
"Falls es nicht genügend Freiwillige gibt, soll nun doch eine Lotterie entscheiden, wer unser Land verteidigt", kritisiert die STUTTGARTER ZEITUNG und streicht heraus: "Nicht die Besten, sondern Zufallsopfer. Entschlossenheit sieht anders aus."
Auch die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG blickt auf die mögliche Reaktivierung der Wehrpflicht. "Das hätte angesichts der Bedrohungslage schon jetzt geschehen sollen. Doch gegen die Wehrpflicht gibt es in der SPD weiter Widerstände."
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG bemerkt: "Das Ausmaß der sicherheitspolitischen Bedrohung ist bei vielen Abgeordneten immer noch nicht angekommen. Ganz bestimmt nicht bei etlichen in der SPD, die ihren Ruf als Friedenspartei dadurch bewahren wollte, dass sie sich jedem Automatismus zum Pflichtdienst widersetzt hat."
DIE TAGESZEITUNG - TAZ - meint dagegen: "Dass die SPD nicht bereit war, hier klein beizugeben, ist erfreulich. Das heißt jedoch nicht, dass die leidige Wehrpflichtdebatte damit endlich vorbei ist. Falls sich weniger freiwillige Soldat:innen als von Pistorius erhofft finden, wird sie schnell und mit voller Wucht wieder hochkommen."
Die SCHWÄBISCHE ZEITUNG aus Ravensburg bemängelt: "Die sogenannte Wehrdienstreform ist kein Schritt nach vorn, sondern ein sicherheitspolitisches Glücksspiel – flächendeckende Musterung, dann ein Losverfahren, als würde der Schutz des Landes verlost werden. Deutschland nennt sich 'Führungsmacht', agiert jedoch wie ein Zauderstaat."
Die AUGSBURGER ALLGEMEINE stellt fest: "Es gleich richtig durchzuziehen und nach einer parlamentarischen Mehrheit für die Aktivierung der Wehrpflicht zu suchen, wäre der klare Weg gewesen. Jetzt muss die Regierung auf genügend Freiwillige hoffen. Kommen die nicht zusammen, geht das Theater von vorne los."
"Alte weiße Männer bestimmen, dass junge Männer gemustert werden", kommentiert der REUTLINGER GENERAL-ANZEIGER und führt aus: "Dann noch ein Losverfahren, das nicht nur von Verteidigungsexperten höchst kritisch gesehen wird und eine erhöhte Vergütung sowie ein Führerscheinbonus, welche vornehmlich einkommensschwache Schichten anziehen werden, wenn man ehrlich ist. Nach einem gerechten System hört sich das nicht an."
Die FREIE PRESSE aus Chemnitz hebt hervor: "Jenseits dieser Koalitionsplänkelei bleibt der tiefe Einschnitt in das Leben einer oder mehrerer Generationen. Das von manchen unterstellte begeisterte Kriegsgeschrei gibt es nicht. Vielmehr ist Trauer angebracht. Trauer über den Verlust deutlich sorgloserer Zeiten für die Jugend."
