09. Juni 2024
Blick in die Zeitungen von morgen

Kommentiert wird das Ergebnis der Europawahl in Deutschland.

09.06.2024
Die Europaflagge und mehrere Länderflaggen vor dem EU-Parlament in Straßburg
Die Europawahl zieht die Aufmerksamkeit vieler Kommentatoren auf sich. (picture alliance / imageBROKER / Daniel Schoenen)
Die WESTDEUTSCHE ZEITUNG aus Wuppertal führt aus:
"Die Bundesregierung von SPD, Grünen und FDP liegt jetzt auf der Intensivstation. Gut zehn Prozentpunkte büßte die sogenannte Ampel ein, und vor allem die Grünen bezahlen die Zeche für die mitunter erbärmlichen Auftritte des Kabinetts von Bundeskanzler Olaf Scholz. Der Regierungschef muss sich bei einem Ergebnis von nur 14 Prozent für seine SPD die Frage gefallen lassen, ob er überhaupt noch der richtige Mann im wichtigsten Amt des Staates ist."
Der MÜNCHNER MERKUR bemerkt:
"Der Aufstieg von Putinversteherin Sahra Wagenknecht, der Durchmarsch der AfD im Osten trotz ihres Peinlich-Kandidaten Max Krah, der Kollaps der Ampelparteien: In der Bundesregierung herrscht Endzeitstimmung. Und alle blicken auf die FDP und auf die Frage, welche Schlüsse sie aus ihrem Europawahlergebnis zieht."
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG ist folgender Meinung:
"Im deutschen Ergebnis sticht vor allem ein Befund hervor: Die Union hat sich von allen anderen politischen Kräften weit abgesetzt. Das ist vor allem ein Erfolg für Friedrich Merz, den ihm gerade die alten Merkel-Anhänger in seiner Partei lange nicht zugetraut haben."
Die NORDWEST-ZEITUNG aus Oldenburg hält fest:
"Die Ampel wurde wegen ihrer objektiv schlechten Politik abgestraft. Der Wähler wollte seiner unbeliebten Regierung schlicht einen mitgeben. Ein lahmer Wahlkampf tat ein Übriges. Wobei insbesondere die FDP bemerkenswert suizidal agierte: Die Präsentation der Spitzenkandidatin Strack-Zimmermann – Bürgerbeschimpfung inklusive – wirkte wie eine Bedrohung des Wählers. Es ist auch keine gute Idee, in Deutschland mit einer Hardcore-Bellizistin an den Start zu gehen. Und die Grünen? Die sind auf ihre Kernwählerschaft reduziert worden."
"Nur ein Drittel der Stimmen für die Ampelparteien?", fragt die TAZ und erläutert:
"Das ist mehr als Ausdruck situativen Missvergnügens. Das letzte Mal, dass Regierungsparteien bei einer Europawahl so miserabel abschnitten, war 2004. Ein Jahr später war Rot-Grün am Ende. Man muss kein Untergangsprophet sein, um das für ein Menetekel zu halten."
Die MITTELDEUTSCHE ZEITUNG aus Halle an der Saale zieht ein allgemeineres Fazit der Europawahl:
"Diese Wahl kann einen nicht froh stimmen. In den nächsten fünf Jahren wird es noch schwieriger werden, die Europäische Union als Einheit gegen die globalen Herausforderungen zusammenzuhalten. Das Wahlergebnis ist insofern leider ein Votum gegen europäische Solidarität."