Freitag, 17. Mai 2024

29. April 2024
Blick in die Zeitungen von morgen

Deutschlandfunk - die Presseschau

29.04.2024
Hamburg: Teilnehmer einer Islamisten-Demo halten ein Plakat mit der Aufschrift "Mut zur Wahrheit" in die Höhe.
Eine Kundgebung der islamistischen Szene in Hamburg macht der Politik und Sicherheitsbehörden Sorgen. (Axel Heimken/dpa)
Eine Kundgebung von radikalen Islamisten am Wochenende in Hamburg ist ein vielkommentiertes Thema in den Zeitungen morgen. Die LEIPZIGER VOLKSZEITUNG fasst zusammen:
"Zwar sind 1.000 Islamisten nicht furchteinflößend – weder für eine Millionenstadt wie Hamburg noch gar für ganz Deutschland. Dass zwischen Hauptbahnhof und Außenalster ungehindert und ungestraft Parolen umhergetragen werden können wie 'Deutschland ist eine Wertediktatur' und 'Kalifat ist die Lösung', ist dennoch unerträglich."
Die AUGSBURGER ALLGEMEINE fordert eine "rote Linie" mit allen Mitteln des Rechtsstaates und meint außerdem mit Blick auf die Organisation, die vermutlich hinter der Kundgebung steht:
"Das Innenministerium täte gut daran, die Gruppierung 'Muslim Interaktiv' zu verbieten."
Die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG warnt vor reflexartigen Reaktionen - wie dem Ruf nach mehr Abschiebungen:
"Viele der Demonstranten in Hamburg dürften hierzulande geboren oder zumindest hier sozialisiert worden sein. Nicht wenige mögen deutsche Staatsbürger sein. Sie können ein Kalifat fordern, so oft sie wollen – abschieben kann man sie nicht. Daher wirft die Kundgebung erneut die dringende Frage auf: Wie lässt sich die Radikalisierung junger Menschen mitten in unserer Gesellschaft stoppen?"
"Ob man will oder nicht" - wirft die RHEINISCHE POST aus Düsseldorf ein -
"Diese neuen Islamisten sind Teil der Gesellschaft in Deutschland und fordern nun laut und aggressiv ein, auch Teil des öffentlichen Diskurses zu sein. Damit stellen sie eine besondere Gefahr dar, auf die viele noch nicht vorbereitet sind: weder in der Schule, noch im Alltag oder in den Sicherheitsbehörden."
Die TAZ erkennt bei den radikalen Islamisten eine Gemeinsamkeit mit Rechtsextremen, die das ehemalige deutsche Kaiserreich glorifizieren:
"Sie eint die vormoderne Sehnsucht nach einem autoritären Staat, in demHierarchien und Tradition bestehen, Männer Männer bleiben und FrauenFrauen. Am Montag konnte man sehen, wohin dieser Pfad führt: im Falle derReichsbürger um Prinz Reuß vor das Oberlandesgericht in Stuttgart."
Dort stehen jetzt neun Reichs-Bürger vor Gericht, die einen gewaltsamen Umsturz geplant haben sollen. Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG zählt die Vorwürfe gegen die Angeklagten auf:
"Marsch auf den Reichstag, Machtübernahme mit Waffengewalt unter Inkaufnahme von Toten. Die 'Reichsbürger'-Szene setzt sich auch aus aktiven und ehemaligen Staatsdienern zusammen, einer Richterin und Soldaten. Hier muss der Rechtsstaat klare Kante zeigen."
Die PASSAUER NEUE PRESSE mag sich gar nicht vorstellen, was die Gruppe alles anrichten hätte können:
"Waffen für Anschläge hatte die Gruppe jedenfalls genug. Die Gerichte haben nicht darüber zu urteilen, ob ein Staatsstreich durchführbar ist. Sie müssen klären, ob Feinde der Demokratie ihr mit Gewalt ans Leder wollten."