Montag, 13. Mai 2024

23. März 2023
Blick in die Zeitungen von morgen

Das beherrschende Thema in den Kommentaren ist der groß angelegte Warnstreik am Montag, zu dem die Gewerkschaften Verdi und die EVG aufgerufen haben. Die PFORZHEIMER ZEITUNG schreibt:

23.03.2023
Niedersachsen, Hannover: Auf Anzeigetafeln an der Stadtbahnhaltestelle "Steintor" der hannoverschen Verkehrsbetriebe Üstra sind am frühen Morgen die Schriftzüge "Die Üstra wird bestreikt! Heute fahren keine Busse oder Bahnen" zu lesen.
Warnstreik im öffentlichen Dienst und bei der Bahn geplant. (Moritz Frankenberg/dpa)
"Deutschland droht der Lockdown – der Fern-, Regional- und Nahverkehr, der Luft-, Schiffs- und auch der Straßenverkehr werden betroffen sein. Mit massiven Folgen für Pendler, Reisende und Unternehmen. Da klingt es fast wie Hohn, wenn EVG-Chef Martin Burkert erklärt: „Wir wollen keine weitere Eskalation.“ Eine merkwürdige Art, das auszudrücken. Tatsächlich stellt sich immer mehr die Frage, ob der Stillstand, den die Gewerkschaften planen, noch etwas mit Warnstreiks zu tun hat oder ob das nicht vielmehr ein Exzess ist."
Die MEDIENGRUPPE BAYERN, zu der unter anderem die PASSAUER NEUE PRESSE gehört, erläutert:
"Jetzt holen die Gewerkschaften ihre Folterwerkzeuge aus der Schublade. Deutschland steht still, weil der starke Arm der Gewerkschaften es in den laufenden Tarifauseinandersetzungen so will. Es ist jedes Mal das gleiche machtpolitische Muskelspiel, und diesmal nur deshalb ein bisschen anders, weil Rekord-Inflationsraten natürlich den Druck verstärken, höhere Tarifabschlüsse zu erzielen."
Die FRANKFURTER RUNDSCHAU findet:
"Die Arbeitgeber haben den Ernst der Lage nicht erkannt. Vielleicht hilft ihnen der Streik am Montag dabei. Das koordinierte Vorgehen von EVG und Verdi ist ungewöhnlich, dem Ernst der Situation aber angemessen: Beide Gewerkschaften verhandeln in den laufenden Tarifrunden für Menschen, die viel verbindet: harte Jobs und niedrige Löhne, die von der Inflation aufgefressen werden."
Das HANDELSBLATT äußert sich zur Position der Arbeitnehmervertreter:
"Beide Gewerkschaften verlangen von den Arbeitgebern mehr Geld für die Beschäftigten, treten also für ein tariflich regelbares Ziel ein, für das dann auch gestreikt werden darf. Aber ist es auch legitim? Nicht wirklich. Sowohl im Tarifkonflikt im öffentlichen Dienst als auch bei der Bahn liegen mittlerweile Angebote auf dem Tisch. Auch wenn diese noch weit von den Gewerkschaftsforderungen entfernt sind, so ist es doch überzogen, jetzt die halbe Republik in Geiselhaft zu nehmen."
Und die MITTELDEUTSCHE ZEITUNG aus Halle sieht es so:
"Der Streik ist richtig. Ja, die hohen Lohnforderungen mögen maßlos sein. Geschenkt, das gehört zum Ritual in Tarifverhandlungen. Doch was oft vergessen wird: Busfahrerinnen und Stellwerker haben nicht nur anstrengenden Schichtdienst, sondern eine enorm hohe Verantwortung für die ihnen anvertrauten Menschen. Dabei sind ihre Arbeitsbedingungen häufig prekär. Eine bessere finanzielle Anerkennung ist daher überfällig."