
"Gezeigt hat die Regierung aus CDU, CSU und SPD tatsächlich nur, dass sie in der Lage ist, sich zu einigen, solange es etwas zu verteilen gibt. Merz wirkt in seinen ersten Regierungsmonaten wie ein Familienvater, der sich denkt: 'Ich kaufe allen zu Weihnachten noch einmal richtig große Geschenke – danach reicht das Geld eh nicht mehr.' Der Härtetest für Merz und Finanzminister Lars Klingbeil kommt erst im nächsten Jahr. Dann müssen sie zeigen, ob sie auch sparen und ihre eigenen Parteien für schmerzhafte Strukturreformen gewinnen können. Gelingt es ihnen nicht, wird das schlimme Folgen haben."
Die NÜRNBERGER NACHRICHTEN vermuten:
"Die großen Baustellen kommen erst noch, da war vieles von dem, was bisher gebaut wurde, allenfalls das Fundament: Rente, stabile Kassenbeiträge, nach denen es aktuell nicht aussieht – da ist viel anzupacken, was eigentlich Meisterleistungen erfordert."
Auch die RHEIN-ZEITUNG aus Koblenz rechnet mit schwierigen Zeiten:
"Die Frage ist längst nicht mehr, ob sich die Koalitionsspitzen einigen. Das tun sie, oder sie werden es noch tun. Die Frage ist, ob die sie tragenden Bundestagsfraktionen auch mitgehen. Der erbitterte Streit um das Rentenpaket hat gezeigt, wie kompliziert dies geworden ist."
Die neue Bahnchefin Palla hat heute ihre Umbaupläne für den Konzern vorgestellt. Die FRANKFURTER RUNDSCHAU spricht von einem überfälligen Schritt:
"Die Zentrale wird weitgehend entmachtet. Entscheidungen werden dort getroffen und verantwortet, wo die Beschäftigten sie auch umsetzen. Der Plan der seit zehn Wochen amtierenden Vorstandschefin Evelyn Palla erscheint angesichts vieler verfestigter Strukturen im Bahnkonzern gewagt. Doch sie hat schon auf ihrem alten Posten als Vorständin des Regionalverkehrs bewiesen, dass dezentrale Entscheidungsstrukturen erfolgreicher sein können. Gelingt es ihr, dieses Konzept auf den gesamten Konzern mit seinen gut 220.000 Beschäftigten zu übertragen, wird sie als erfolgreichste Vorstandschefin seit der Bahnreform 1994 in die Unternehmensgeschichte eingehen."
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG empfíehlt:
"Palla muss aufpassen, dass sie bei all den Umbauten das Wichtigste nicht vergisst. Noch dringender als die Strukturen muss sich bei der Bahn die Unternehmenskultur ändern. Viele Mitarbeiter sind erschöpft und frustriert, sie klagen über viel zu lange Schichten und fehlende Wertschätzung. Palla muss eine Kultur schaffen, in der Führungskräfte Probleme wirklich angehen und aus lauter Einzelkämpfern wieder Teams werden."
