Ach, sie war so unachtsam gewesen! Am späten Nachmittag eines heißen Sommertages erwacht die junge Mondrot aus einem Mittagsschlaf. Ihr ist warm und sie sucht Kühlung an einem Fenster, das zur Straße hinaus geht. Normalerweise hält sie sich hier nie auf, sondern immer nur im inneren Teil des Hauses, in den Frauengemächern. So lugt sie aus dem Fenster, da fällt ihr ihr kleines Schweißtüchlein aus der Hand.
Ein schmutziger Bengel fängt das Tüchlein auf und erblickt die schöne Mondrot am Fenster. Der Taugenichts zaudert nicht lange und hält um ihre Hand an. Hatte sie ihm mit dem Tüchlein nicht ein eindeutiges Zeichen gegeben? Um ihre und die Ehre ihrer Familie zu retten. immerhin einer der angesehensten Familien in Lu. bleibt Mondrot nur ein Ausweg: Selbstmord. Schön ist das nicht, aber ihre Verwandten sind erleichtert. Was hatte sie sich auch so weit aus dem Fenster zu lehnen!
Nach ihrem Tod findet Mondrot keine Ruhe. Sie wird einer der fünf Rachegeister, von denen die taiwanische Autorin Li Ang in ihrem Buch "Sichtbare Geister" erzählt. Die Geschichten sind in der Stadt Lu angesiedelt. Lu steht für Lugang, eine Hafenstadt in Mitteltaiwan, in der Li Ang aufgewachsen ist:
"Lugang ist voller Legenden über Geister, vor allem über weibliche Geister. Ich bin daher daran gewöhnt, dass sie um mein Haus und überall herumspuken. Das ist nichts Fremdes aus einer anderen Welt. Und gerade in letzter Zeit kümmern sich die Leute wieder mehr um spirituelle Dinge, weil Taiwan so chaotisch ist und sich alle so unsicher fühlen. Die Taiwaner fragen sich, ob sie bald wohl von Peking aus regiert werden und was dann mit Taiwan geschieht. Viele fühlen sich unsicher, werden leicht panisch und wenden sich deswegen spirituellen Dingen zu."
Denn wer will schon aus Peking regiert werden? Die Volksrepublik aber fährt jedes Jahr mehr Waffen an der Küste zu Taiwan auf, der in ihren Augen abtrünnigen Provinz. Als in den 40er Jahren in China die Maoisten siegten, flohen ihre Widersacher, die nationalistischen Kuomintang, vor der Volksbefreiungsarmee auf die Insel Taiwan. Dort errichteten sie die Republik China und dachten noch bis vor einigen Jahren, Festland-China irgendwann zurückerobern zu können - realitätsferne Träume einer alten Kämpfergarde. Rund zwei Millionen Anhänger der Kuomintang kamen damals nach Taiwan, das etwa so groß ist wie Baden-Württemberg. Eine wahre Invasion. Doch an Invasionen ist Taiwan gewöhnt. Immer wieder wurde die strategisch günstig gelegene Insel umkämpft, immer wieder gab es Tausende von Toten.
Diese Toten sieht nun die junge Mondrot, das Mädchen, das sein Schweißtüchlein so unachtsam aus dem Fenster hat flattern lassen. Ein Geist geworden, wohnt sie in den Himmelsmarkisen der Stadt Lu. Diese Himmelsmarkisen sind über den Straßen aufgezogene Markisen, die die Spaziergänger vor Sonne und Regen schützen sollen. Von hier sieht Mondrot abertausende von Geistern durch die Straßen ziehen:
"Dies war eine Straße voller sich vorwärts drängender, wandernder Totenseelen. Nicht auszumachen war, ob es sich um Männer, Frauen, Alte oder Kinder handelte. Es waren nur Unmengen von unidentifizierbaren Körpern, die die ganze Straße verstopften, Wandergeister, die sich hier durchdrängten. Zu den Häusermauern und Türen der gegenüberliegenden Straßenseite war es zu weit, als dass man über die Leichen hätte hinweghüpfen können. [...] Die wandernden Totengeister drängten ohne Ziel voran, in Schüben über- und untereinander füllten sie den gesamten Raum der Straße aus, sie schwebten vorwärts, nicht wissend wohin, einem imaginären Nichts zu."
Dabei murmeln sie ununterbrochen. Mondrot hört, dass sie von den Kriegen und Aufständen gegen die eindringenden Mandschus erzählen. Sie beginnt, ihre Erzählungen und damit die blutige taiwanische Geschichte an die Himmelsmarkisen zu schreiben. Ein Schelm, wer bei den Mandschus auch an die heutigen Kommunisten denkt, an die, die nicht aufgeben, nach Taiwan zu greifen.
Schreibend wird Mondrot immer ruhiger. Sie ist viel friedfertiger als die anderen Rachegeister in Li Angs Erzählungen, die sich blutrünstig an ihren ungetreuen Liebhabern, ihren Mörder und Vergewaltigern rächen und sie mit viel Blutgespritze meucheln. Manch eine dieser Schilderungen könnte einem Splatter-Film entstammen. Li Ang hat Freude an ausschweifenden Gewalt- und hemmungslosen Sex-Schilderungen. Leider verirrt sie sich manchmal darin, und mit Mühe findet man erst zehn Seiten später den roten Faden wieder.
Manche der Geister sind auf der Suche nach postumer Befriedigung zwischen dem chinesischen Festland und der Insel Taiwan unterwegs. Ein taiwanischer Frauengeist rächt sich in China, während ein chinesischer Geist Vergeltung in Taiwan sucht. Kein einziger Geist interessiert sich je etwa für die ebenfalls nahe gelegenen Philippinen oder für Japan. Nein: Immer ist es China, von dem die fiktiven Toten nicht lassen können - und das heißt auch nicht die Lebenden:
"Ich habe immer geglaubt, dass es das Beste für Taiwan sei, von China unabhängig zu werden. Inzwischen aber meine ich, dass das praktisch unmöglich ist, auch wenn ich wirklich nicht darauf hoffe, dass Taiwan und China vereinigt werden. Manche Taiwaner haben Angst, dass es zu einem Krieg zwischen den beiden Ländern kommen könnte. Ich hoffe, dass das nie passieren wird, weil dann viele Menschen sterben würden. Trotzdem glaube ich nicht, dass Taiwan von China unabhängig sein kann. Deshalb müssen wir uns mit China irgendwie arrangieren."
Immerhin hat China inzwischen etwa 1000 Kurzstreckenraketen an der Küste zu Taiwan stationiert. Die Wiedervereinigung mit Taiwan steht ganz oben auf der To-do-Liste der chinesischen Politik. China kann es nicht vertragen, wenn es irgendwo ethnische Chinesen gibt, die aber nicht zu China gehören wollen.
Die taiwanische Essayistin Lung Yingtai steht politisch auf Kriegsfuß mit dem kommunistischem China. Erst Anfang 2006 hat sie einen offenen Brief an Hu Jintao geschrieben, den Präsidenten der Volksrepublik:
"Sehr geehrter Herr Hu","
beginnt der Brief recht zivil. Doch schnell geht es zur Sache:
""Bei Ihrem Amtsantritt hatten die Menschen große Erwartungen in Sie. Als 'Staatsmann' des neuen Jahrhunderts hofften die Menschen, dass Ihr Denken feinsinniger und Ihre Vision weiter sein würde als die Ihrer Vorgänger und dass der Geist des Kampfes und der Rücksichtslosigkeit, die der kommunistischen Revolution eigen ist, endlich ersetzt würde durch eine menschliche Milde und kultiviertes, ziviles Verhalten. Aber zwei Jahre sind vergangen und was haben wir bisher gesehen?"
Lung Yingtai nimmt kein Blatt vor den Mund: Sie prangert an, dass in China die Medien kalt gestellt würden, das Internet zensiert, die Schulbücher manipuliert, dass Fremdenhass geschürt würde. Die chinesische Führung nennt sie unsicher und ängstlich. Und trotzdem liebt sie China. Wie sollte sie auch anders: Ihre Eltern gehören zu denen, die in den 40er Jahren nach Taiwan flüchteten; Mandarin ist ihre und die Muttersprache vieler Taiwaner:
"Kulturell gibt es für mich keine Grenzen. Die chinesische Sprache ist mein Pass. Deshalb betrachte ich mich auch als Teil von China oder Hongkong und in gewisser Weise auch von Singapur. Aber als Bürgerin mit bestimmten Rechten bin ich eine hundertprozentige Bürgerin Taiwans. Das kommunistische System akzeptiere ich in keinster Weise."
Der offene Brief an Hu Jintao ist der vierte und letzte Text in Lung Yingtais Essaysammlung "Taiwans 'kulturelle Schizophrenie'". Ihm voran gehen drei wichtige Artikel der Autorin aus dem Jahr 2003. Darin schreitet sie den politischen und auch den psychischen Raum aus, in dem Taiwan sich gegenwärtig bewegt. Sie prangert die Provinzialität des Inselvolkes an und nennt die permanente Angst der Taiwaner vor einem chinesischen Angriff beim Namen. Diese Angst führt zu völliger Schizophrenie, da die Taiwaner selbst zum allergrößten Teil ethnische Chinesen sind. Und sie plädiert für ein völlig neues taiwanisches Selbstbewusstsein.
Ganz ähnlich die literarischen Erzählungen von Li Ang. Beide Autorinnen suchen auch nach einem Ausweg, nach einer Perspektive für Taiwan sei das durch das Beschreiben der Himmelsmarkisen bei Li Ang oder durch die klar formulierten politischen Visionen bei Lung Yingtai. Nur: Wo die Essays äußerst konzentriert formuliert sind, fehlt den sehr assoziativ geschriebenen Geistergeschichten stellenweise die ordnende Hand, also Stringenz und roter Faden.
Li Ang: Sichtbare Geister. Roman
Aus dem Chinesischen von Martina Hasse
Horlemann-Verlag
317 Seiten, 19,90 Euro
Lung Yingtai: Taiwans 'kulturelle Schizophrenie'. Drei Beiträge Lung Yingtais zur taiwanesischen Identitätsdiskussion
Einleitung, Übersetzung und Kommentar von Christian Meyer
Projektverlag
102 Seiten, 10,50 Euro
Ein schmutziger Bengel fängt das Tüchlein auf und erblickt die schöne Mondrot am Fenster. Der Taugenichts zaudert nicht lange und hält um ihre Hand an. Hatte sie ihm mit dem Tüchlein nicht ein eindeutiges Zeichen gegeben? Um ihre und die Ehre ihrer Familie zu retten. immerhin einer der angesehensten Familien in Lu. bleibt Mondrot nur ein Ausweg: Selbstmord. Schön ist das nicht, aber ihre Verwandten sind erleichtert. Was hatte sie sich auch so weit aus dem Fenster zu lehnen!
Nach ihrem Tod findet Mondrot keine Ruhe. Sie wird einer der fünf Rachegeister, von denen die taiwanische Autorin Li Ang in ihrem Buch "Sichtbare Geister" erzählt. Die Geschichten sind in der Stadt Lu angesiedelt. Lu steht für Lugang, eine Hafenstadt in Mitteltaiwan, in der Li Ang aufgewachsen ist:
"Lugang ist voller Legenden über Geister, vor allem über weibliche Geister. Ich bin daher daran gewöhnt, dass sie um mein Haus und überall herumspuken. Das ist nichts Fremdes aus einer anderen Welt. Und gerade in letzter Zeit kümmern sich die Leute wieder mehr um spirituelle Dinge, weil Taiwan so chaotisch ist und sich alle so unsicher fühlen. Die Taiwaner fragen sich, ob sie bald wohl von Peking aus regiert werden und was dann mit Taiwan geschieht. Viele fühlen sich unsicher, werden leicht panisch und wenden sich deswegen spirituellen Dingen zu."
Denn wer will schon aus Peking regiert werden? Die Volksrepublik aber fährt jedes Jahr mehr Waffen an der Küste zu Taiwan auf, der in ihren Augen abtrünnigen Provinz. Als in den 40er Jahren in China die Maoisten siegten, flohen ihre Widersacher, die nationalistischen Kuomintang, vor der Volksbefreiungsarmee auf die Insel Taiwan. Dort errichteten sie die Republik China und dachten noch bis vor einigen Jahren, Festland-China irgendwann zurückerobern zu können - realitätsferne Träume einer alten Kämpfergarde. Rund zwei Millionen Anhänger der Kuomintang kamen damals nach Taiwan, das etwa so groß ist wie Baden-Württemberg. Eine wahre Invasion. Doch an Invasionen ist Taiwan gewöhnt. Immer wieder wurde die strategisch günstig gelegene Insel umkämpft, immer wieder gab es Tausende von Toten.
Diese Toten sieht nun die junge Mondrot, das Mädchen, das sein Schweißtüchlein so unachtsam aus dem Fenster hat flattern lassen. Ein Geist geworden, wohnt sie in den Himmelsmarkisen der Stadt Lu. Diese Himmelsmarkisen sind über den Straßen aufgezogene Markisen, die die Spaziergänger vor Sonne und Regen schützen sollen. Von hier sieht Mondrot abertausende von Geistern durch die Straßen ziehen:
"Dies war eine Straße voller sich vorwärts drängender, wandernder Totenseelen. Nicht auszumachen war, ob es sich um Männer, Frauen, Alte oder Kinder handelte. Es waren nur Unmengen von unidentifizierbaren Körpern, die die ganze Straße verstopften, Wandergeister, die sich hier durchdrängten. Zu den Häusermauern und Türen der gegenüberliegenden Straßenseite war es zu weit, als dass man über die Leichen hätte hinweghüpfen können. [...] Die wandernden Totengeister drängten ohne Ziel voran, in Schüben über- und untereinander füllten sie den gesamten Raum der Straße aus, sie schwebten vorwärts, nicht wissend wohin, einem imaginären Nichts zu."
Dabei murmeln sie ununterbrochen. Mondrot hört, dass sie von den Kriegen und Aufständen gegen die eindringenden Mandschus erzählen. Sie beginnt, ihre Erzählungen und damit die blutige taiwanische Geschichte an die Himmelsmarkisen zu schreiben. Ein Schelm, wer bei den Mandschus auch an die heutigen Kommunisten denkt, an die, die nicht aufgeben, nach Taiwan zu greifen.
Schreibend wird Mondrot immer ruhiger. Sie ist viel friedfertiger als die anderen Rachegeister in Li Angs Erzählungen, die sich blutrünstig an ihren ungetreuen Liebhabern, ihren Mörder und Vergewaltigern rächen und sie mit viel Blutgespritze meucheln. Manch eine dieser Schilderungen könnte einem Splatter-Film entstammen. Li Ang hat Freude an ausschweifenden Gewalt- und hemmungslosen Sex-Schilderungen. Leider verirrt sie sich manchmal darin, und mit Mühe findet man erst zehn Seiten später den roten Faden wieder.
Manche der Geister sind auf der Suche nach postumer Befriedigung zwischen dem chinesischen Festland und der Insel Taiwan unterwegs. Ein taiwanischer Frauengeist rächt sich in China, während ein chinesischer Geist Vergeltung in Taiwan sucht. Kein einziger Geist interessiert sich je etwa für die ebenfalls nahe gelegenen Philippinen oder für Japan. Nein: Immer ist es China, von dem die fiktiven Toten nicht lassen können - und das heißt auch nicht die Lebenden:
"Ich habe immer geglaubt, dass es das Beste für Taiwan sei, von China unabhängig zu werden. Inzwischen aber meine ich, dass das praktisch unmöglich ist, auch wenn ich wirklich nicht darauf hoffe, dass Taiwan und China vereinigt werden. Manche Taiwaner haben Angst, dass es zu einem Krieg zwischen den beiden Ländern kommen könnte. Ich hoffe, dass das nie passieren wird, weil dann viele Menschen sterben würden. Trotzdem glaube ich nicht, dass Taiwan von China unabhängig sein kann. Deshalb müssen wir uns mit China irgendwie arrangieren."
Immerhin hat China inzwischen etwa 1000 Kurzstreckenraketen an der Küste zu Taiwan stationiert. Die Wiedervereinigung mit Taiwan steht ganz oben auf der To-do-Liste der chinesischen Politik. China kann es nicht vertragen, wenn es irgendwo ethnische Chinesen gibt, die aber nicht zu China gehören wollen.
Die taiwanische Essayistin Lung Yingtai steht politisch auf Kriegsfuß mit dem kommunistischem China. Erst Anfang 2006 hat sie einen offenen Brief an Hu Jintao geschrieben, den Präsidenten der Volksrepublik:
"Sehr geehrter Herr Hu","
beginnt der Brief recht zivil. Doch schnell geht es zur Sache:
""Bei Ihrem Amtsantritt hatten die Menschen große Erwartungen in Sie. Als 'Staatsmann' des neuen Jahrhunderts hofften die Menschen, dass Ihr Denken feinsinniger und Ihre Vision weiter sein würde als die Ihrer Vorgänger und dass der Geist des Kampfes und der Rücksichtslosigkeit, die der kommunistischen Revolution eigen ist, endlich ersetzt würde durch eine menschliche Milde und kultiviertes, ziviles Verhalten. Aber zwei Jahre sind vergangen und was haben wir bisher gesehen?"
Lung Yingtai nimmt kein Blatt vor den Mund: Sie prangert an, dass in China die Medien kalt gestellt würden, das Internet zensiert, die Schulbücher manipuliert, dass Fremdenhass geschürt würde. Die chinesische Führung nennt sie unsicher und ängstlich. Und trotzdem liebt sie China. Wie sollte sie auch anders: Ihre Eltern gehören zu denen, die in den 40er Jahren nach Taiwan flüchteten; Mandarin ist ihre und die Muttersprache vieler Taiwaner:
"Kulturell gibt es für mich keine Grenzen. Die chinesische Sprache ist mein Pass. Deshalb betrachte ich mich auch als Teil von China oder Hongkong und in gewisser Weise auch von Singapur. Aber als Bürgerin mit bestimmten Rechten bin ich eine hundertprozentige Bürgerin Taiwans. Das kommunistische System akzeptiere ich in keinster Weise."
Der offene Brief an Hu Jintao ist der vierte und letzte Text in Lung Yingtais Essaysammlung "Taiwans 'kulturelle Schizophrenie'". Ihm voran gehen drei wichtige Artikel der Autorin aus dem Jahr 2003. Darin schreitet sie den politischen und auch den psychischen Raum aus, in dem Taiwan sich gegenwärtig bewegt. Sie prangert die Provinzialität des Inselvolkes an und nennt die permanente Angst der Taiwaner vor einem chinesischen Angriff beim Namen. Diese Angst führt zu völliger Schizophrenie, da die Taiwaner selbst zum allergrößten Teil ethnische Chinesen sind. Und sie plädiert für ein völlig neues taiwanisches Selbstbewusstsein.
Ganz ähnlich die literarischen Erzählungen von Li Ang. Beide Autorinnen suchen auch nach einem Ausweg, nach einer Perspektive für Taiwan sei das durch das Beschreiben der Himmelsmarkisen bei Li Ang oder durch die klar formulierten politischen Visionen bei Lung Yingtai. Nur: Wo die Essays äußerst konzentriert formuliert sind, fehlt den sehr assoziativ geschriebenen Geistergeschichten stellenweise die ordnende Hand, also Stringenz und roter Faden.
Li Ang: Sichtbare Geister. Roman
Aus dem Chinesischen von Martina Hasse
Horlemann-Verlag
317 Seiten, 19,90 Euro
Lung Yingtai: Taiwans 'kulturelle Schizophrenie'. Drei Beiträge Lung Yingtais zur taiwanesischen Identitätsdiskussion
Einleitung, Übersetzung und Kommentar von Christian Meyer
Projektverlag
102 Seiten, 10,50 Euro