03. März 2024
Blick in die Zeitungen von morgen

Nahezu alle Zeitungen gehen auf die Abhöraffäre bei der Bundeswehr und deren mögliche Folgen ein.

Ein Luft-Boden-Marschflugkörper "Taurus" und dahinter ein Tornado.
Die Abhöraffäre um den Marschflugkörper Taurus bringt den Kanzler in Erklärungsnot. (picture alliance / dpa / Jörg Carstensen)
Die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG schreibt:
"Auf Deutschland als größtem europäischen Unterstützer der Ukraine sind jetzt alle Augen gerichtet. Die Abhöraktion des Kremls sendet das Signal nach Berlin: Seht her, wenn ihr jetzt doch Taurus nach Kiew liefert, behalten wir uns eine Reaktion vor. Dass sich Scholz auch jetzt nicht treiben lässt, ist angesichts dessen besonnen und richtig."
"Bestens gelaunt dürfte man im Kreml sein",
mutmaßt die RHEINPFALZ aus Ludwigshafen und fährt fort:
"Es wurde spekuliert, dass ein russischer Geheimdienstler sich womöglich einfach in das Gespräch eingeklinkt haben könnte, weil er an die Zugangsdaten gelangt sei. Wenn das stimmt, werden Verbündete wie die USA oder Großbritannien wichtige Geheimdienstinformationen noch seltener mit Deutschland teilen. Denn der deutsche Sicherheitsapparat scheint mehr offene Türen zu haben als ein Adventskalender an Heiligabend."
Für die LEIPZIGER VOLKSZEITUNG nutzt die Affäre dem Kreml:
"In der Propagandaschlacht, die den Krieg begleitet, ist die Aufnahme für Russland ein willkommenes Instrument. Bei den eigenen Leuten lässt sich damit die Erzählung vom aggressiven Westen füttern und damit die eigene Aggression zudecken."
In den Zeitungen der MEDIENGRUPPE BAYERN ist zu lesen:
"Auch außenpolitisch kommt die Veröffentlichung zur Unzeit. Dabei hatte Verteidigungsminister Pistorius angekündigt, das Land 'kriegstüchtig' zu machen. Wie sich zeigt, wäre ein dringender erster Schritt dafür, sich besser gegen Abhöraktionen und Cyber-Angriffe zu wappnen."
Und die TAZ meint zu den Reaktionen in Deutschland:
"Wirklich grober Unfug ist es, wenn der Linkenpolitiker Dietmar Bartsch behauptet, da seien irgendwelche Planspiele angestellt worden, die 'eindeutig strafbewehrt' seien. Noch unsäglicher ist es, wenn aus den Reihen der AfD oder der neuen Wagenknecht-Partei behauptet wird, bei dem Gespräch habe es sich um die 'Vorbereitung eines Angriffskrieges' durch deutsche Bundeswehroffiziere gehandelt. Mit der Realität hat das nichts zu tun, sondern nur mit Kremlpropaganda."
Die BADISCHE ZEITUNG aus Freiburg sieht Kanzler Scholz gefordert:
"Wer sich die Aufnahme anhört, erkennt schnell: Die militärische Führung hält das, was der Kanzler öffentlich über Taurus sagt, für sachlich falsch. Denn ein Einsatz der Waffe würde laut Scholz erfordern, dass deutsche Soldaten an der Ziel-Programmierung beteiligt sind. Dem widersprechen die Luftwaffen-Offiziere: Mit einer entsprechenden Ausbildung könnten ukrainische Soldaten die Waffe allein beherrschen. Scholz hat angekündigt, die Affäre zügig aufzuklären. Den ersten Schritt muss er selbst tun: Er muss erklären, was seine wahren Gründe sind, Taurus nicht zu liefern."