
Die TAZ meint:
"Christdemokrat Voigt ist ein ziemliches Kunststück gelungen: Mit viel Kreativität und Biegsamkeit sowie einem großen Willen zur Macht hat er die CDU in Thüringen zurück in die Regierung gebracht. Mit einer Koalition mit SPD und BSW, die im Landtag nur die Hälfte der Stimmen, also keine eigene Mehrheit hat."
Voigts "Kunststück" lasse manche westdeutsche CDU-Mitglieder erschaudern, beobachtet die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG:
"Für sie fühlt sich die Koalition samt Ministerposten für das russlandfreundliche BSW wie ein Kniefall vor Putin und wie ein Verrat an christdemokratischen Werten an."
Die STUTTGARTER ZEITUNG sagt voraus:
"So reibungslos wie die Wahl wird der Regierungsalltag von Mario Voigt kaum verlaufen. Nicht allein, weil er sich ständig neue Mehrheiten suchen muss, um Gesetze und den Landeshaushalt absegnen zu lassen."
Die RHEINISCHE POST aus Düsseldorf betont:
"Geht das Experiment schief, werden die profitieren, die man diesmal gerade noch so von der Macht weggehalten hat."
Die LAUSITZER RUNDSCHAU aus Cottbus unterstreicht:
"Das Dilemma für die Union besteht darin, dass die Zusammenarbeit mit der Linken praktisch dazu führt, dass die AfD als einzige wirkliche Opposition im Thüringer Landtag wahrgenommen werden dürfte. Wer beim nächsten Mal gegen das Regierungshandeln abstimmen will, wird wohl bei ihr sein Kreuz machen."
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG bilanziert:
"Die Brombeer-Koalition verkörpert die wachsende Schwierigkeit, in Deutschland überhaupt noch funktionierende Koalitionen zu bilden. Besonders im Osten nähert sich das Land der Unregierbarkeit."
Ähnlich sieht es die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG:
"Das Linken-gestützte Brombeerenbündnis von CDU-Mann Mario Voigt ist nichts anderes als ein Manöver des letzten Augenblicks, und dass es überhaupt noch einmal gelang, verdanken die beteiligten Partner nicht der eigenen Stärke."
Der REUTLINGER GENERAL-ANZEIGER spricht hingegen von einem guten Zeichen für die Demokratie:
"In Erfurt wird nun eine neuartige Form der Zusammenarbeit erprobt, die es nach dem Willen des CDU-Bundesparteitags und seines 'Unvereinbarkeitsbeschlusses' mit den Linken eigentlich gar nicht geben dürfte."
Und der TAGESSPIEGEL aus Berlin findet:
"Die bisherige reine Lehre der CDU, die Gleichbehandlung von Linken und AfD, war schon immer fragwürdig. Ja, die Linke ist eine Nachfolgepartei der SED (sowie die CDU Nachfolgepartei der regimetreuen DDR-CDU ist). Doch die Linke hat sich längst gehäutet und demokratisch bewährt."