
"Doch dass es das nun endgültig war mit der Selbstzerfleischung der drei ungleichen Partner, ist schwer zu glauben. Dafür ist der Eindruck des jüngsten Zweikampfs noch zu frisch. Wie die grüne Familienministerin Paus im Ringen um die Kindergrundsicherung die Förderung von Investitionen ausbremste, die FDP-Finanzminister Lindner forderte, das hatte schon mehr von einer Fehde als von einem Koalitionskrach."
"Die Beschlüsse im Einzelnen gehen in die richtige Richtung", findet hingegen die SCHWÄBISCHE ZEITUNG aus Ravensburg.
"Das Entlastungsvolumen ist mit gut sieben Milliarden Euro jährlich bis 2028 etwas größer als bisher geplant. Doch ob daraus der große Schub wird, darf bezweifelt werden. Nach Ansicht vieler Ökonomen ist das viel zu wenig."
Auch die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG zeigt sich skeptisch:
"Ideen sind nicht in Sicht, die das Übel an der Wurzel packen wollen. Den hohen Strompreis durch staatliche Zuschüsse zu kompensieren erspart der Koalition, sich Gedanken über die Senkung des Strompreises für alle zu machen. Da ihre Klimapolitik, statt Kräfte freizusetzen, Kräfte bindet, treibt Deutschland nicht nur der großen Transformation, sondern auch einer großen Sklerose entgegen."
"Sozial, liberal, ökologisch. Es blinkt in alle Richtungen", heißt es in der NEUEN OSNABRÜCKER ZEITUNG.
"Und ob die Ampel auf Rot, Grün oder Gelb stehen bleibt, erscheint wie Zufall. Denn Kanzler Scholz will oder kann seine Truppe nicht mehr auf Linie bringen. Beim Industriestrompreis, Grüne und SPD dafür, FDP dagegen, ging es zuletzt nur noch darum, den Streit nicht eskalieren zu lassen. Eines der wichtigsten Themen landete nicht auf der offiziellen Meseberg-Agenda. Probleme aussitzen und magere Kompromisse feiern, das ist leider zu wenig, um dem Land neuen Schwung zu geben."
Das Magazin CICERO geht auf die Wortwahl der Politiker ein:
"Es werde gehämmert und geschraubt, sagte Finanzminister Lindner, das mache auch Geräusche, aber dabei komme auch was raus. Der Kanzler ergänzte, man wolle künftig Schalldämpfer benutzen, um das lärmende Regierungshandeln vor dem Auditorium abzuschirmen – und nur noch mit Ergebnissen glänzen. Doch diese Sprachspielereien können kaum davon ablenken, dass es immer noch ein großes Umsetzungsdefizit gibt."
"Alles in allem ist die Klausurtagung mehr Schein als Sein", resümiert die OLDENBURGISCHE VOLKSZEITUNG aus Vechta.
"Fraglich ist auch, ob es das von Bundeskanzler Scholz oft bemühte Deutschland-Tempo überhaupt gibt. Denn auch nach der Sommerpause bremst sich die Ampel gegenseitig aus. Zwei Jahre muss diese Zweck-Ehe noch halten, dann ist der Wähler wieder am Zug."