
Das HANDELSBLATT stellt fest:
"Die neue Regierung startet mit einer schweren Hypothek, erst der Blick in den Abgrund brachte die Abgeordneten auf Linie. Die künftige Regierung, die Seriosität und Verlässlichkeit ausstrahlen wollte, steht düpiert dar. Eine 'Arbeitskoalition' haben Union und SPD versprochen, aber ein Bündnis, das gegen sich selbst arbeitet, braucht das Land nicht."
Die SÜDWEST PRESSE aus Ulm konstatiert:
"Es zeigt sich wieder einmal: Um eine politische Ordnung ins Wanken zu bringen, muss keine extremistische Partei am Werk sein. Die demokratischen Kräfte schaffen das offenkundig auch alleine. Der neue Kanzler steckt die erlittene Schmach weg, um größeren Schaden abzuwenden. Doch beschädigt ist er in jedem Fall."
Auch die DITHMARSCHER LANDESZEITUNG aus Heide sieht Merz und seine Koalition beschädigt:
"Merz kann regieren, aber er startet mit einem blauen Auge und dem Makel, dass nur das Paktieren mit der Linkspartei den zweiten Anlauf noch am gleichen Tag ermöglichen konnte. Für große Reformprojekte und andere Abstimmungen, denen innerparteiliche Diskussionen vorausgehen, verheißt das nichts Gutes."
Der MÜNCHNER MERKUR befürchtet:
"Das historisch beispiellose Scheitern von Friedrich Merz im ersten Kanzler-Wahlgang ist ein Menetekel, das über den Tag hinausweist: Zerfall und Verwahrlosung in der politischen Mitte sind weit vorangeschritten, wenn Abgeordnete lieber zündeln, als angesichts der Bedrohungen durch innere und äußere Feinde ihrer Verantwortung für unser Land und seiner Demokratie gerecht zu werden."
Für die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG ist klar:
"Der Schaden, der mit dieser Verantwortungslosigkeit angerichtet wurde, ist nur mit harter und erfolgreicher Arbeit zum Nutzen des Landes und seiner Menschen wettzumachen. Dafür braucht eine Regierung aber eine verlässliche Mehrheit im Bundestag. Für die zu sorgen, ist die Hauptaufgabe der Fraktionschefs. Auch Spahn und Miersch müssen nach diesem kapitalen Fehlstart erst noch beweisen, dass sie ihre Läden im Griff haben."
In der NEUEN OSNABRÜCKER ZEITUNG heißt es:
"Der gescheiterte erste Wahlgang illustriert, dass an der deutschen Krise nicht Russland Schuld trägt, nicht ein anderes Land oder Donald Trump und Corona schon gar nicht. Die Deutschen stehen sich selbst im Weg, die Parlamentarier mit ihrem Gebaren allen voran. Zeit, das zu ändern."
Der SPIEGEL analysiert mit Blick auf Friedrich Merz:
"Der neue Kanzler muss für seine Positionen werben, er muss Gegner einbinden, nicht nur in der Union, auch in der SPD. Er darf keine Gefolgschaft einfordern, sondern muss Entgegenkommen zeigen. Dass sein Vizekanzler Lars Klingbeil mit ähnlichen Problemen kämpft, macht die Sache nicht leichter."