
"Krönung, Prozession und Balkonszene begeisterten die Massen. Rund zwei Millionen Menschen hatten sich rund um Westminster Abbey, entlang der Prozessionsroute und vor dem Buckingham-Palast versammelt. Dennoch ist es ein Bild mit Schönheitsfehler. Die Polizei verhaftete Dutzende von friedlichen Anti-Monarchisten unter fadenscheinigem Vorwand, stützte sich dabei auf ein neues Gesetz, das das Demonstrationsrecht einschränkt."
Die MITTELDEUTSCHE ZEITUNG aus Halle ergänzt:
"Die Rituale der Krönung haben nur dann wirklich ihren Zweck erreicht, wenn sie die Bürger auch langfristig mit Ehrfurcht erfüllen. Ob Charles und Camilla jedoch insbesondere junge Briten für die Monarchie begeistern können, ist fraglich."
Der SÜDKURIER aus Konstanz sieht es ähnlich:
"Wenn Charles III. nicht Charles der Letzte sein will, wird er einiges ändern müssen. Die Inflation trifft die Briten mit besonderer Wucht, in den Städten verschärfen sich die sozialen Gegensätze - und das in einem Land, das sich mit der Entscheidung zum EU-Austritt selbst um seine Zukunft gebracht hat. All diese Probleme werden neu aufbrechen, sobald das Konfetti von den Straßen gefegt ist. Eine Zukunft hat die britische Monarchie nur, wenn sie dazu beträgt, die Gesellschaft mit sich zu versöhnen."
Der MÜNCHNER MERKUR kommentiert den CSU-Parteitag - dort wurde Parteichef Söder einstimmig zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl gewählt.
"Auf die 100 Prozent Zustimmung für den großen bayerischen Vorsitzenden war vermutlich sogar Chinas Diktator Xi neidisch. Es geht scheinbar nicht ohne ihn. Dass sich eine zunehmend denkfaule CSU zu sehr auf ihren 100-Prozent-Mann verlässt und vergisst, dass eine lebendige Regierungspartei mehr sein muss als ein Abnickverein, ist das Lebensrisiko der Söder-CSU."
Die FRANKFURTER RUNDSCHAU geht auf das neue Grundsatzprogramm der Partei ein:
"Dass die CSU die 'Anti-Wokeness' nun in die Partei-DNA einschreibt, ist ein gefährlicher Kurs. Die Aschermittwochs-Rhetorik der CSU, mit der etwa auch Klimaaktivist:innen als 'Öko-Terroristen' gebrandmarkt werden, wird zum politischen Prinzip."
Die LEIPZIGER VOLKSZEITUNG betont:
"Söders scharfe Rhetorik auch gegenüber der grünen Partei hilft der CSU auf dem Land, wo die Freien Wähler ihre Hauptkonkurrenten sind. Für den Wahlkampf in den Städten ist diese Strategie allerdings riskant: Dort müssen sich die Christsozialen oft mit der Ökopartei messen. Auch für den Bund ist die deutliche Abgrenzung langfristig nicht förderlich. Sollte die CDU/CSU bei der Bundestagswahl stärkste Kraft werden, wird ihr nichts anderes übrig bleiben, als mit den Grünen zu koalieren."