07. August 2025
Blick in die Zeitungen von morgen

Die Juristin Brosius-Gersdorf kandidiert nicht länger für das Amt der Verfassungsrichterin. Die F.A.Z. meint, in ihrer Rückzugserklärung gehe "einiges durcheinander":

    Ein Schild mit Bundesadler und dem Schriftzug Bundesverfassungsgericht, aufgenommen vor dem Gericht in Karlsruhe.
    Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe (picture alliance / dpa / Uli Deck)
    "So findet sie, ihre Nichtwahl aufgrund des Satzes, die Menschenwürdegarantie gelte erst ab Geburt, sanktioniere - also bestrafe - die Wissenschaftsfreiheit. Ähnlich verstiegen ist die Behauptung, Journalisten dieser Zeitung hätten eine ehrabschneidende Kampagne gegen sie geführt. Wer sich auf seine eigene Rationalität und Wissenschaft so viel zugutehält, sollte selbst in einer schwierigen Situation nicht blind um sich schlagen."
    Ganz anders bewertet das die TAZ, die von einer "rechten Hetzkampagne" gegen die Juristin schreibt:
    "Der Nährboden für diese Stimmungsmache lag nirgends sonst als in der Unionsfraktion. Mutwillig verbreiteten CDU- und CSU-Abgeordnete die haltlosen Diffamierungen Brosius-Gersdorfs und verhalfen so den selbsterkorenen 'Lebensschützern', den kirchlichen Fundamentalisten und illiberalen Kräften zu einem Erfolg im Parlament."
    In der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG ist von einem "politischen und gesellschaftlichen Totalausfall" die Rede:
    "Rechtspopulistische Medien und Aktivisten haben es in einer gemeinsamen Desinformationskampagne geschafft, das Zerrbild einer linksradikalen Juristin zu schaffen, die zu extreme Thesen vertrete für das höchste deutsche Gericht. Dass diese Darstellung nichts gemein hatte mit der Realität, ist in den vergangenen Wochen umfassend beschrieben worden."
    Und noch eine Personalie - es geht um den Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt, Haseloff, der nicht erneut kandidieren möchte. "Jetzt wird es extrem schwierig für die CDU im Osten Deutschlands", meint die NÜRNBERGER ZEITUNG:
    "Mit bis dahin 15 Jahren wird er der dienstälteste Regierungschef eines Bundeslandes gewesen sein. Vor allem aber war der 71-Jährige stets ein christdemokratischer Fels in der Brandung. Er hielt bei den jüngsten Wahlen vor vier Jahren die AfD quasi im Alleingang auf Abstand."
    Die MITTELDEUTSCHE ZEITUNG aus Halle blickt auf Haseloffs Nachfolgekandidaten Sven Schulze:
    "Er tritt in übergroße Fußstapfen. Und es ist möglich, dass er dafür verantwortlich sein wird, wenn seine CDU bei der Landtagswahl 2026 nach dann 24 Jahren die Macht verliert – und mit der AfD erstmals seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs eine rechtsextreme Partei eine deutsche Regierung übernimmt."
    Die RHEIN-ZEITUNG aus Koblenz legt Haseloff einen sofortigen Rücktritt nahe - mit folgender Begründung:
    "Es ist ihm nicht zu verdenken, dass er sich zur Ruhe setzen will. Er sollte sein Amt aber jetzt schon übergeben, damit Sven Schulze mit einem Amtsbonus in den Wahlkampf starten kann. Haseloff lehnt das ab, weil er für die volle Legislatur zur Verfügung stehen will. Damit wählt er aber die falsche Priorität. Er sollte den Weg jetzt freimachen."