
Die FRANKFURTER RUNDSCHAU schreibt:
"In einem Deutschland-Pakt sollen Bund, Länder, Kommunen und gerne auch die Opposition im Bundestag daran arbeiten, dieses Land voranzubringen. Eine wunderbare Idee, käme sie nicht von jemandem, der schon seit fast zwei Jahren als Chef im Bundeskanzleramt sitzt. Er muss die Reformen, die dieses Land nötig hat, nicht alleine durchführen. Doch es ist seine Aufgabe, die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen."
Auch die MEDIENGRUPPE BAYERN, zu der unter anderem die PASSAUER NEUE PRESSE gehört, ist skeptisch:
"Es mag ja sein, dass Regierung und Opposition sich in absoluten Ausnahmefällen zusammenkuscheln, wenn es z. B. darum geht, eine akute Gefahr für die Nation abzuwenden. Aber insgesamt ist diese Träumerei einfach zu schön, um wahr zu werden."
Der REUTLINGER GENERALANZEIGER fragt:
"Was hätte die Opposition davon, wenn Olaf Scholz mit dem Angebot Erfolg hätte? Nichts. Das weiß der Bundeskanzler. Deshalb ist der Deutschland-Pakt eher ein rhetorischer Trick. Um von der Uneinigkeit in der eigenen Regierung abzulenken, geht er nun mit offenen Armen auf seine Gegner zu. Immerhin kann Scholz dann behaupten, er habe alles versucht."
Ganz anders sieht es die TAZ:
"War das die beste Rede, die Olaf Scholz jemals gehalten hat? Möglicherweise. Es war auf jeden Fall die richtige Rede am richtigen Ort, im richtigen Tonfall. Souverän parierte der Kanzler die erwartbaren Attacken der Opposition. Merz muss sich dazu nun verhalten. Gibt er den Staatsmann, der sich kooperativ zeigt? Oder will er weiter in der Trotzecke verharren? So oder so, Scholz hat ihn unter Zugzwang gesetzt."
Die F.A.Z. findet:
"Das Angebot von Scholz wirkt wie das Eingeständnis, dass seine Regierung vom eigenen Koalitionsvertrag überfordert ist. Die Koalition selbst müsste erst einmal einen Pakt schließen, um energisch in Angriff nehmen zu können, was sie sich vorgenommen hat. Wenn Scholz mit seinem Hilferuf sagen wollte, dass diese Koalition nicht imstande ist zu tun, was getan werden muss, ist kein Pakt nötig. Für solche Fälle sieht das Drehbuch der Demokratie einen Regierungswechsel vor."
Und die LEIPZIGER VOLKSZEITUNG meint:
"Wenn Bundeskanzler Olaf Scholz den Deutschland-Pakt wirklich will, der für den Zusammenhalt der Gesellschaft von elementarer Bedeutung und auch ein klares Signal an AfD-Anhänger und -Anhängerinnen wäre, muss er die Union einbinden. Wenn das Umfragehoch der AfD nicht vorübergehend ist, wird sich Deutschland an Koalitionen mit vielen Partnern gewöhnen müssen. Der Deutschland-Pakt wäre dann auch noch eine gute Übung vor den nächsten Wahlen in den Ländern und 2025 im Bund."