
"Der EU-China-Gipfel markiert einen Tiefpunkt in den Beziehungen zwischen Brüssel und Peking",
schreibt die LUDWIGSBURGER KREISZEITUNG.
"Die Zeiten Chinas als Werkbank der Welt sind lange vorbei. Heute ist der Drache in vielen Bereichen technologisch führend und kann sich sogar erlauben, mehr Unabhängigkeit von Europa anzustreben. Und die EU zu brüskieren. Für ihn sind die Europäer Zwerge. Sie haben es so weit kommen lassen."
Auch die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG macht Schwächen der Europäer im Umgang mit China aus:
"Die EU wollte möglichst freien Handel, China wollte andere von sich abhängig machen. Die EU reguliert neue Technik, China entwickelt sie. Die EU setzte auf 'regelbasierte' Diplomatie, China auf Realpolitik. Man könnte auch sagen, die EU war naiv, und China war clever."
Die STUTTGARTER ZEITUNG bemerkt:
"Zur Wahrheit gehört auch, dass Pekings Erfolg nicht nur auf Staatshilfen und unfairem Wettbewerb basiert. China ist innovativ, wie etwa die Patentanmeldungen in der Künstlichen Intelligenz zeigen. Doch die angekündigten, dringend notwendigen Reformen der EU stehen bisher allenfalls auf dem Papier."
Und der REUTLINGER GENERAL-ANZEIGER stellt fest:
"Entschlossene handelspolitische Gegenmaßnahmen der EU braucht Peking kaum zu fürchten, zu groß sind die Abhängigkeiten bei Seltenen Erden, Batterien und Solartechnik. Und einen Handelskrieg an zwei Fronten, der angesichts des erratischen US-Präsidenten wie ein Damokles-Schwert über unserem Wohlstand schwebt, kann sich Europa keinesfalls leisten."
Die Verhandlungen zwischen Brüssel und den Vereinigten Staaten im Zollstreit sind Thema in der RHEINISCHEN POST aus Düsseldorf:
"In EU-Kreisen hieß es, dass man sich auf einen Abschluss mit einem 15-prozentigen Zollsatz auf EU-Waren zubewege. Aber ist das wirklich ein Erfolg? Verglichen mit den von Trump bereits angekündigten 30 Prozent Basiszollsatz natürlich. Aber Zusatzzölle von 15 Prozent sind für die deutsche Wirtschaft immer noch eine riesige Belastung und haben das Potenzial, das zarte Pflänzchen Wirtschaftswachstum gleich wieder zuzuschütten, das sich gerade entwickelt."
Das HANDELSBLATT kritisiert die Verhandlungsstrategie der EU:
"Aus der selbstbewussten Handelsmacht ist im Verlauf der vergangenen vier Monate eine Bittstellerin geworden. Der jüngste Kompromissvorschlag, den die Unterhändler der EU der US-Seite präsentiert haben, ist kein Deal auf Augenhöhe. Er ist ein Gnadengesuch. Um Schlimmeres abzuwenden, ist die EU bereit, eine einseitige Zollerhöhung der Amerikaner hinzunehmen. Was Europa als Gegenleistung dafür erhält? Das Wort des notorisch wortbrüchigen US-Präsidenten.