" Da machen wir eine Lupe hier vorne dran. "
Ein knapp drei Zentimeter großer grünlich-blauer Bronze-Adler mit angelegten Flügeln liegt in Frank Willers Hand. Der Restaurator des Rheinischen Landesmuseums in Bonn und die Ausgrabungstechnikerin Petra Krebs stehen um eine Glasvitrine herum und überlegen, wie sie den antiken Schmuckanhänger am besten präsentieren können.
" Was für feine geschnittene Details der hat in seiner Ausarbeitung! -
Ja der ist schon toll!
Also da sind ja so die Wimpern sogar angedeutet, die Federn.
Man hat auch den Eindruck, der grinst ein wenig.
Man muss sich natürlich vorstellen, jetzt ist er korrodiert, aber als der getragen wurde als Anhänger, hat er ja golden geglänzt. Das sah natürlich schon beeindruckend aus.
Ja, messingfarben, nicht? Das vergisst man immer, wenn die Gegenstände dann doch grünlich sind im Museum, so patiniert? "
Der kleine Adler ist eines der Prunkstücke der heute beginnenden Ausstellung. Sie zeigt, was Archäologen bis ins vergangene Frühjahr auf dem Baugrundstück des United Nations Congress Centers im Bonner Regierungsviertel ausgegraben haben. Die Forscher schwärmen - doch die antike Besitzerin scheint des Schmückstücks überdrüssig gewesen zu sein: Es lag in einer Abfallgrube. Ein Glück für die Archäologen, genau wie die Tatsache, dass sie in eine zivile römische Siedlung, einen Vicus, blicken konnten, sagt Cornelius Ulbert, der die Ausgrabung geleitet hat.
" Man kann schon sagen, dass wir mit der Grabung ein Herzstück des Vicus erfasst haben. Eben einen öffentlichen Bereich mit Tempel und dem Monumentalbau, und das wusste man einfach bisher nicht, dass es so was in diesem Vicus gibt. In Nordrhein-Westfalen neben Xanten und Zülpich ist es jetzt das dritte öffentliche Bad, und deswegen hat man sich auch alle Mühe gegeben, dieses Bad zu erhalten und der Öffentlichkeit zu präsentieren. "
Die ausgegrabenen Gebäudereste legen nahe, dass der Bonner Vicus bedeutender war, als das bisher angenommen wurde. Der Tempel, das Bad und ein monumentaler Bau mit einer mächtigen Säulenreihe überblickten von einer Anhöhe am südlichen Rand der Siedlung aus den Rhein. Welche Funktion der Monumentalbau hatte - darüber rätseln die Wissenschaftler noch. Fest steht aber, dass der Bonner Vicus so etwas wie städtisches Flair gehabt haben muss, denn Bad, Tempel und Theater - diese drei öffentlichen Gebäude musste jede römische Stadt haben. Allerdings: Stadtrechte fehlten dem Bonner Vicus. Außerdem erstaunlich: Direkt neben dem Tempelbezirk fanden die Archäologen eine Art antikes Industriegebiet: Handwerkerhäuser mit Werkstädten.
" Wir haben ja diese Streifenhäuser, also wir haben Schmied, Glasbläser und einen Töpfer, das sind ja alles feuergefährliche Betriebe, und wir haben oberhalb von den Streifenhäusern auch riesige Abfallhalden, also kein sonderlich gutes Viertel. "
Es lag etwas unterhalb des Tempelbezirks, dort wo eine belebte Straße durch eine Senke hinab zum Fluss führte, sagt Ulbert.
" Das bietet sich natürlich an, dass da unten am Ende der Senke, vielleicht am Rhein ein kleiner Hafen war oder zumindest eine Anlegestelle. Und das würde natürlich auch erklären, warum dann eben innerhalb dieser Senke eine befahrbare Straße war - wir haben ja Reste der Straßendecke gefunden, die Fahrspuren aufweist, die zur Hauptstraße des Vicus hochführt. "
Vor rund 1900 Jahren siedelten sich im heutigen Bonner Stadtteil Gronau Römer an - Zivilisten im Gefolge der Legionäre, die gut fünf Kilometer rheinabwärts das Militärlager Castra Bonnensia errichtet hatten, das in diesem Teil der römischen Provinz Niedergermanien zum Verteidigungswall Limes gehörte. Der Vicus erstreckte sich entlang der Römerstraße, die bis heute Köln mit Koblenz verbindet.
Knapp vier Hektar konnten die Archäologen in Bonn erforschen, und damit Reste vergangener Zeiten vor dem Bagger retten - die größte Ausgrabung in einem Vicus in Deutschland überhaupt. Ob sie weitere Gelegenheiten bekommen, hängt nicht von ihrem Forscherdrang ab, sagt Ulbert:
" Das kommt drauf an, ob es wieder neue Bauvorhaben gibt in Bonn. Man gräbt ja heutzutage nicht mehr - also wir nannten das früher Lustgrabungen, reine Forschungsgrabungen, sondern um zu verhindern, dass es für immer verschwindet. "
Für Lustgrabungen fehlt das Geld - und es stehen Häuser im Weg.
Die Ausstellung im Rheinischen Landesmuseum in Bonn wird noch bis Februar gezeigt.
Ein knapp drei Zentimeter großer grünlich-blauer Bronze-Adler mit angelegten Flügeln liegt in Frank Willers Hand. Der Restaurator des Rheinischen Landesmuseums in Bonn und die Ausgrabungstechnikerin Petra Krebs stehen um eine Glasvitrine herum und überlegen, wie sie den antiken Schmuckanhänger am besten präsentieren können.
" Was für feine geschnittene Details der hat in seiner Ausarbeitung! -
Ja der ist schon toll!
Also da sind ja so die Wimpern sogar angedeutet, die Federn.
Man hat auch den Eindruck, der grinst ein wenig.
Man muss sich natürlich vorstellen, jetzt ist er korrodiert, aber als der getragen wurde als Anhänger, hat er ja golden geglänzt. Das sah natürlich schon beeindruckend aus.
Ja, messingfarben, nicht? Das vergisst man immer, wenn die Gegenstände dann doch grünlich sind im Museum, so patiniert? "
Der kleine Adler ist eines der Prunkstücke der heute beginnenden Ausstellung. Sie zeigt, was Archäologen bis ins vergangene Frühjahr auf dem Baugrundstück des United Nations Congress Centers im Bonner Regierungsviertel ausgegraben haben. Die Forscher schwärmen - doch die antike Besitzerin scheint des Schmückstücks überdrüssig gewesen zu sein: Es lag in einer Abfallgrube. Ein Glück für die Archäologen, genau wie die Tatsache, dass sie in eine zivile römische Siedlung, einen Vicus, blicken konnten, sagt Cornelius Ulbert, der die Ausgrabung geleitet hat.
" Man kann schon sagen, dass wir mit der Grabung ein Herzstück des Vicus erfasst haben. Eben einen öffentlichen Bereich mit Tempel und dem Monumentalbau, und das wusste man einfach bisher nicht, dass es so was in diesem Vicus gibt. In Nordrhein-Westfalen neben Xanten und Zülpich ist es jetzt das dritte öffentliche Bad, und deswegen hat man sich auch alle Mühe gegeben, dieses Bad zu erhalten und der Öffentlichkeit zu präsentieren. "
Die ausgegrabenen Gebäudereste legen nahe, dass der Bonner Vicus bedeutender war, als das bisher angenommen wurde. Der Tempel, das Bad und ein monumentaler Bau mit einer mächtigen Säulenreihe überblickten von einer Anhöhe am südlichen Rand der Siedlung aus den Rhein. Welche Funktion der Monumentalbau hatte - darüber rätseln die Wissenschaftler noch. Fest steht aber, dass der Bonner Vicus so etwas wie städtisches Flair gehabt haben muss, denn Bad, Tempel und Theater - diese drei öffentlichen Gebäude musste jede römische Stadt haben. Allerdings: Stadtrechte fehlten dem Bonner Vicus. Außerdem erstaunlich: Direkt neben dem Tempelbezirk fanden die Archäologen eine Art antikes Industriegebiet: Handwerkerhäuser mit Werkstädten.
" Wir haben ja diese Streifenhäuser, also wir haben Schmied, Glasbläser und einen Töpfer, das sind ja alles feuergefährliche Betriebe, und wir haben oberhalb von den Streifenhäusern auch riesige Abfallhalden, also kein sonderlich gutes Viertel. "
Es lag etwas unterhalb des Tempelbezirks, dort wo eine belebte Straße durch eine Senke hinab zum Fluss führte, sagt Ulbert.
" Das bietet sich natürlich an, dass da unten am Ende der Senke, vielleicht am Rhein ein kleiner Hafen war oder zumindest eine Anlegestelle. Und das würde natürlich auch erklären, warum dann eben innerhalb dieser Senke eine befahrbare Straße war - wir haben ja Reste der Straßendecke gefunden, die Fahrspuren aufweist, die zur Hauptstraße des Vicus hochführt. "
Vor rund 1900 Jahren siedelten sich im heutigen Bonner Stadtteil Gronau Römer an - Zivilisten im Gefolge der Legionäre, die gut fünf Kilometer rheinabwärts das Militärlager Castra Bonnensia errichtet hatten, das in diesem Teil der römischen Provinz Niedergermanien zum Verteidigungswall Limes gehörte. Der Vicus erstreckte sich entlang der Römerstraße, die bis heute Köln mit Koblenz verbindet.
Knapp vier Hektar konnten die Archäologen in Bonn erforschen, und damit Reste vergangener Zeiten vor dem Bagger retten - die größte Ausgrabung in einem Vicus in Deutschland überhaupt. Ob sie weitere Gelegenheiten bekommen, hängt nicht von ihrem Forscherdrang ab, sagt Ulbert:
" Das kommt drauf an, ob es wieder neue Bauvorhaben gibt in Bonn. Man gräbt ja heutzutage nicht mehr - also wir nannten das früher Lustgrabungen, reine Forschungsgrabungen, sondern um zu verhindern, dass es für immer verschwindet. "
Für Lustgrabungen fehlt das Geld - und es stehen Häuser im Weg.
Die Ausstellung im Rheinischen Landesmuseum in Bonn wird noch bis Februar gezeigt.