Viktar Malishevsky sitzt vor seinem Laptop und tippt. Vor fast zwei Jahren hat er sein Internet-Tagebuch eröffnet, inzwischen gilt der 36-Jährige als einer der einflussreichsten Blogger Weißrusslands. Der Politologe und frühere Journalist seziert vor allem die Absurditäten des politischen Alltags in seinem autoritär regierten Land. Einer seiner bislang größten Coups war die Geschichte mit der Armbanduhr des Präsidenten Lukaschenka.
"Der Präsident darf nur aus einem bestimmten Blickwinkel fotografiert werden und aus einem solch großen Abstand, dass Kleinigkeiten wie zum Beispiel eine Armbanduhr nicht zu erkennen sind. Als er im Ausland war, hat ihn ein Blogger von Nahem fotografiert - und ich habe dann erkannt, was er für eine Uhr trägt, habe sie verglichen."
Es war eine Markenuhr für 11.000 Euro. Nachdem Malishevsky diese Entdeckung in seinem Blog veröffentlicht hatte, griffen sogar viele weißrussische Zeitungen diese Geschichte auf - indem sie den Blogeintrag zitierten. Eine gängige Methode in Weißrussland, brisante Informationen zu publizieren. Und eine Einflussmöglichkeit für Blogger.
"Die Journalisten stellen nicht die Fragen, die sie stellen sollten, sie gehen nicht die Themen an, die die ganze Gesellschaft beschäftigen. Aber die Blogosphäre stellt diese Fragen. Weil viele Journalisten Blogs lesen und im Unterschied zu Bloggern das Recht haben, die Fragen an die tatsächlichen Adressaten zu richten, stellen sie die Fragen der Blogger auf Pressekonferenzen und bei Gesprächen."
Die Medien in Weißrussland stehen unter der strengen Kontrolle des Staates. Zeitungen etwa können nach zwei Warnungen aufgrund von inhaltlichen oder Layout-Fehlern geschlossen werden. Die Folge ist eine immense Selbstzensur unter Journalisten.
Unter anderem deshalb hat Viktar Malishevsky nach zehn Jahren seine Stelle als Zeitungsredakteur aufgegeben, sich als Trainer im Medienbereich selbstständig gemacht und angefangen zu bloggen.
Denn das Internet ist in Weißrussland der Raum, in dem freie Meinungsäußerung möglich ist. Jeder dritte Weißrusse nutzt das Netz, Blogs sind das drittwichtigste Nachrichtenmedium.
Noch. Denn ab dem 1. Juli soll ein Gesetz auch das Internet unter staatliche Kontrolle stellen. Vorbild ist nach Aussage von Präsident Lukaschenka China. Sein Erlass sieht vor, Blogs wie herkömmliche Medien zu behandeln, inklusive behördlicher Registrierung. Auf eine einzelne Beschwerde hin könnten Seiten gesperrt werden. Außerdem soll jeder Internetnutzer eindeutig identifizierbar sein. Einschränkungen, die zum Großteil bereits heute gelten.
Deshalb vermutet Malishevsky, dass sich die Regierung mit dem neuen Gesetz für die Zukunft absichern will.
"Das ist ein Halbfertigprodukt, Hackfleisch sozusagen, das sind keine Buletten, das ist Hackfleisch, aus dem man Buletten formen kann. Was der Staat braucht, wird er aus diesen Gesetzen formen."
Vielleicht wird der Staat schon Anfang nächsten Jahres darauf zurückgreifen, denn dann ist Präsidentenwahl in Weißrussland. Bei derartigen Anlässen hat das Blockieren oppositioneller Seiten bereits Tradition.
Doch schon jetzt können Internetpublikationen der Grund für schärfere Repressionen sein: der Oppositionspolitiker Andrej Klimov saß wegen Online-Artikeln über ein halbes Jahr in Haft. Mit derartigen Gefahren geht Blogger Viktar Malishevsky auf seine Art um.
"Oh, darüber will ich gar nicht nachdenken. Die Sache ist die, dass ich nicht anonym schreibe, da steht sogar mein Nachname. Aber ich denke nicht, dass ich über gefährliche Themen schreibe, die sich negativ auf mich auswirken können. Aber bei unserem Staat kann man nie mit Sicherheit sagen, wie er was auffasst."
Wenn man jedoch beim Schreiben Angst habe, meint Malishevsky, solle man es lieber gleich bleiben lassen. Denn gerade die Offenheit der Blogger sei für sein Land so wichtig.
""Ich persönlich denke, dass der tatsächliche Einfluss der Blogosphäre auf Weißrussland darin besteht, dass es ein hervorragender Platz für Diskussionen ist. Solche Diskussionen sind sehr wichtig, vor allem für die weißrussische Gesellschaft, in der es sonst nie irgendwelche Diskussionen gibt."
"Der Präsident darf nur aus einem bestimmten Blickwinkel fotografiert werden und aus einem solch großen Abstand, dass Kleinigkeiten wie zum Beispiel eine Armbanduhr nicht zu erkennen sind. Als er im Ausland war, hat ihn ein Blogger von Nahem fotografiert - und ich habe dann erkannt, was er für eine Uhr trägt, habe sie verglichen."
Es war eine Markenuhr für 11.000 Euro. Nachdem Malishevsky diese Entdeckung in seinem Blog veröffentlicht hatte, griffen sogar viele weißrussische Zeitungen diese Geschichte auf - indem sie den Blogeintrag zitierten. Eine gängige Methode in Weißrussland, brisante Informationen zu publizieren. Und eine Einflussmöglichkeit für Blogger.
"Die Journalisten stellen nicht die Fragen, die sie stellen sollten, sie gehen nicht die Themen an, die die ganze Gesellschaft beschäftigen. Aber die Blogosphäre stellt diese Fragen. Weil viele Journalisten Blogs lesen und im Unterschied zu Bloggern das Recht haben, die Fragen an die tatsächlichen Adressaten zu richten, stellen sie die Fragen der Blogger auf Pressekonferenzen und bei Gesprächen."
Die Medien in Weißrussland stehen unter der strengen Kontrolle des Staates. Zeitungen etwa können nach zwei Warnungen aufgrund von inhaltlichen oder Layout-Fehlern geschlossen werden. Die Folge ist eine immense Selbstzensur unter Journalisten.
Unter anderem deshalb hat Viktar Malishevsky nach zehn Jahren seine Stelle als Zeitungsredakteur aufgegeben, sich als Trainer im Medienbereich selbstständig gemacht und angefangen zu bloggen.
Denn das Internet ist in Weißrussland der Raum, in dem freie Meinungsäußerung möglich ist. Jeder dritte Weißrusse nutzt das Netz, Blogs sind das drittwichtigste Nachrichtenmedium.
Noch. Denn ab dem 1. Juli soll ein Gesetz auch das Internet unter staatliche Kontrolle stellen. Vorbild ist nach Aussage von Präsident Lukaschenka China. Sein Erlass sieht vor, Blogs wie herkömmliche Medien zu behandeln, inklusive behördlicher Registrierung. Auf eine einzelne Beschwerde hin könnten Seiten gesperrt werden. Außerdem soll jeder Internetnutzer eindeutig identifizierbar sein. Einschränkungen, die zum Großteil bereits heute gelten.
Deshalb vermutet Malishevsky, dass sich die Regierung mit dem neuen Gesetz für die Zukunft absichern will.
"Das ist ein Halbfertigprodukt, Hackfleisch sozusagen, das sind keine Buletten, das ist Hackfleisch, aus dem man Buletten formen kann. Was der Staat braucht, wird er aus diesen Gesetzen formen."
Vielleicht wird der Staat schon Anfang nächsten Jahres darauf zurückgreifen, denn dann ist Präsidentenwahl in Weißrussland. Bei derartigen Anlässen hat das Blockieren oppositioneller Seiten bereits Tradition.
Doch schon jetzt können Internetpublikationen der Grund für schärfere Repressionen sein: der Oppositionspolitiker Andrej Klimov saß wegen Online-Artikeln über ein halbes Jahr in Haft. Mit derartigen Gefahren geht Blogger Viktar Malishevsky auf seine Art um.
"Oh, darüber will ich gar nicht nachdenken. Die Sache ist die, dass ich nicht anonym schreibe, da steht sogar mein Nachname. Aber ich denke nicht, dass ich über gefährliche Themen schreibe, die sich negativ auf mich auswirken können. Aber bei unserem Staat kann man nie mit Sicherheit sagen, wie er was auffasst."
Wenn man jedoch beim Schreiben Angst habe, meint Malishevsky, solle man es lieber gleich bleiben lassen. Denn gerade die Offenheit der Blogger sei für sein Land so wichtig.
""Ich persönlich denke, dass der tatsächliche Einfluss der Blogosphäre auf Weißrussland darin besteht, dass es ein hervorragender Platz für Diskussionen ist. Solche Diskussionen sind sehr wichtig, vor allem für die weißrussische Gesellschaft, in der es sonst nie irgendwelche Diskussionen gibt."