
"Gerade erst vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag mit einem Haftbefehl wegen Kriegsverbrechen in der Ukraine belegt, kann Putin demonstrativ darauf verweisen, dass Chinas derzeit allmächtiger Führer eben keinen Bogen um ihn macht, sondern - ganz im Gegenteil - eine strategische Allianz mit ihm sucht. Was immer Xi und die chinesische Führung zu möglichen eigenen Bemühungen für Frieden in der Ukraine sagen, sie sind beim Moskau-Besuch vor allem von eigenen Interessen getrieben."
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG glaubt, dass China kein Interesse daran habe, dass Russland den Krieg verliert.
"Denn das wäre ein weithin sichtbarer Rückschlag für das autoritäre Herrschaftsmodell, dem er sich ebenfalls verschrieben hat. Schließlich ist die Volksrepublik ein wirtschaftlicher Profiteur der neuen geopolitischen Umstände, weil sie nicht nur günstig an russisches Öl kommt, sondern auch die Ausfuhren ins Nachbarland in einer Zeit steigern kann, in welcher die Handelsbeziehungen mit dem Westen schwieriger werden."
Die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG stellt fest:
"Als Brüder im Geiste verbindet den chinesischen Staatschef und seinen russischen Amtskollegen vor allem dreierlei: Bürgerrechte sind ihnen egal, Demokratie ist ihnen ein Graus, und vom Westen fühlen sie sich ausgebremst in ihrem Streben nach imperialer Macht. So wittert Xi die Chance, die im Fahrwasser des Ukraine-Krieges entstandenen Unsicherheiten in den USA, in Europa und bei der Nato für sich auszunutzen, um die globale Position des Westens insgesamt zu schwächen."
Deutlich wie nie zuvor hat der Weltklimarat vor der Erderwärmung gewarnt und drastische Maßnahmen gefordert. "Wie weit darf, wie weit muss Klimaschutz gehen?", fragt sich die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG.
"Die Klimakrise schreitet voran, aber die Staaten hinken nur hinterher. So auch Deutschland. Hier streitet eine 'Fortschrittskoalition' vor allem darüber, wie weit der Klimaschutz gehen darf. Der Austausch 30 Jahre alter Öl- und Gasheizkessel? Geht einigen in der Koalition zu weit. Ein Verzicht auf neue Diesel- und Benzinmotoren von 2035 an? Will das Verkehrsministerium in letzter Minute stoppen. Von dem 2021 vereinbarten Klimasofortprogramm fehlt jede Spur, ebenso vom längst überfälligen Effizienzgesetz."
Die PFORZHEIMER ZEITUNG meint, dass die Anstrengungen weltweit wieder verstärkt werden müssten.
"Doch das kann nicht zum erhofften Erfolg führen, wenn es nicht in den Ländern einen Ruck gibt, die maßgeblich für den Anstieg der Emissionen verantwortlich sind. Das bedeutet nicht zu kapitulieren. Es muss jedoch verhindert werden, für geringe Erfolge Gesellschaften zu überfordern und schlimmstenfalls zu destabilisieren."