die Leiterin des Relocation Advisory Service Scotland . Jeder, der Schottland voranbringen und dafür im Land arbeiten will, ist willkommen. Für viele ist da erst einmal die Barriere der Vorurteile. Schottland steht für Regen, weit ab im Norden, kalt und kaum Sonne. Ausländische Interessenten an Jobs in Schottland schreckt das offensichtlich nicht ab. Kaum ins Leben gerufen, sind bereits mehr als 1000 Anrufe beim RAS eingegangen. Die Reihenfolge der Länder mit dem größten Interesse an Schottland ist überraschend.

    Die meisten rufen aus den USA an, dann kommen Indien und Polen. Im 17 Jahrhundert wanderten viele arbeitslose Schotten nach Polen aus. Jetzt kommen offensichtlich die Nachfahren nach Schottland zurück und wollen hier gerne arbeiten, stellt Lorna Clarke fest. Ausdrücklich weist sie darauf hin, dass der in Glasgow angesiedelte RAS natürlich auch auf Deutsche wartet. Die stellen zum Beispiel mit gut 800 Studierenden an der Uni Edinburgh zwar sowieso schon die größte Europäische Studierendengruppe, aber noch mehr Deutsche sind in Schottland immer willkommen. Wer also vorhat ins Land der Röcke und 15 Mio. Schafe zu kommen, jedoch mit seinem Schulenglisch Verständigungsprobleme beim RAS Anruf befürchtet, kein Problem. Der RAS hat Dolmetscher parat, beruhigt Lorna Clarke.

    Die derzeit sechs RAS Mitarbeiter sollen also möglichst viele Anrufer von der möglichst baldigen Umsiedelung nach Schottland überzeugen. Die RASler sind sowohl Einwanderungsexperten als auch Generalisten, die Schottland in- und auswendig kennen. Alle sind Civil Servants, also Beamte der Regierung, was sehr hilfreich ist, damit wirklich fundierte Auskünfte gegeben werden können. Ein Anruf in den entsprechenden Regierungsabteilungen und eine Visafrage ist schnell und umfassend geklärt. Die Zukunft des RLS ist bereits absehbar. Er wird auf jeden Fall ausgebaut werden, um möglichst viele Anrufer aus möglichst vielen Bereichen zufrieden zustellen und diese so ins Land der Schotten zu locken.

    Ob Installateur, ob Gehirn-Chirurg, ob Student, ob Forscher, wir wollen sie alle in Schottland haben. Jeder, der kommen will, der enthusiastisch ist, hier zu leben, ist willkommen. Alle die Ambitionen haben, die talentiert sind, die etwas zu Schottlands Zukunft beitragen wollen, sollen kommen, sind willkommen, stellt Lorna Clarke fest. Am Geld wird das nicht scheitern. Wissenschaftler und Studienabsolventen sind Schottlands Regierung wichtig genug, um diese ins Land zu holen oder im Land zu halten. Dann forschen sie schließlich hier und nicht in den USA oder auf dem europäischen Kontinent. Studierende vom europäischen Kontinent sind wiederum so wichtig, da sie wichtiger Bestandteil der Zukunftsreserve sind, mit der Schottlands Regierung zukunftsorientierte Forschungsvorhaben zum Beispiel im Bereich Biotech-, Alzheimer- , BSE - oder Meeres- Forschung weiterführen und angehen will. Schottland ist deshalb nach Lornas Meinung genau das richtige Land in dem es sich in Zukunft zu wohnen und - viel wichtiger - zu arbeiten und zu studieren lohnt. Schottland soll ein Erfolg werden. Das wünschen sich jedenfalls die RAS Mitarbeiter.