
"Warum sprechen Menschen Sätze, obwohl auf deren Weg vom Großhirn zur Zunge die innere Stimme warnt: 'Lass es'?", fragt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG und meint: "Etwas rätselhaft ist es ja schon, dass der exponierteste Mann des Landes nicht einmal provoziert werden muss, um sich Debatten aufzuhalsen, die so bereichernd sind wie Fußpilz in der Sauna."
Die VOLKSSTIMME aus Magdeburg fügt hinzu: "Der Kanzler müsste nur mal seine Zunge hüten, bis die Gedanken zum diplomatisch vertretbaren Ausspruch gereift sind. Er ist nicht auf einem sauerländischen Volksfest, sondern bewegt sich im Sinne von 80 Millionen Deutschen."
Der MÜNCHNER MERKUR staunt: "Auf einem Kurztrip zur Weltklimakonferenz nach Belém eben mal ganz Brasilien gegen sich aufzubringen, das muss man erst mal schaffen."
Die WESTDEUTSCHE ZEITUNG aus Düsseldorf argumentiert: "Die neue Empörungswelle läuft durch das Land. Natürlich ist das eine weitere sauerländische und unterkomplexe Ungeschicklichkeit, die Merz in den Griff bekommen muss. Aber, bitte, auch keine neue Staatskrise, die manche Medien sofort ausriefen."
Die neuerliche Verschiebung der Eröffnung von Stuttgart 21 beschäftigt die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG: "Große Infrastrukturprojekte sind Weltwunder geworden – in Sachen Planung, Dauer, Verfahren. Das größte Wunder wäre eine fristgerechte und einwandfreie Fertigstellung."
Die STUTTGARTER NACHRICHTEN monieren: "Eines ist gewiss: Die Hiobsbotschaft von der Verzögerung ist ein schwarzer Tag für Stuttgart und für alle Bahnfahrer in der Stadt, in der Region und darüber hinaus."
Die RHEIN-NECKAR-ZEITUNG aus Heidelberg mutmaßt: "Vielleicht steht die Zahl 21 gar nicht für das längst vergangene Jahr 2021. Vielleicht ist damit einfach das 21. Jahrhundert gemeint. Und schon befände sich die Bahn locker im Zeitplan."
Die LUDWIGSBURGER KREISZEITUNG analysiert: "Bei hochkomplexen Vorhaben läuft nie alles so wie geplant. Wenn ein Großprojekt aber nur noch aus Fehlplanungen, Pannen bei der digitalen Technologie, Schwierigkeiten bei der Geologie und Streitigkeiten der Partner besteht, ist es an der Zeit, zu sagen: Dieses Projekt ist von vorn bis hinten vermurkst. Hätte man all das beim Stuttgart-21-Referendum im Jahr 2011 gewusst, wäre es mit großer Wahrscheinlichkeit anders ausgefallen."
Und der SÜDKURIER aus Konstanz befindet: "Die neue Bahn-Chefin Palla hat die Reißleine gezogen. Diese Entscheidung verdient Respekt. Schlimmer als die Verschiebung wäre nur eine Eröffnung gewesen, die sofort im Debakel endet. Pallas Entscheidung wirft indes ein noch verheerenderes Bild auf ihre Vorgänger."
