"Waren Amerika und Europa denn nie Partner, nie Freunde?" fragt Susan Sontag in ihrer Rede zur Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, die die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG abdruckt. "Doch, das waren sie", fährt Susan Sontag fort. "Aber vielleicht waren die Perioden der Einigkeit – der Einmütigkeit – eher eine Ausnahme als die Regel. Eine solche Ausnahmephase war die Zeit vom Zweiten Weltkrieg bis zu den Anfängen des Kalten Krieges, als die Europäer Amerika für seine Einmischung, für seinen Beistand und seine materielle Hilfe zutiefst dankbar waren. Die Amerikaner sehen sich gerne in der Rolle des Retters von Europa. Deshalb erwartet Amerika von den Europäern eine immerwährende Dankbarkeit, nach der den Europäern im Augenblick jedoch nicht der Sinn steht." Susan Sontag macht in der Folge die entscheidende Differenz aus, die es zur Zeit zwischen Amerika und Europa gibt. Sie sagt: "Die vielleicht wichtigste Quelle des neuen (und des nicht ganz so neuen) amerikanischen Radikalismus ist eben jene, die man früher immer als eine Quelle konservativer Werte angesehen hat: die Religion. Viele Beobachter haben darauf hingewiesen, dass der größte Unterschied zwischen den Vereinigten Staaten und den meisten europäischen Ländern (den nach der aktuellen amerikanischen Nomenklatura 'alten' wie den "neuen") wahrscheinlich darin besteht, dass die Religion in der Gesellschaft und im öffentlichen Diskurs der Vereinigten Staaten nach wie vor eine zentrale Rolle spielt. Es handelt sich hierbei allerdings um eine Religion nach amerikanischem Muster: eher um die Idee von Religion als um Religion selbst." Am Ende ist Susan Sontag optimistisch und meint: "Die Zukunft unserer Welt – unserer gemeinsamen Welt – ist synkretistisch, unrein. Wir können uns nicht voneinander abkapseln. Wir fließen immer mehr ineinander. Am Ende wird sich alle Verständigung – alle Aussöhnung – zu der wir gelangen können, daraus ergeben, dass wir gründlicher über den ehrwürdigen Gegensatz zwischen 'Altem' und 'Neuem' nachdenken...'Alt' und 'Neu' sind die ewigen, unumstößlichen Pole aller Wahrnehmung und aller Orientierung in der Welt."
Trotz großen Besucherandrangs bei der Frankfurter Buchmesse ist die Zukunft der Branche ungewiss. Richard Kämmerlings berichtet in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG über die neuesten Trends: "Auf der Messe wurde bekannt, dass Karstadt, viergrößte Buchhandelskette des Landes, die Strategie drastisch verändern will: Die Zahl vorrätiger Titel soll von etwa tausend auf zweihundert reduziert werden, was exakt der Gesamtzahl der Bestenlistebücher entspricht. Bertelsmann kündigte schon vor Wochen an, mit Shop-in-shop-Modellen den Buchvertrieb in Supermärkten in eigene, strenge Regie zu nehmen...Wenn selbst langgediente Literaturkritiker ihre Freizeitlektüren inzwischen an der Tanke kaufen, ruht die Buchhandelswelt", so lautet Kämmerlings beziehungsreicher Befund, "längst auf morschen Bohlen".
Jürg Altwegg berichtet in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG über die Debatte im Nachbarland Frankreich, Schuluniformen wiedereinzuführen und zu getrennten Klassen zwischen Jungen und Mädchen zurückzukehren. Er schreibt: "Die Opfer der gemischten Klassen sind die Knaben. Sie erzielen bedeutend schlechtere Resultate als die Mädchen, die angepasster sind und besser arbeiten. Dennoch entscheiden sie sich später für weniger prestigeträchtige und schlechter bezahlte Berufe." Auch die Gewalt auf dem Schulhof wird in Frankreich unter dem Aspekt der gemischten Klassen untersucht. Die Einführung der Schuluniform, die wohl nicht kommen wird, hätte Altwegg zufolge einen wichtigen Nebenaspekt. Sie "würde nicht zuletzt das permanente Ärgernis des islamischen Kopftuchs, für das die weltliche Schule der Republik keine Lösung findet, aus der Welt schaffen. Der Minister, der die Idee in die Welt gesetzt hat, denkt im Übrigen nicht an eine Uniform, sondern an eine Art von T-Shirt mit einem Logo, das die Schüler daran erinnert, dass sie sich in der Schule befinden und nicht auf der Straße."
Konrad Adenauer hat einmal definiert, was "Kölscher Klüngel" ist. "Man kennt sich und man hilft sich". Er konnte nicht ahnen, dass an dem von ihm begründeten sozialwissenschaftlichen Forschungsinstitut Erwin Scheuch dem 'Kölschen Klüngel' eines Tages den Prozess machen würde, schreibt Wolfgang Lepenies zum Tode des Soziologen in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG. Darüber hinaus geißelte Scheuch, ein veritabler Konservativer, in zahlreichen Büchern den "Größenwahn von Managern" ('Deutsche Pleiten') und den Einfluss der Lobbies im Bundestag, beklagte die mangelnde Mobilität der leitenden Angestellten in der Wirtschaft, attackierte den Parteienstaat ('Cliquen, Klüngel und Karrieren'), warf den Kirchen, die zum Verbot der Sekten aufriefen, Glaubensneid vor ('Die neuen Inquisitoren'), kritisierte den Hegemonialanspruch der USA, diskutierte mit der Spitze der PDS über "Die Linke und die Macht", und auf dem Umschlag des Buches, in dem er sich über das Spendenunwesen der Parteien entrüstete ("Die Spendenkrise. Parteien außer Kontrolle") prangte das Foto Helmut Kohls. Soweit Lepenies über Erwin Scheuch, der im Alter von 75 Jahren in Köln gestorben ist.
Rita Kuczyniski, die Berliner Schriftstellerin, befasst sich in der FRANKFURTER RUNDSCHAU mit der Äußerung von Altbundeskanzler Helmut Schmidt, die in den letzten Tagen für große Aufregung sorgte. "Es gibt wahrscheinlich...unter den Ostdeutschen nicht mehr Weinerlichkeit als unter den Westdeutschen", meint sie. "Denn Weinerlichkeit ist eine gesamtdeutsche, also nationale Eigenschaft", meint sie. Rita Kuczynski empfiehlt eine gesamtdeutsche Zukunftsdebatte. Zur Begründung führt sie an: "Es könnte nämlich durchaus sein, dass die Ostdeutschen einiges aus ihren Erfahrungen im Umgang mit Brüchen und Umbrüchen in die Zukunft der Bundesrepublik einbringen könnten, das zur Bewältigung der gegenwärtigen Krise in Deutschland beiträgt. Vielleicht könnten die Westdeutschen von den Erfahrungen der Ostdeutschen lernen, dass die Aufgabe jahrzehntelang gehegter Gewohnheiten und sozialer Sicherheiten auch ein Gewinn sein kann?"
Trotz großen Besucherandrangs bei der Frankfurter Buchmesse ist die Zukunft der Branche ungewiss. Richard Kämmerlings berichtet in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG über die neuesten Trends: "Auf der Messe wurde bekannt, dass Karstadt, viergrößte Buchhandelskette des Landes, die Strategie drastisch verändern will: Die Zahl vorrätiger Titel soll von etwa tausend auf zweihundert reduziert werden, was exakt der Gesamtzahl der Bestenlistebücher entspricht. Bertelsmann kündigte schon vor Wochen an, mit Shop-in-shop-Modellen den Buchvertrieb in Supermärkten in eigene, strenge Regie zu nehmen...Wenn selbst langgediente Literaturkritiker ihre Freizeitlektüren inzwischen an der Tanke kaufen, ruht die Buchhandelswelt", so lautet Kämmerlings beziehungsreicher Befund, "längst auf morschen Bohlen".
Jürg Altwegg berichtet in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG über die Debatte im Nachbarland Frankreich, Schuluniformen wiedereinzuführen und zu getrennten Klassen zwischen Jungen und Mädchen zurückzukehren. Er schreibt: "Die Opfer der gemischten Klassen sind die Knaben. Sie erzielen bedeutend schlechtere Resultate als die Mädchen, die angepasster sind und besser arbeiten. Dennoch entscheiden sie sich später für weniger prestigeträchtige und schlechter bezahlte Berufe." Auch die Gewalt auf dem Schulhof wird in Frankreich unter dem Aspekt der gemischten Klassen untersucht. Die Einführung der Schuluniform, die wohl nicht kommen wird, hätte Altwegg zufolge einen wichtigen Nebenaspekt. Sie "würde nicht zuletzt das permanente Ärgernis des islamischen Kopftuchs, für das die weltliche Schule der Republik keine Lösung findet, aus der Welt schaffen. Der Minister, der die Idee in die Welt gesetzt hat, denkt im Übrigen nicht an eine Uniform, sondern an eine Art von T-Shirt mit einem Logo, das die Schüler daran erinnert, dass sie sich in der Schule befinden und nicht auf der Straße."
Konrad Adenauer hat einmal definiert, was "Kölscher Klüngel" ist. "Man kennt sich und man hilft sich". Er konnte nicht ahnen, dass an dem von ihm begründeten sozialwissenschaftlichen Forschungsinstitut Erwin Scheuch dem 'Kölschen Klüngel' eines Tages den Prozess machen würde, schreibt Wolfgang Lepenies zum Tode des Soziologen in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG. Darüber hinaus geißelte Scheuch, ein veritabler Konservativer, in zahlreichen Büchern den "Größenwahn von Managern" ('Deutsche Pleiten') und den Einfluss der Lobbies im Bundestag, beklagte die mangelnde Mobilität der leitenden Angestellten in der Wirtschaft, attackierte den Parteienstaat ('Cliquen, Klüngel und Karrieren'), warf den Kirchen, die zum Verbot der Sekten aufriefen, Glaubensneid vor ('Die neuen Inquisitoren'), kritisierte den Hegemonialanspruch der USA, diskutierte mit der Spitze der PDS über "Die Linke und die Macht", und auf dem Umschlag des Buches, in dem er sich über das Spendenunwesen der Parteien entrüstete ("Die Spendenkrise. Parteien außer Kontrolle") prangte das Foto Helmut Kohls. Soweit Lepenies über Erwin Scheuch, der im Alter von 75 Jahren in Köln gestorben ist.
Rita Kuczyniski, die Berliner Schriftstellerin, befasst sich in der FRANKFURTER RUNDSCHAU mit der Äußerung von Altbundeskanzler Helmut Schmidt, die in den letzten Tagen für große Aufregung sorgte. "Es gibt wahrscheinlich...unter den Ostdeutschen nicht mehr Weinerlichkeit als unter den Westdeutschen", meint sie. "Denn Weinerlichkeit ist eine gesamtdeutsche, also nationale Eigenschaft", meint sie. Rita Kuczynski empfiehlt eine gesamtdeutsche Zukunftsdebatte. Zur Begründung führt sie an: "Es könnte nämlich durchaus sein, dass die Ostdeutschen einiges aus ihren Erfahrungen im Umgang mit Brüchen und Umbrüchen in die Zukunft der Bundesrepublik einbringen könnten, das zur Bewältigung der gegenwärtigen Krise in Deutschland beiträgt. Vielleicht könnten die Westdeutschen von den Erfahrungen der Ostdeutschen lernen, dass die Aufgabe jahrzehntelang gehegter Gewohnheiten und sozialer Sicherheiten auch ein Gewinn sein kann?"