11. Juni 2025
Blick in die Zeitungen von morgen

Die allermeisten Kommentare von morgen drehen sich um ein und das selbe Thema: das sogenannte "Manifest" mehrerer SPD-Politiker. Unter anderem Ex-Fraktionschef Mützenich und der Außenpolitiker Stegner fordern darin eine Kehrtwende in der deutschen Sicherheits- und Verteidigungspolitik - und Gespräche mit Russland.

Rolf Mützenich, Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion, gibt zu Beginn der Fraktionssitzung seiner Partei im Bundestag ein Pressestatement. Die Abgeordneten des Bundestags kommen diese Woche zu ihrer ersten Sitzung nach der Sommerpause zusammen.
Rolf Mützenich ist einer der Unterzeichner des sogenannten Manifests für eine Kehrtwende in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik (picture alliance / dpa / Kay Nietfeld)
Dazu schreibt die FREIE PRESSE aus Chemnitz:
"Es muss eine ganz wunderbare Welt sein, in der die beiden SPD-Politiker leben. Das Problem ist nur: Es gibt diese Welt nicht. Der Aggressor, der russische Präsident Wladimir Putin, lässt die Waffen nicht schweigen. Putin kann über die SPD-Politiker nur höhnisch lachen."
Nach Ansicht der WESTDEUTSCHEN ZEITUNG aus Wuppertal ist der Zeitpunkt für den Vorstoß - Zitat:
"in jeder Hinsicht grundfalsch und amateurhaft schlecht gewählt. Denn nie seit dem Ende des Kalten Krieges war Deutschland weiter davon entfernt, mit Russland einen unbelasteten Umgang pflegen oder auch nur herbeiführen zu können. Diese Realität sollte auch den Vertretern der älteren SPD-Generation bekannt sein."
DIE RHEINPFALZ aus Ludwigshafen hingegen sieht das "Manifest" als legitimen Versuch, die festgefahrene Situation zwischen Deutschland, Europa und Russland zu überwinden.
"Die Unterzeichner blenden allerdings zwei Dinge aus: Die wiederholte Ablehnung ernsthafter diplomatischer Initiativen durch Russland und die tatsächliche Bedrohungslage für Europa. Der Kreml bemüht sich inzwischen nicht mal mehr, seine imperialen Eroberungsfantasien zu verheimlichen, die weit über das Gebiet der Ukraine hinausgehen."
"Moldau und das Baltikum gelten schon jetzt als mögliche Ziele",
ruft der WESER-KURIER aus Bremen in Erinnerung.
"Daher können die Bundesregierung und die sie tragenden Parteien nicht anders als mit dem Dreiklang weiterzumachen – aus Aufrüstung und Abschreckung, aus der Unterstützung der Ukraine mit Waffenlieferungen und Sanktionen gegen Russland und als Drittes aus diplomatischen Initiativen. Solange, bis Putin wirtschaftlich oder militärisch die Luft auszugehen droht und er bereit ist, tatsächlich Kompromisse einzugehen."
Die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG geht nicht davon aus, dass Russland je nachgeben wird:
"Im Gegenteil: Über kurz oder lang dürfte Putin seine Ziele in der Ostukraine militärisch weitgehend erreichen. Bundeskanzler Merz sollte Ukraines Präsident Selenskyj daher zu echten Verhandlungen drängen. Einen anderen Ausweg aus diesem verheerenden Abnutzungskrieg gibt es nicht."
Der RHEIN-NECKAR-ZEITUNG aus Heidelberg zufolge geht es bei dem Papier der SPD-Politiker gar nicht darum, ob man die Meinung teilt:
"Es geht darum, dass überhaupt einmal kontrovers diskutiert wird. Stationierung von Mittelstreckenraketen, Aufrüstung, Vervielfachung der Militärausgaben – über keines dieser Themen gab es eine ausführliche Debatte im Bundestag. Es ist eine Wohltat, dass mit Mützenich, Stegner und Co. endlich auch andere Stimmen zu hören sind."