08. September 2025
Blick in die Zeitungen von morgen

Frankreichs Premierminister Francois Bayrou hat eine Vertrauensabstimmung im Parlament verloren und muss zurücktreten - die Regierungskrise ist eins der Kommentarthemen.

Frankreichs Premierminister Francois Bayrou spricht im Parlament in Paris.
Die Zeitungen von morgen kommentieren die Regierungskrise in Frankreich. (AFP / BERTRAND GUAY)
"Bayrou ist selbst schuld an seinem Scheitern", findet der REUTLINGER GENERAL-ANZEIGER:
"Verknüpfte er doch selbst seinen umstrittenen Sparhaushalt mit der Vertrauensfrage. Nun muss Präsident Emmanuel Macron so schnell wie möglich einen neuen Premier finden. Das dürfte angesichts de schwierigen Kräfteverhältnisse im Parlament, mit drei etwa gleich starken Blöcken ohne eigene Mehrheit, eine Herausforderung werden. Dass Einsparungen dringend nötig sind, ist den Franzosen durchaus bewusst. Aber es herrscht der weit verbreitete Ungeist, dass schmerzhafte Einschnitte doch besser von anderen zu tragen seien."
Die LAUSITZER RUNDSCHAU aus Cottbus warnt:
"Wenn es nicht gelingt, den Anstieg der Schulden zu bremsen, dann kann Frankreich sogar zur Gefahr für die Stabilität der Eurozone werden. Angesichts der großen Aufgaben, vor denen Europa steht – von der Ukraine über China bis zu den Streitigkeiten mit dem Verbündeten USA – kann sich die EU eigentlich keine Schwächung in den eigenen Reihen erlauben."
Die RHEIN-NECKAR-ZEITUNG aus Heidelberg sieht es optimistischer:
"Noch ist Frankreich nicht am Boden. Doch die Zeit wird knapp. Macron muss nun endgültig auf das Linksbündnis um Sozialdemokraten und Grüne zugehen. Entscheiden wird sich das Schicksal Frankreichs an einer möglichen Vermögenssteuer. Sie ist die Antwort der Linken auf die Staatsverschuldung. Sollte es Macron gelingen, einen politischen Kompromiss zu finden, der Einsparungen und Vermögenssteuer zusammenbringt, könnte sich Frankreich konsolidieren."
Die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG blickt auf die Enquete-Kommission im Bundestag, die die Corona-Pandemie aufarbeiten soll:
"Corona war der ultimative Stresstest für Staat und Gesellschaft. Jetzt entscheidet eine ehrliche Aufarbeitung darüber, ob das Vertrauen der Bürger in deutsches Krisenmanagement wieder hergestellt werden kann. Menschen machen Fehler, auch Politiker. Irrtum ist menschlich – Fahrlässigkeit nur schwer verzeihlich. Genau diese Unterscheidung muss die Enquete-Kommission nun herausarbeiten."
Die STUTTGARTER ZEITUNG ergänzt:
"Die eigentliche Funktion der Enquete-Kommission besteht darin, Lehren für die Zukunft aufzuzeigen: Wie kann sichergestellt werden, dass demokratisch legitimierte Gremien und keine ad-hoc-Runden beim Kanzler entscheiden? Wie können Daten schneller ausgetauscht, Szenarien durchgespielt werden? Wie geht man fair mit den Ungeimpften um? Und vor allem sollte das Gremium Gruppen zuhören, die Leid erfahren haben: jungen Menschen, Pflegebedürftigen, psychisch Belasteten."