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Blick in die galaktische Kinderstube

Astronomie. - Zum ersten Mal tagt die Internationale Astronomische Union (IAU) in Chile, obwohl in der dortigen Atacama-Wüste die meisten derjenigen Teleskope stehen, deren Ergebnisse die Diskussionen der Astronomen prägen. Für ihre erste Tagung in dem südamerikanischen Staat hat sich die IAU die Kinderstube der Sterne ausgesucht, die so genannten Sternhaufen.

    Zumindest in ihrer Jugend sind Sterne Herdentiere, sie bilden sich in Sternhaufen, riesigen Materieansammlungen, die für Lichtteleskope nicht zu durchschauen sind, da sie kein sichtbares Licht ausstrahlen. Erst die Infrarot- und Röntgenteleskope enthüllen das Geschehen in diesen Zonen. "Wir wissen jetzt genau, dass in diesen Wolken sehr viel Material für neue Sterne liegt, zwischen zehntausend und einer Millionen Sonnenmassen", erklärt die chilenische Astronomin Monica Rubio von der Universidad de Chile in Santiago.

    Diese Molekülwolken beginnen irgendwann sich zu drehen, in einzelne Unterwolken zu zerfallen und zahllose kleinere Materiewolken zu bilden, aus denen dann Sterne entstehen. Dabei kann es zu zwei unterschiedlichen Entwicklungen kommen. "Wenn ein sehr massereicher Stern entsteht, reißt er die Wolke recht schnell auseinander", erklärt Rubio. Innerhalb weniger hunderttausend Jahre ist dann die Sternbildung beendet. Außer diesen Riesen bildet sich in der Wolke nichts. Anders läuft es in Wolken ab, die kleinere Sterne wie unsere Sonne hervorbringen. Hier dauert es länger, dafür sind die entstehenden Sterne aber auch langlebiger als die Riesen. Statt einiger Milliarden Jahre wie unsere Sonne leben diese nur wenige hunderttausend bis Millionen Jahre, um dann durch die Wirkungen ihrer eigenen Masse zerstört zu werden. Dennoch spielen die Riesensterne eine wichtige Rolle, denn sie haben alle schwereren Elemente hervorgebracht. Welcher Unterschied allerdings dafür verantwortlich ist, dass eine Wolke Riesensterne und eine andere kleinere Sterne hervorbringt, ist den Astronomen noch nicht bekannt. Diese Frage soll vom Jahr 2006 an mit dem neuen Radioteleskop ALMA geklärt werden, das in ganz frühe Phasen unseres Universums blicken kann, als sich die Sterne bildeten.

    [Quelle: Dirk Lorenzen]